Ironman der Frauen auf Hawaii: Haug und Philipp sorgen für deutsches Doppelpodium
Zufrieden lächelnd klatschte Anne Haug auf den letzten Metern ihrer packenden Aufholjagd mit den Zuschauern ab, Laura Philipp grinste schon weit vor dem Ziel und riss immer wieder die Arme nach oben. Mit den Plätzen zwei und drei sorgten die beiden Profi-Triathletinnen aus Bayreuth und Heidelberg für das erste deutsche Ironman-Doppelpodium der Frauen bei der WM in Hawaii.
Geschlagen geben mussten sich Haug und Philipp im Ziel in Kailua-Kona nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen nur der Britin Lucy Charles-Barclay. Und dennoch herrschte ungetrübte Freude. „Das ist ein mega deutsches Ergebnis“, sagte Haug der ARD.
Charles-Barclay feierte nach vier zweiten Plätzen diesmal einen beeindruckenden Sieg. Sie hatte schon beim Schwimmen die Führung übernommen und gab sie nicht mehr ab. In 8:24:31 Stunden stellte sie am Samstag (Ortszeit) auch noch einen Streckenrekord auf. Für Haug, die den schnellsten Marathon lief, war es nach dem eigenen Sieg 2019, als sie Charles-Barclay noch eingeholt hatte, und drei dritten Plätze der erste Vizerang. „Sehr müde, sehr müde, aber überglücklich“ sei sie – und hoffe nun, erstmal etwas zu essen zu finden.
Für Philipp war es nach den vierten Plätzen 2019 und vor einem Jahr der erste Podiumsrang im ersten reinen Frauen-WM-Rennen auf Hawaii. „Ich war sehr emotional, ich musste sehr, sehr kämpfen“, sagte sie, nachdem sie von Trainer und Ehemann Philipp Seipp eine innige Umarmung bekommen hatte. Der Männer-Titel war vor gut einem Monat in Nizza vergeben worden.
Haug im Wasser stark, Philipps schwere Anfangsphase
Für Haug hätte es nicht besser laufen können, als um 06.25 Uhr Ortszeit der traditionelle Kanonenschuss das Rennen freigab, für Philipp aber schon. Doch der Reihe nach: Charles-Barclay wollte eigentlich nicht unbedingt wieder vorneweg schwimmen. Sie hatte einst die Teilnahme als Schwimmerin bei Olympia verpasst, im Triathlon ist sie im Wasser eine Klasse für sich. Schnell bildete sich ein lang gezogenes Feld hinter Charles-Barclay, in dem auch Haug den Kontakt halten und etwas vom Wasserschatten der Rivalinnen unmittelbar vor ihr profitieren konnte. Dagegen fiel Philipp früh zurück – das war überhaupt nicht ihr Plan.
Die Gruppe um Haug blieb zwar auch nicht zusammen. Die Bayreutherin hielt aber das Tempo mit den Verfolgerinnen, die als starke Radfahrerinnen gelten. Haug stieg als 18. aus dem Wasser, lag 4:33 Minuten zurück. Bei Philipp waren es über sieben Minuten.
Ich war sehr emotional, ich musste sehr, sehr kämpfen.
Laura Philipp über ihr Rennen
An der Spitze machte Charles-Barclay nach dem ersten Wechsel weiter Druck und fuhr deutlich vorneweg, als es auf den legendären Queen Kaahumanu Highway ging. Haug profitierte nun von ihrer Schwimmleistung und fand sich umringt von starken Radfahrerinnen – alles lief nach Plan. Und Philipp machte, was sie machen musste, um den Anschluss an die Haug-Gruppe zu schaffen. „Nachbrenner zünden!“, hieß es von ihrem Coach.
Einmal eingeholt, rückte Philipp wenig später an die Spitze der Gruppe und setzte sich danach sogar ab. Bei Kilometer 111 lag Philipp als Vierte – sie war als 26. auf die Radstrecke gefahren – knapp zweieinhalb Minuten vor Haug. „Wäre gut gewesen, wenn sie mit Laura hätte mitfahren können“, meinte Haugs Trainer Dan Lorang, der auch Charles-Barclay coacht und beim hr-Fernsehen aus seinem Esszimmer zugeschaltet war. Vorn fuhr weiterhin die Britin, die nach einem Ermüdungsbruch im Fuß in der ersten Jahreshälfte 2023 noch keine Langdistanz absolviert hatte, ihr eigenes Rennen.
Noch in der Wechselzone machte Philipp einen weiteren Platz gut und rannte als Dritte los. Ihr Rückstand auf die Führende: etwas mehr als zehn Minuten. Bei Haug waren es als Siebte etwas mehr als zwölf Minuten. Beide wirkten stark, der Laufstil rund. Aber es standen auch noch über 40 Kilometer bei fast wolkenlosem Himmel, Hitze und großer Luftfeuchtigkeit bevor. Haug machte schnell weitere Plätze gut und lag hinter Philipp. Bei Laufkilometer 16 etwa war Haug auch an ihr vorbei, kurz und schmerzlos.
Bei etwas mehr als der Halbmarathon-Durchgangszeit lag Haug 8:33 Minuten hinter Charles-Barclay, die Amerikanerin Taylor Knibb war noch rund zweieinhalb Minuten vor ihr. Bald hatte Haug die Hawaii-Debütantin, die im kommenden Jahr im Zeitfahren und im Triathlon in Paris starten will, im Blick – und dann auch überholt. Nun gab es nur noch zwei Fragen: Holt Haug auch noch Charles-Barclay ein und kommt Philipp noch an Knibb vorbei? Beide versuchten alles, Haug schaffte es nicht mehr, dafür war Charles-Barclay noch zu schnell. Dafür rannte Philipp noch auf Rang drei und damit zum ersten Mal aufs Podest. (dpa)