„Jammern nützt nichts“: So wollen die BR Volleys das Pokal-Desaster vermeiden

Es ist eine Frage, auf die auch Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys, keine eindeutige Antwort weiß: Ist es spannender, wenn die Favoriten eines Wettbewerbs gleich am Anfang aufeinandertreffen oder erst im Finalspiel? Sein Verein ist nämlich am Samstag direkt in der ersten Runde auswärts gegen den Dauerrivalen VfB Friedrichshafen gefragt (20 Uhr).

„Das hat Vorteile und Nachteile“, sagt Niroomand. „Im Pokal zählt nur der erste Platz. Ökonomisch ist es für einen Verein vielleicht sogar besser, früh rauszufliegen anstatt kurz vor dem Ende. Dann entspannt sich der Terminkalender und man kann sich auf die anderen Wettbewerbe konzentrieren.“

Das ist aber natürlich nicht der Anspruch seines Klubs. Der will den Pokal verteidigen, nachdem er ihn in der vergangenen Saison im Finale gegen Düren gewonnen hatte. „Das ist eine ganz besondere Bühne für den Verein.“ Im vergangenen Jahr waren rund 10.000 Zuschauende beim Finale dabei. Allein aus Düren reisten über 1000 Fans nach Mannheim. „Das ist im europäischen Volleyball womöglich einzigartig. Für das Image und unter sportlichen Gesichtspunkten ist der Wettbewerb wichtig für uns.“

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Mal wurden die BR Volleys bereits Pokalsieger.

Dass die Volleys in der vergangenen Saison den Pokal gewannen, ist alles andere als selbstverständlich. Sechsmal gewannen sie bislang die Trophäe, im Vergleich dazu wurden sie bereits dreizehnmal Deutscher Meister. „Der Pokal ist nicht unser Wettbewerb“, hatte Niroomand vor einigen Jahren gesagt. In der Saison 2020/21 waren sie bereits im Viertelfinale gegen die Netzhoppers ausgeschieden. In der darauffolgenden Saison unterlagen sie im Halbfinale gegen Friedrichshafen. Erst in der vergangenen Saison klappte es dann endlich wieder.

Könnte der Pokal womöglich doch noch der Wettbewerb der Volleys werden? „Das kann man nach einem einmaligen Erfolgserlebnis so nicht sagen“, meint Niroomand. „Wir müssen den Erfolg mindestens einmal wiederholen.“

Das Spitzenspiel kommt zum falschen Zeitpunkt

Einfach wird das allerdings nicht, denn die Volleys trainieren erst seit wenigen Wochen gemeinsam. Viele Spieler waren im Sommer mit den Nationalmannschaften unterwegs und kämpfen noch mit Blessuren, die zumeist aus der hohen Belastung resultieren. „Wir haben tagtäglich mit Verletzungen zu tun“, berichtet Niroomand. Die Spieler würden regelmäßig Zustandsberichte geben, die deutlich schlechter ausfielen als noch in den vergangenen Jahren. „Da heißt es häufig: Ich fühle mich nicht gut oder bin müde. Einige müssen immer noch Trainingsrückstände aufholen, die durch Verletzungen entstanden sind.“

Insgesamt komme das Spitzenspiel gegen den VfB Friedrichshafen für die Mannschaft daher zum falschen Zeitpunkt, so Niroomand. „Aber jammern nützt nichts. Wir müssen es so nehmen, wie es ist.“ Beim Bounce House Cup vor wenigen Wochen gelang es den Volleys recht souverän, sich mit 3:0 gegen den VfB durchzusetzen. Denn auch der Dauerrivale muss sich als Team erst noch finden, nachdem in dieser Saison zahlreiche Spieler verpflichtet wurden.

VfB-Trainer Mark Lebedew sieht dennoch Chancen, die Berliner zu schlagen. „Wir haben Potenzial, ich bin optimistisch. Meine Spieler haben jetzt einen direkten Einblick erhalten“, sagte er nach dem Spiel beim Bounce House Cup. Den Volleys dürfte am Samstag die Breite ihres Kaders zugutekommen, ebenso wie die individuelle Qualität der Spieler.

Niroomand, der zumeist nicht nur seine Mannschaft, sondern auch die gesamte Liga im Blick hat, kann dem „Lospech im Pokal“, wie er selbst nennt, aber auch sportlich gesehen etwas Positives abgewinnen. „So entsteht Platz, damit andere Vereine auf sich aufmerksam machen können, wenn Berlin oder Friedrichshafen früh rausfliegen.“ Und ob am Ende überhaupt einer der Spitzenreiter in der Endrunde steht, ist ohnehin fraglich. Erst vor drei Jahren verpassten beide den Einzug.