FC Bayern kurz vor Verpflichtung von Matthijs de Ligt
Noch fehlte Matthijs de Ligt, als Bayern Münchens Starensemble um Sadio Mané am Montag am Münchner Flughafen eintraf. Der Start der USA-Werbetour mit Destination Washington fand zunächst ohne den designierten Münchner Abwehrboss statt. Erst am Abend, als sich der deutsche Fußball-Rekordmeister ohne den wegen Knieproblemen zurückgebliebenen Leon Goretzka über dem Atlantik befinden sollte, wurde der niederländische Nationalspieler in der bayerischen Landeshauptstadt erwartet. Medizincheck, Unterschrift unter den millionenschweren Fünfjahresvertrag und Abflug am Dienstag: so lauten im Idealfall die weiteren Programmpunkte des 22-Jährigen. Der Transfer ist der nächste Sommer-Coup von Sportvorstand Hasan Salihamidzic.
Einziger Wermutstropfen aus bayerischer Sicht war am Montag, dass Nationalspieler Goretzka aufgrund einer Knieoperation wohl „sechs bis acht Wochen“ ausfällt, wie der TV-Sender Sky berichtete. Den Supercup bei Pokalsieger RB Leipzig am 30. Juli wird der 27-Jährige demnach ebenso verpassen wie den Bundesliga-Auftakt am 5. August bei Eintracht Frankfurt. Goretzka hatte bereits von Dezember 2021 bis März 2022 wegen einer Knieverletzung pausiert.
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Ungeachtet der neuen Verletzungssorgen lösen sich die Wechselgerüchte beim FC Bayern langsam aber sicher auf. Nach dem Verkauf von Torjäger Robert Lewandowski und der Vertragsverlängerung von Serge Gnabry steht in de Ligt der nächste Mega-Transfer unmittelbar vor dem Abschluss. Der Abgang von Lewandowski zum FC Barcelona dürfte den finanziellen Spielraum der Münchner erhöht und den zweitteuersten Einkauf der Club-Historie beschleunigt haben. Schon am Mittwoch könnte de Ligt im ersten Bayern-Testspiel auf dem einwöchigen USA-Trip gegen D.C. United erstmals das FCB-Trikot tragen.
70 Millionen Euro plus zehn weitere an Bonuszahlungen haben Juve dem Vernehmen nach überzeugt. Mit Lucas Hernández (80 Millionen Euro) stellt de Ligt nun das teuerste Abwehr-Duo der Welt. Bayern-Boss Oliver Kahn bezeichnete den Niederländer als „sehr interessanten Spieler, auch von seiner Mentalität her“. Was der Verteidiger einbringen könnte? Übersicht in der Spieleröffnung, Gelassenheit am Ball, robuste Abwehrarbeit – und natürlich Führungsqualität.
Der Wechsel des auch vom FC Chelsea umworbenen Verteidigers lässt die Kritik an der Transferpolitik von Salidhamidzic wohl endgültig verstummen. Wurde der 45-Jährige auf der Meisterfeier im Mai noch ausgebuht, könnte seine Transferbilanz mittlerweile kaum besser sein. Erst lotste der Sportvorstand in Noussair Mazraoui, Ryan Gravenberch und Mané einen namenhaften Spieler nach dem anderen nach München. Dann folgte der gewinnbringende Verkauf der Transfer-Flops Omar Richards und Marc Roca – und jetzt der De-Ligt-Hammer. Das Ansehen des Sportvorstands ist mehr als aufpoliert. Es glänzt.
Die Münchner vermissen seit dem ablösefreien Abschied von David Alaba im vergangenen Jahr zu Real Madrid einen Chef in der Abwehr, der auch seine Nebenleute führt. Der von RB Leipzig für 42,5 Millionen Euro verpflichtete Dayot Upamecano war in seiner ersten Bayern-Saison zu unbeständig. Hernandez, der auch als linker Außenverteidiger aufläuft, ist nicht der Kommandogeber in der Abwehrreihe. Süle war es auch nicht. Dafür sieht sich Benjamin Pavard, bislang rechter Außenverteidiger, in der Innenverteidigung besser aufgehoben.
Wer muss für de Ligt weichen?
De Ligt könnte zur neuen Führungsfigur in der Abwehr reifen. Schon mit 18 Jahren wurde er Kapitän von Ajax und war unverzichtbarer Bestandteil der Amsterdamer, die in der Saison 2018/19 erst im Halbfinale der Champions League an Tottenham Hotspur scheiterte. Rechtsverteidiger Mazraoui gehörte damals ebenfalls zu dieser jungen Mannschaft.
Nach dem De-Ligt-Transfer sind die Münchner im Abwehrzentrum überbesetzt. Benjamin Pavard, Upamecano, Tanguy Nianzou, Chris Richards – einen von ihnen dürfte es treffen. Bei Weltmeister Pavard laufen wohl bereits Gespräche. Neben einer Vertragsverlängerung steht auch ein vorzeitiger Abgang im Raum. Auch ein Verkauf von Dayot Upamecano, dem nur noch die Joker-Rolle in der Innenverteidigung bleiben dürfte, scheint möglich. Wen es am Ende trifft, hängt natürlich auch von den Angeboten ab, welche die Münchner erhalten. (dpa)