„Beating Hearts“ im Kino: Wenn Berserker lieben

Ein Trupp finster dreinblickender Typen marschiert durch ein Parkhaus, angeführt von einem besonders entschlossenen Berserker (François Civil). Die Kamera weicht vor ihnen zurück. Die Männer zücken schwarzglänzende Waffen, rasen mit ebenso schwarzglänzenden Autos hinaus in die Nacht. Wie ein Ballett: alles Bewegung, pure Energie.

Dann eine Schießerei, nur als Spiel der Schatten auf einer Lagerhallenwand. Ein verzweifelter Fluchtversuch, ein Schuss – und schon ist es wieder vorbei mit Clotaire.  

„Beating Hearts“ prescht mit so viel Karacho aus den Startblöcken, dass es einen in die Kinosessel drückt. Bereits in die ersten Minuten packt Regisseur Gilles Lellouche mehr visuelle Ideen, als manche Filme in voller Laufzeit zu bieten haben. Da kann die Geschichte nicht ganz mithalten.  

Nach dieser fulminanten Eröffnung springt der Film in die Kindheit des Berserkers Clotaire zurück. Eine französische Küstenstadt in den Siebzigern. Der Vater (Karim Leklou), ein Werftarbeiter, ist überfordert. Er schlägt Clotaire (Louis Raison). Parallel montiert der Regisseur Szenen aus dem ungleich bürgerlicheren Leben von Jackie (June Benard Gourion). Ihre Mutter ist gestorben, der Vater (Alain Chabat) erzieht sie allein – umsichtig, behutsam, liebevoll.  

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Spielt mit Intensitäten und Klischees

Schnell wird klar, worauf Lellouche hinauswill: Die beiden stammen aus sehr unterschiedlichen Milieus. Ein paar Jahre später, in den tiefsten Achtzigern, wird sich die wortgewandte Jackie (jetzt gespielt von Mallory Wanecque) dennoch in den Schulabbrecher Clotaire (Malik Frikah) verlieben und Prince dazu „Nothing Compares 2 U“ singen. Alles nicht weit weg vom Klischee.  

Die zwei Jugendlichen stürzen sich in eine vogelwilde Liebe. Doch ihre Lebenswege streben auseinander, als Clotaire beim lokalen Unterweltboss anheuert – wunderbar gespielt von Benoît Poelvoorde als Chanson singende DeNiro-Variante. Überhaupt legt sich das Ensemble mächtig ins Zeug. Vor allem Wanecque und Frikah als Teenie-Paar strahlen eine frische Authentizität aus, wenn sie sich Screwball-Bissigkeiten an den Kopf werfen.   

Man weiß es schon: Für Clotaire kann das nur böse enden. Er muss nach einem Überfall als Sündenbock für zehn Jahre ins Gefängnis. Nächster Zeitsprung: Der junge Mann (nun François Civil aus der Auftaktszene) kommt frei, doch Jackie (Adèle Exarchopoulos) ist mittlerweile verheiratet. Da knallt dem impulsiven Clotaire die Sicherung durch. Er will Rache nehmen an jenen, die ihn im Knast schmoren ließen.  

Die Kompromisslosigkeit des Draufgänger-Paares findet immer wieder visuelle Entsprechungen. Wenn Clotaire rotsieht, nimmt der Film das wortwörtlich: Kameramann Laurent Tangy wechselt in die Ich-Perspektive und taucht seine Bilder in Rottöne.  

Küsse unter blitzezuckendem Himmel

Regisseur Lellouche ist bislang vor allem als Schauspieler in Erscheinung getreten, unter anderem als Obelix in „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“. Für „Beating Hearts“, seine zweite Regiearbeit, hat er einen langen Anlauf genommen: 17 Jahre lang trug er sich mit der Idee, Neville Thompsons Roman „Jackie Loves Johnser OK?“ von 1997 in einen Film zu verwandeln. Drei Jahre schrieb er mit Audrey Diwan („Das Ereignis“) und Ahmed Hamidi am Drehbuch.   

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