Eishockeyimperialismus und Blamagen: Was an der U-20-WM im Eishockey auffällt

Die Wertschätzung des deutschen Eishockeys in Nordamerika lässt sich minunter gut in Kleinigkeiten ausmachen. Etwa jüngst beim Kommentar eines Auftritts der deutschen U-20-Nationalmannschaft bei der Junioren-WM dieser Tage. Ein nordamerikanischer TV-Kommentator fragte den Kollegen, ob er ein Team aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kenne. Antwort: „Ja, die Landshut Cannibals.“ Gekicher.

Die Landshut Cannibals heißen seit 2013 nicht mehr Cannibals und in der DEL spielen die Niederbayern lange nicht mehr. Dass die Kanadier dieser Tage im Schulterschluss mit dem Weltverband und in ihrem Eishockey-Imperialismus mit vollen Arenen und starken Bildern eine gut inszenierte Show abliefern, ist unstrittig. Allerdings geht es dabei nach ihren Regeln und damit ist nicht die kleine Eisfläche mit NHL-Maßen gemeint, die sie ja nun dem Weltverband auch schon für Männer-Turniere aufgedrückt haben.

Nein, das Turnier von Halifax ist vor allem dazu da, die reife Eishockey-Jugend der Welt antanzen zu lassen, um sie dann an einem Ort auf ihre Tauglichkeit für die National Hockey League abzuklopfen. In Kanada fiebern Millionen Eishockey-Fans bei der Verkaufsshow mit. Für normale Weltmeisterschaften interessieren sie sich kaum, denn da sind ja die besten Spieler der Welt nicht dabei, weil die NHL sie – auch wegen zeitgleich laufender Play-offs – nicht freigibt.

So gesehen also nützt die Junioren-WM vor allem Nordamerika und natürlich den Jungs aus anderen Nationen, die sich ihren Traum erfüllen wollen oder dann dieser Tage mal merken, dass vielleicht doch etwas schief läuft. Wie etwa die Deutschen, die ihren insgesamt blamablen Auftritt mit dem 1:11 im Viertelfinale gegen die USA gekrönt haben.

Drei Dinge fielen auf: Taktisch waren die deutschen Auftritte für Spieler, die größtenteils schon Profis sind, bis auf das Spiel gegen Schweden eine Katastrophe. Zweitens: Supertalente wie zuletzt Tim Stützle und Moritz Seider gibt es in den betreffenden deutschen Jahrgängen nicht, es war vorher bekannt. Und drittens: In der DEL sollten sie mal überlegen, ob es nicht klüger wäre, das Thema Nachwuchs mit mehr Leidenschaft anzugehen und es nicht als Zwang zu sehen, was zwei Drittel der Liga so machen. Und Landshut lassen wir mal außen vor, die Bayern machen als Zweitligist gute Nachwuchsarbeit.

Zur Startseite