Musikalischer Silberstreif
Frechheit! Wie kann es eine Band mit dem lächerlichen Namen „Easy Life“ wagen, inmitten der pandemischen Zerrüttung ein Album mit dem verhöhnenden Titel „Life’s A Beach“ (Island/Universal) zu veröffentlichen?
Das noch dazu einen musikalischen Silberstreif nach dem nächsten an den wolkenverhangenen Maihimmel zaubert und mit einer lässigen Leichtigkeit die Gehörgänge erobert, als sei SARS-CoV-2 nur ein Hangover nach der Party des Lebens.
„Es ist eine Platte, die sich wünscht, irgendwo anders als hier zu sein, die aber gleichzeitig auf eine triste Mittelengland-Existenz fixiert ist“, erklärt Sänger Murray Matravers den Spagat. Und da möchte man dann doch wieder milde lächeln.
Tauscht man Mittelengland gegen Mitten-in-der-Pandemie, haben wohl nie so viele Menschen gleichzeitig diesen Wunsch verspürt. Das heißerwartete Debütalbum der hip gekleideten, fünfköpfigen Band aus Leicester liefert die Songs zu einer hoffentlich zeitnah wiedergewonnenen Unbeschwertheit.
Die Story ist ganz einfach: raus aus Mittelengland
Mit Lockdown kennt sich Matravers aus. Aufgewachsen auf einer Truthahnfarm in den englischen Midlands. Kiffen als einziger Zeitvertreib. Schule abgebrochen. Milkshake- und Backkartoffel-Verkäufer. Die Band als Fluchtwagen aus dem Prekariat.
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Seit 2017 haben Easy Life dabei eine Schneise aus introspektiven, eskapistischen Außenseiter-Pop-Hymnen geschlagen. Mehrere Mixtapes und EPs zeugen von einem Talent für Songwriting mit ausgereiften Melodien und schlauem Storytelling.
Wie selbstverständlich verweben sie auch auf „Life’s A Beach“ Hip- Hop-Beats mit Indie-Gitarren, R&B-Anleihen mit elektronischen Elementen. Auf diesem schwerelosen Sound breitet Matravers seine Texte aus. Der Flow erinnert dabei an den früh verstorbenen Ausnahmerapper Mac Miller.
Die Musik fließt wie bei Mac Miller
Ein Philosoph, der das Erhabene im Alltäglichen findet. Oder wie der Sänger von Easy Life es ausdrückt: „Diese Platte ist aus der Produktivität des Müßiggangs geboren.“ Die Feier des Individualismus wird dabei stets von der Auseinandersetzung mit Depressionen, enttäuschten Erwartungen, Alb- und Tagträumen begleitet.
Immer wieder schwappt das Meer als Metapher für das bessere Leben herein. „Life’s too short to give a shit, don’t let the seagull steal your chips“, heißt es in „Have A Great Day“.
Bei aller Leichtigkeit schwingt hier die Melancholie des Anblicks von Mallorca-Touristen mit, die sich im Jahresurlaub volllaufen lassen.
Doch für 34 Minuten Eskapismus folgt man Easy Life gerne an die Küste. Wenn man danach den Sand aus den Bürosocken klopft, wird deutlich, dass unter dem Pflaster nicht der Strand liegt. Vielmehr ist es der Strand, der ein kleines Pflaster auf unsere wunden Seelen klebt.