Karajan-Akademie der Philharmoniker: Die Kraft des gemeinsamen Atems

Einen Streifzug durch die Musiklandschaft des 20. Jahrhunderts unternehmendie jungen Musiker:innen der Karajan-Akademie unter der Leitung von Sakari Oramo. Dabei treffen Werke von Aaron Copland, György Ligeti und Alberto Ginastera, die um die 50er-Jahre entstanden, auf Sibelius’ populäre „Pelléas und Mélisande“-Suite von 1905.

Verbindungslinien sind in der Verarbeitung folkloristischer Vokalmusik auszumachen, die die Komponisten zu rhythmischen wie klangmalerischen Experimenten reizten. Auch lassen die kurzweiligen Charakterstücke die Lust am tonalen Komponieren erkennen – und verraten, wie zugänglich auch die Musik der Moderne sein kann.

Der Dirigent entfesselt Musizierfreude

Die Karajan-Akademie wurde 1972 von Herbert von Karajan gegründet, als Talentschmiede für aufstrebende Orchestermusiker:innen: Etwa ein Drittel der aktuellen Mitglieder der Berliner Philharmoniker ist inzwischen aus dem Stipendienprogramm hervorgegangen. An diesem Abend im Kammermusiksaal entfesselt Oramos Energie die Musizierfreude des jungen Ensembles, der Schwung überträgt sich unmittelbar auf das Publikum. Alles liegt offen zutage, auch kleinste Details treten deutlich hervor.

Auf die kontrastreichen nordischen Stimmungsbilder von Sibelius folgt in der ersten Konzerthälfte Coplands spritzig skurriles Klarinettenkonzert. Während der erste Satz mit seinen ätherischen Streicherklängen auch auf ein Album der isländischen Musikerin Björk passen könnte, legt der zweite tänzerischen Witz und Swing an den Tag. Die Solistin Sophie Pardatscher beeindruckt mit einem dunklen Ton, der sich auch in luftige Höhen verjüngen kann, dabei immer souverän über dem Orchesterklang schwebt. Einige musikalische Gesten könnten – mit mehr Selbstbewusstsein und spielerischem Charme genommen – noch mehr Eindruck machen.

Nach Ligetis „Concert Românesc“ schließlich die fordernden „Variaciones concertantes“ von Ginastera. Ähnlich wie in Bartóks „Konzert für Orchester“ treten einzelne Instrumente des Orchesters in anspruchsvollen Soloparts vor, nacheinander und miteinander verschränkt. Bemerkenswerte Ensemble- und Einzelleistungen, die mit stürmischem Schlussapplaus honoriert werden.

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