Mannheim ist geschlagen, jetzt kann München kommen
Selten quakte die Schlusssirene in der Arena am Ostbahnhof so wohltuend wie am Donnerstagabend. Wieder mal hat diese Eisbären-Generation im entscheidenden Moment kühlen Kopf bewahrt und das fünfte Spiel der Halbfinalserie gegen die Adler Mannheim mit 3:0 (0:0, 1:0, 2:0) für sich entschieden. Der anschließende Jubel muss aber noch dezenter als ohnehin in den Play-offs ausfallen. Denn schon am Freitag – etwa 21 Stunden später nach der Erlösung – empfangen die Berliner um 19.30 Uhr Red Bull München zum Finalauftakt. Somit bleibt also nur eine halbe Nacht, um die arg strapazierten Akkus wieder halbwegs aufzuladen.
Beiden Mannschaften war anzumerken, dass dieses Alles-oder-nichts-Spiel nervlich eine besondere Belastung bedeutet. Nachdem sie die letzten beiden Spiele verloren haben, hätte man vielleicht meinen können, dass die Eisbären in der Anfangsphase druckvoller agieren. Im Fokus stand eindeutig die Fehlervermeidung. Das galt auch für die Gäste, die in den Spielen drei und vier jeweils recht früh in Führung gegangen waren. In diesem fünften Spiel hatte ihnen Trainer Mike Stewart eine deutlich defensivere Gangart verordnet.
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Entsprechend mangelte es an hochkarätigen Chancen in der frühen Phase. Ein Lattentreffer von Eisbär Matt White in Überzahl und ein Adler-Schuss von Borna Rendulic, der die Berliner Latte touchierte, waren die aufregendsten Momente im ersten Drittel. Ansonsten zeigte sich einmal mehr, dass die Spiele in der K.-o.-Phase – noch dazu von dieser Tragweite – durch kleine Aussetzer entschieden werden. Dass in allen bisherigen Spielen das unterlegene Team mindestens drei Tore erzielt, ist unüblich.
Unmittelbar nach der Pause erhöhte sich die Dramatik dann aber. 43 Sekunden nach dem ersten Bully im Mitteldrittel passte Kevin Clark in einer Kontersituation zu Manuel Wiederer, dessen erster Schuss noch an den Schonern des Mannheimer Torwarts abprallte, den Rebound aber verwandelte der Stürmer, der in diesen Play-offs regelrecht über sich hinauswächst.
Natürlich erhöhte sich damit auch das Energielevel in der Arena. Allerdings nicht ganz so gewaltig, wie man es vielleicht hätte erwarten können angesichts der Bedeutung dieser Partie 10 035 Zuschauende waren über 4000 weniger, als Plätze zur Verfügung standen. Das wäre selbst unter der Woche in früheren Begegnungen undenkbar gewesen. Ein Signal, dass es Zeit und Mühe braucht, um Besucher zurückzuholen.
Dabei lieferten sich die beiden Mannschaften auch bei diesem fünften einen höchst spannenden Schlagabtausch, der bis auf die Tore alles zu bieten hatte, was Eishockey auszeichnet. Denn nach der Berliner Führung erhöhten die Gäste merklich den Druck, die Berliner mussten sich in die Zweikämpfe werfen und ihre Schläger langmachen.
Mathias Niederberger erwischte einen starken Tag
Glücklicherweise hatte Torwart Mathias Niederberger seinen besten Dank in dieser Serie. Den entscheidenden Nadelstich ins Finale setzte schließlich Blaine Byron in der 46. Minute. In einer recht offenen Phase hämmerte der beste Berliner Play-off-Scorer den Puck erst an die Latte und verwandelte dann den Abpraller. Byron war es auch, der in der letzten Minute alles klarmachte mit einem Treffer ins leere Tor. Aus Berliner Sicht fielen die Scheiben an diesem Abend sehr günstig. Was in der Arena natürlich niemanden störte. Denn trotz der irrsinnig kurzen Regenerationszeit vor dem ersten Duell mit München durfte gefeiert werden über einen erneuten Sieg in diesem so hitzigen Vergleich.
Zum fünften Mal im achten Vergleich gegen Mannheim siegten die Berliner. Bei den Verlierern sagte Verteidiger Korbinian Holzer: „Wir haben einfach einen Fehler zu viel gemacht.“ Was wiederum hieß: Die Berliner hatten alles richtig gemacht.