Nach Aussage zu ultraorthodoxen Juden : Precht bittet um Entschuldigung, Lanz fühlt sich nach Vorwürfen „wirklich verletzt“
Es war dringend notwendig und es ist schnell geschehen. Richard David Precht und Markus haben die heftige Kritik an der letzten Ausgabe ihres Podcasts „Lanz & Precht“ aufgenommen und in einer vorgezogenen, der 111. Ausgabe, aufgearbeitet.
Precht hatte am vergangenen Freitag gesagt, ihre Religion verbiete es ultraorthodoxen Juden zu arbeiten. „Ein paar Sachen, wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen.“ Markus Lanz stimmte der Feststellung zu. Das ZDF entfernte die Passage und bedauerte, dass die Äußerung zu Kritik geführt habe.
Heftige Kritik
Lanz & Precht waren als Folge der falschen Behauptung heftiger Empörung ausgesetzt, die so weit ging, die beiden als „Antisemiten“ zu bezeichnen.
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Er sei sehr überrascht über die Heftigkeit der Anwürfe, sagte Lanz im neuen, veröffentlichten Podcast, der 24 Minuten und damit deutlich kürzer als übliche „Lanz & Precht“-Folgen dauert. „Das hat mich wirklich verletzt“, sagte der ZDF-Moderator.
Richard David Precht betonte seinerseits, dass der von ihm gesagte und zurecht viel kritisierte Satz sachlich falsch ist und er möchte sich bei allen Menschen, deren Gefühle er damit verletzt hat, entschuldigen. Das war eindeutig und ließ keinen Raum für Zweifel an der Ehrlichkeit der Entschuldigung.
Beide Gesprächspartner betonten überdies, dass in Zeiten wie diesen für Zweideutigkeiten gerade kein Raum sei. Die angesprochenen Themen seien zu sensibel, um ungenau sein zu dürfen.
Markus Lanz fühlte sich offenbar auch herausgefordert, seinen Podcast-Partner vom Verdacht, ein Antisemit zu sein, reinzuwaschen. „Du bist alles, aber sicher kein Antisemit“. Und beide fühlten sich zum unter Druck, ihr vertieftes Interesse an Judentum, Israel und den Palästinensern herauszustreichen. Lanz beispielsweise führte seine TV-Reportagen in Nahost an und berichtete von einem Gespräch mit der Autorin Deborah Feldman („Unorthodox“) über die (Arbeits)-Situation der (ultra-)orthodoxen Juden in Israel.
Das hat mich wirklich verletzt
Markus Lanz
Das war in der Tat erhellend und ließ die Frage hochkommen, ob solche Gespräche nicht gleich in den Podcast aufgenommen werden sollten statt mit eigener Expertise Halbwissen zu verbreiten. Precht erzählte, dass in seinem neusten Philosophie-Band eine große Zahl von großen jüdischen Philosophen berücksichtigt würden. Auch sei er jüngst im New Yorker Stadtviertel Williamsburg, einem Hotspot orthodoxer Juden, und im Diamantenviertel von Antwerpen gewesen. Der Philosoph und der Moderator wollten unbedingt nachweisen, dass sie wissen, wovon sie ihrem nachgefragten Podcast sprechen.
Im aktuellen Podcast blieb es nicht bei der Aufarbeitung der missglückten Passage. Markus Lanz erinnerte an einen Besuch des Politikers Gregor Gysi in seiner ZDF-Talksendung. Gysi sagte das inkriminierte N-Wort. Daraus, so Lanz, hätte er einen Skandal machen können. Hat er aber nicht.
Es musste der Eindruck entstehen, als wollte Lanz insinuieren, was aus den missglückten Sätzen von Richard David Precht in der Öffentlichkeit nicht hätte werden müssen – öffentliche Aufregung eben. Da wollte Precht nicht zurückstehen. Nicht zum ersten Mal führte er Klage darüber, wie in der heutigen Medienlandschaft Dinge dekontextualisiert würden, sprich aus dem notwendigen Zusammenhang gerissen würden. „Der Stab wird zu schnell gebrochen“, assistierte Lanz.
Da war die 24. Minute und der Enschuldigungs-Podcast an sein Ende gekommen. Zum Glück für die beiden, denn es hat nicht viel gefehlt und sie hätten ihren Klartext mit Fragezeichen versehen.