Der 1. FC Union macht den Klassenerhalt endgültig perfekt

Die Reihenfolge der Danksagung war bei Taiwo Awoniyi ganz klar. Der gläubige Stürmer des 1. FC Union sank nach seinem Führungstor auf die Knie und zeigte gen Himmel. Direkt nach dem Dank nach oben wandte sich Awoniyi allerdings mit wedelnden Armen den Fans auf der Waldseite zu, die nur wenige Meter entfernt ekstatisch jubelten.

Es war ein besonderes Spiel für die Berliner Spieler und Fans. Nach mehr als zwei Jahren war das Stadion An der Alten Försterei mit 22.012 Zuschauern mal wieder voll besetzt und die Ultras, die den Spielen aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen zuvor ferngeblieben waren, peitschten die Mannschaft wieder nach vorne. Am Freitagabend reichte das für ein schmuckloses, aber verdientes 1:0 gegen den 1. FC Köln. Damit haben die Berliner im vierten Versuch endlich die 40-Punkte-Marke erreicht und können sich ein neues Saisonziel stecken. Der Sieg war die Krönung eines in allen Belangen erfolgreichen Tages, der mit der Vertragsverlängerung von Abwehrchef Robin Knoche begonnen hatte. “Das war heute viel Kampf von zwei Mannschaften mit einer großen Mentalität”, sagte Unions Kapitän Christopher Trimmel. “Es gab wenige Torchancen, aber wir haben den Fehler eiskalt ausgenutzt.”

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Beide Trainer veränderten ihre Mannschaften nach der Länderspielpause großflächig. Urs Fischer wechselte im Vergleich zum 0:4 bei Bayern München vor der Länderspielpause wie erwartet vier Mal. Für Andreas Luthe, der unter muskulären Problemen leidet, stand Frederik Rönnow zwischen den Pfosten. Außerdem starteten Christopher Trimmel, Niko Gießelmann und Grischa Prömel. Bei Köln fehlte Toptorjäger Anthony Modeste kurzfristig krankheitsbedingt.

Pyrofackeln in den Fanblöcken

Als sich die durch zahlreiche Pyrofackeln in beiden Fanblöcken erzeugten Rauchwolken verzogen hatten, dauerte es nicht lange, bis sich Union eine exzellente Gelegenheit bot. Sheraldo Becker spielte schnell in die Tiefe und Kölns Verteidiger Luca Kilian hätte den Pass wohl locker abgefangen, rutschte aber aus. So hatte Taiwo Awoniyi freie Bahn, machte die Chance aber mit einer unsauberen Ballmitnahme zunichte.

Beide Mannschaften hielten nicht viel von Kontrolle im Mittelfeld und überbrückten dieses meist so schnell wie möglich. Folge war eine nicht besonders ansehnliche Partie, in der es hin und her ging. In der ersten Viertelstunde hatte Köln ein leichtes optisches Übergewicht und suchte immer wieder den früheren Berliner Stürmer Sebastian Andersson, der ebenso wie Baumgart sehr freundlich empfangen wurde. Mehr als ein Kopfball knapp neben das Tor von Mark Uth kam bei diesen Bemühungen allerdings nicht heraus.

Einen Konter der Gäste konnte Paul Jaeckel nur auf Kosten einer frühen Gelben Karte stoppen. Auf der anderen Seite holte sich auch Kingsley Ehizibue eine Verwarnung ab und nachdem er wenig später an der Seitenlinie in einen Berliner hineinrutschte, forderten Unions Spieler und Fans den Platzverweis – vergeblich.

Ab Mitte der ersten Hälfte kamen die Gastgeber offensiv langsam besser zur Geltung. Awoniyi kämpfte mit viel Körpereinsatz um die langen Bälle und legte Becker eine gute Chance aus. Den Schuss aus spitzem Winkel wehrte Marvin Schwäbe aber mit den Fäusten ab. Gegen den Schuss von Rani Khedira von der Strafraumgrenze wäre Kölns Torwart wohl machtlos gewesen, doch Unions Mittelfeldstabilisator verfehlte das Ziel knapp. Die Gäste kamen nach zwei Ecken durch Jonas Hector und Uth zu ihren besten Möglichkeiten, besonders viel bot das Spiel offensiv allerdings nicht.

Den Berlinern kam die Führung sehr gelegen

Baumgart reagierte in der Halbzeit und ersetzte Ezihibue durch Jan Thielmann. Wenig später war es aber nicht der junge Einwechselspieler, sondern Kölns erfahrenster Mann, der Union die Führung auf dem Silbertablett servierte. Hector wollte den Ball zu Schwäbe zurückspielen, doch sein Pass geriet zu kurz und landete genau bei Awoniyi, der sich diese Chance nicht entgehen ließ. „Ich will ihn zum Torwart zurückspielen und spiele ihn zu weit nach vorne“, sagte Hector.

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Den Berlinern kam diese Führung natürlich sehr gelegen und die schnelle Doppelspitze lauerte nur so auf die langsam größer werdenden Räume in der Kölner Spielfeldhälfte. Die beste Chance auf das 2:0 hatte nach einem Standard mit Timo Baumgartl aber ein Innenverteidiger. Beide Mannschaften brachten frische Kräfte, doch am Spielverlauf änderte das nicht viel. Union hatte das Geschehen im Griff und durch Konter die besseren Chancen. Die Kölner waren bis auf eine zaghafte Schlussoffensive erschreckend harmlos und so geriet Unions Heimsieg nicht mehr in Gefahr.