Hertha BSC kämpft sich zum nächsten Sieg

Gegen Ende der ersten Hälfte gab es eine Szene, die unter den 25.000 Zuschauern im coronaausverkauften Olympiastadion große Heiterkeit auslöste. Herthas Torhüter Alexander Schwolow traf den Ball erst so unglücklich, dass er in hohem Bogen Richtung Seitenaus flog. Rechtsverteidiger Peter Pekarik versuchte danach zu klären, doch anstatt den Ball nach vorne zu dreschen, erwischte er ihn mit dem Schienbein. Es gab Ecke für Borussia Mönchengladbach.

Am Ende des Spiels aber waren es die Berliner Profis, die laut lachen konnten. Mit 1:0 (1:0) setzten sie sich gegen die Gladbacher im Abendspiel der Fußball-Bundesliga durch. Hertha BSC feierte nicht nur den zweiten Sieg nacheinander, Hertha spielte auch zum ersten Mal in dieser Saison zu null. „Das ist gut für Berlin“, sagte Trainer Pal Dardai über den Sieg, durch den die Berliner in der Tabelle an den Gladbachern vorbeizogen. Die Hertha-Welt sieht nun deutlich freundlicher aus als noch vor wenigen Wochen.

Beide Teams mussten kurzfristig auf je einen Innenverteidiger verzichten, spielten sonst in gleicher Besetzung wie vor einer Woche. Hertha fehlte Niklas Stark (Adduktorenprobleme), bei den Gladbachern fiel Matthias Ginter mit leichter Erkältung aus. Für Stark rückte Marton Dardai, gerade erst wieder genesen, in die Startelf. Für Ginter Rami Bensebaini, ebenfalls gerade erst wieder genesen.

Trainer Dardai hatte nach dem Sieg in Frankfurt bewusst wenig geändert – und trotzdem sah das Spiel für ihn und seine Mannschaft erst einmal ganz anders aus als vor einer Woche. Hertha war im eigenen Stadion vornehmlich in der Defensive beschäftigt. In der gegnerischen Hälfte befand sich der Ball lange Zeit nur dann, wenn die Gladbacher beim Spielaufbau hintenrum spielten.

Hertha liegt jetzt in der Tabelle vor Borussia Mönchengladbach

Es war ein intensives Spiel, mit vielen Fouls und vielen Unterbrechungen. Die Gäste griffen hoch an, sie waren aggressiv und dominant. Aber sie erspielten sich nicht allzu viele gute Möglichkeiten – weil Hertha gut strukturiert und mit großem Eifer verteidigte. „Wir agieren geschlossen. Alle kämpfen hart, bis wir nicht mehr können“, sagte Marton Dardai.

Chancen für die anfangs überlegenen Gäste waren rar. Gleich zu Beginn flankte der bei jeder Ballberührung ausgepfiffene Luca Netz im Anschluss an eine abgewehrte Ecke auf Nico Elvedi, der den Ball per Kopf knapp am langen Pfosten vorbeisetzte. Dazu hatte Breel Embolo eine gute Chance, als er nach einem doppelten Doppelpass mit Lars Stindl zum Abschluss kam und Herthas Defensive nur zuschaute. Doch Embolo setzte den Ball mit Wucht übers Tor.

Am meisten Glück hatten die Berliner nach sieben Minuten, als Schiedsrichter Benjamin Cortus im Strafraum von Hertha BSC auf den Elfmeterpunkt zeigte. Gladbachs Rechtsverteidiger Joe Scally war im Duell mit Maximilian Mittelstädt zu Fall gekommen. Doch der Videoassistent schritt ein, Cortus sah sich die Szene noch einmal selbst an, erkannte nun keine Berührung mehr und nahm den Strafstoß zurück.

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Offensiv fand Hertha lange Zeit nicht statt. Nach einer scharfen Flanke von Mittelstädt verpasste Krzysztof Piatek in der Mitte nur knapp – viel mehr passierte im Gladbacher Strafraum nicht. Bis Hertha fünf Minuten vor Ende der ersten Hälfte mit dem ersten Schuss aufs Tor der Borussen das 1:0 erzielte.

Der Treffer hatte etwas von einem Déjà-vu-Erlebnis. Zumindest für alle, die schon beim Heimspiel gegen den SC Freiburg im Olympiastadion gewesen waren. Es gab einen Einwurf nahe der Eckfahne. Nach einem Kuddelmuddel in der Mitte landete der Ball am ersten Pfosten, wo der Stürmer sich waagerecht in die Luft legte. Gegen Freiburg war es Nils Petersen, der für die Gäste so kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielte. Am Samstagabend traf Marco Richter zum 1:0 für Hertha.

Gladbach konnte nach dem Rückstand kaum einmal Druck aufbauen

Dass es ebenfalls der Siegtreffer war, lag an der disziplinierten Vorstellung der Berliner Defensive in der zweiten Hälfte, gepaart mit Gladbacher Einfallslosigkeit. „Es ist immer das Gleiche“, klagte Jonas Hofmann über die mangelhaften Bemühungen seines Teams. „Es passiert einfach nichts.“ Daran änderten auch die beiden Wechsel von Gladbachs Trainer Adi Hütter zur zweiten Hälfte wenig. Der neu gekommene Alassane Plea hatte gleich nach Wiederanpfiff die Gelegenheit zum Ausgleich, als er den Ball nach einer Ecke knapp am Tor vorbeisetzte.

Aber sonst hatten es die Gäste schwer, echten Druck aufzubauen – weil Hertha es weiterhin defensiv gut machte. „Es war schwer für Gladbach, gegen uns etwas herauszuspielen“, sagte Trainer Dardai. Jede Grätsche seines Teams, jeder gewonnene Zweikampf wurde zudem von den Hertha-Fans enthusiastisch gefeiert. Genauso wie der Schlusspfiff nach fünf Minuten Nachspielzeit, der Herthas zweiten Heimsieg in dieser Saison besiegelte.