Triumph im GFL Bowl: Die Potsdam Royals haben ein starkes Fundament
Jaylon Henderson war im ersten Moment nicht wirklich anzumerken, was ihm und seinen Kollegen soeben gelungen war. Vor der Kamera des übertragenden Fernsehsenders Sport 1 dankte der Quarterback der Potsdam Royals den Kollegen, den Trainern, den Unterstützern und der Familie, dass sie alle ihren Anteil daran gehabt hätten, den 44. GFL Bowl im American Football zu gewinnen. Erst am Ende ließ sich der US-Amerikaner entlocken. „Wir werden das nach deutscher Art und Weise feiern.“ Mit üppigem Biergenuss also.
Auch Headcoach Michael Vogt musste das überlegene 34:7 in Essen gegen die Schwäbisch Hall Unicorns etwas sacken lassen. „Ich bin unheimlich stolz, was soll ich sagen“, äußerte er sich. Im vergangenen Jahr musste sich sein Team dem schwäbischen Kontrahenten im Finale noch geschlagen geben, viel besser hätte den Royals die Revanche nicht gelingen können. „Die Mannschaft hat heute bewiesen, dass sie die beste der GFL (German Football League; Anm. d. Red.) in diesem Jahr war.“
Der Weg an die Spitze erfolgte dabei äußerst rasant. Erst seit 2018 sind die Potsdamer in der ersten deutschen Football-Liga mit dabei. Bereits 2021 zogen die Royals dann zum ersten Mal ins Halbfinale ein. Schwäbisch Hall, das seit 2011 fünfmal den Titel gewinnen konnte, war im Endspiel 2022 noch zu stark. Doch diesmal gab es kaum einen Zweifel daran, dass der Titel nach Brandenburg gehen wird. Der Gegner hatte vor der Saison auch einige Leistungsträger abgeben müssen.
Wie schon die gesamte Saison über brillierte Quarterback Henderson, der vor seinem Engagement in Potsdam in der höchsten College-Division und in Japan tätig war, auch im Finale. Er überzeugte mit Läufen und Pässen, setzte seine Mitstreiter variabel ein. „Ohne meine Kollegen wäre das alles nicht möglich“, gab Henderson das Lob an seiner Leistung weiter. „Alle haben einfach einen tollen Job gemacht.“
Schwäbisch Hall konnte nur anfangs Paroli bieten
Nur zu Beginn konnte Schwäbisch Hall noch Paroli bieten, führte nach dem ersten Viertel sogar 7:6. Dann aber übernahmen die Royals das Kommando, machten zwei weitere Touchdowns und punkteten dazu mit zwei Zwei-Punkte-Conversions. Der Halbzeitstand von 22:7 war bereits eine Vorentscheidung.
Das dritte Viertel blieb auf beiden Seiten ohne Punkte, aber die Unicorns fanden keine Mittel, den Rückstand zu verkürzen und vergaben ein Field Goal. Hendersons dritter Touchdown zu Beginn des Schlussviertels und Defensive Backs Michael Lawson Touchdown-Lauf über fast ganze Spielfeld erhöhten das Resultat auf 34:7.
Heute haben wir gar nicht so den Grundstein gelegt, sondern die ganze Saison über.
Potsdams Headcoach Michael Vogt
Headcoach Vogt legte bei seiner Analyse allerdings großen Wert darauf, nicht nur das Finale zu betrachten, sondern den gesamten Saisonverlauf. „Heute haben wir gar nicht so den Grundstein gelegt, sondern die ganze Saison über“, sagte er. „Wir sind immer besser geworden, sind als Team zusammengewachsen. Heute wollten wir allen zeigen, dass wir das bessere Team sind und den Sieg auch verdient haben.“
Im Vergleich zum Vorjahr hatten die Royals weniger mit Verletzungen zu kämpfen. Zudem verstärkten sie den Kader, um die Schwachstellen zu beheben. Und mit Henderson gelang der Königstransfer. Im Fachjargon nennt man einen solchen Quarterback, der sowohl mit Würfen als auch durch Läufe punkten kann „Dual Threat“ – „doppelte Gefahr“.
Die Potsdamer hoffen, dass von diesem Triumph nun eine Signalwirkung ausgeht. Auf dem Weg ins Finale hatte der Verein vor allem mit Herausforderungen außerhalb des Sports zu kämpfen. Immer wieder gab es Probleme mit den Trainingsplätzen.
Aber die Royals haben gezeigt, wie man Widerständen trotzen kann und beste Argumente gesammelt, die Situation nachhaltig zu verbessern. Damit sich ein solcher Erfolg in den nächsten Jahren wiederholen lässt. Headcoach Vogt sagt: „Es fühlt sich unglaublich toll an und ich hätte nichts dagegen, das noch mal zu erleben.“ (mit dpa)