In der Eishockey-Liga setzen die meisten Klubs erfolgreich auf deutsche Goalies
Früher war die Angelegenheit für die Manager in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) einfach, eine so strategisch wichtige Position wie die des Torwarts wurde ohne Diskussion mit einem erfahrenen ausländischen Profi besetzt. Was die Nationalmannschaft vor abenteuerliche Probleme stellte, weil es wenig Goalies mit ausreichend Spielpraxis auf hohem Niveau gab: Vor 20 Jahren etwa bei der Heim-Weltmeisterschaft hatte der damalige Bundestrainer Hans Zach gar keine andere Wahl, als mit Christian Künast und Robert Müller zwei Ersatz-Goalies aus der DEL zu berufen, es gab nicht einen deutschen Stammtorhüter in der Liga. „Und daran wird sich so schnell leider auch nichts ändern“, grantelte Zach damals.
So schnell nicht, aber langsam schon. Zwei Spielergenerationen später sieht die Angelegenheit ganz anders aus in der Liga: Deutsche Torhüter sind in der Mehrzahl und nicht nur das: Bei den tabellarisch sechs besten Teams steht nach dem ersten Viertel der Hauptrunde ein deutscher Akteur als erster Mann im Tor. Auch was die Werte auf dem Eis angeht, liegen deutsche Goalies vorn – vom Gegentorschnitt, Fangquote bis hin zu den Spielen ohne Gegentor.
Der Umschwung ist längst vollzogen, was Toni Söderholm natürlich entgegen kommt. Der Bundestrainer sagte dem „Tagesspiegel“: „Es ist auf alle Fälle eine sehr positive Statistik für die deutschen deutsche Goalies.“ Die Entwicklung sei noch im Gange. „Es ist wichtig, dass wir uns auf dieser Position jetzt stark weiterentwickeln. Vor allem, damit wir auch in den kommenden Jahren starke Torhüter haben.“ Zur Zeit sei es so, dass das Nationalteam „auf dieser Position auf internationaler Ebene auch gut besetzt“ sei. Wobei Söderholm auch im Kopf hat, dass mit Philipp Grubauer sein bester Torhüter in der National Hockey-League (NHL) unterwegs ist.
Ein Nachfolger für Grubauer, international unstrittig einer der besten seines Fachs, ist noch nicht in Sicht. „Es muss jeden Tag für die Zukunft gearbeitet werden“, sagt Söderholm. „ So eine Statistik ist schon sehr positiv zu lesen und sie sollte jeden Goalie weiter motivieren.“
„Die Qualität der deutschen Torhüter hat sich verbessert”
Mathias Niederberger vom Tabellenzweiten Eisbären Berlin ist von seinen Werten her aktuell mit Felix Brückmann (Mannheim) und dem Wolfsburger Dustin Strahlmeier einer der drei besten Torwarte in der DEL, für den Nationaltorhüter ist der neue Zustand das Resultat einer guten Entwicklung. „Die Qualität der deutschen Torhüter hat sich verbessert, da ist in der Ausbildung ein Augenmerk drauf gelegt worden“, sagt er. Auch strategisch sei das gut für die Klubs: „Wer einen guten deutschen Torhüter hat, kann eine Ausländerlizenz besser belegen.“
Selbst die Position des Reservekeepers haben fünf der ersten sechs DEL-Teams mit einem deutschen Keeper besetzt. Auffällig ist, dass die eher schwächeren Teams in der Liga dagegen im Tor eher auf Erfahrung aus dem Ausland bauen. „Es ist eine besondere Position und jeder denkt da anders“, sagt Niederberger.
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Sicher kommt begünstigend hinzu, dass es für einen deutschen Torhüter weniger attraktiv oder möglich ist, in einer der guten europäischen Ligen zu spielen, damit bleiben sie eher in der Heimat. Mit Grubauer und Thomas Greiss gibt es zwei deutsche Torhüter in der NHL, danach aber keinen einzigen Mann, der bei einem anderen großen Klubs im Ausland spielt, was ja einige Feldspieler wie Stefan Loibl, Tom Kühnhackl, Tobias Rieder (alle in Schweden) oder Dominik Kahun (Bern) inzwischen machen.
Der Schritt zur absoluten Weltklasse fehlt einigen deutschen Torhütern noch – aber das Fundament ist gebaut. Und die Probleme, die ein Hans Zach im Jahr 2001 hatte, findet Mathias Niederberger aus heutiger Sicht „seltsam“. Es sei schön, dass die Situation nun eine andere sei, sagt der Torwart der Eisbären.