„We shook the world“ : Italien gelingt Sensation gegen Topfavorit Serbien

Immer wieder drang eine Stimme aus dem Menschengewirr in den Katakomben der Arena am Ostbahnhof. „We shook the world! – wir haben die Welt erschüttert!“ Italiens Nationaltrainer Gianmarco Pozzecco war nicht mehr zu halten und bediente sich in seinem Jubelwahn auch bei den berühmten Worten Muhammed Alis.

Aber zumindest bezogen auf die Basketballwelt hatte er zweifellos recht. Seine Mannschaft hatte soeben die größte Sensation dieser Europameisterschaft vollbracht und Topfavorit Serbien im Achtelfinale aus dem Turnier geworfen. Nach einer überragenden zweiten Halbzeit gewann Italien am Sonntagabend 94:86 (20:28, 25:23, 21:17, 28:18). „Alle haben uns schon für tot erklärt, aber das ist der Charakter dieser Mannschaft“, sagte der frühere Alba-Profi Simone Fontecchio. „Wenn wir so spielen, können wir es mit jedem aufnehmen.“

Die Serben um NBA-Superstar Nikola Jokic und den besten Spieler der vergangenen Euroleague-Saison, Vasilije Micic, waren bisher mit Leichtigkeit durch das Turnier gerauscht und hatten ihre fünf Gruppenspiele mit durchschnittlich 20 Punkten Vorsprung gewonnen. Mit Svetislav Pesic hat das Team zudem einen Trainer, der die EM bereits zwei Mal gewonnen hat, 1993 sensationell mit der deutschen Nationalmannschaft.

Gianmarco Pozzecco war nach dem Sieg seiner Mannschaft nicht mehr zu halten.
Gianmarco Pozzecco war nach dem Sieg seiner Mannschaft nicht mehr zu halten.
© REUTERS / Reuters/ALESSANDRO GAROFALO

Nach einem guten italienischen Start sah es phasenweise sehr danach aus, als würde der Topfavorit auch das Achtelfinale routiniert hinter sich bringen. Jokic dominierte in der Zone, die Dreier fielen und Italiens Topscorer Fontecchio musste schon früh mit zwei Fouls auf die Bank.

Im zweiten Viertel lagen die Serben bereits mit 14 Punkten vorne, doch Italien ließ sich nicht hängen und kam angeführt vom starken Nicolo Melli immer näher heran.

Für Trainerlegende Svetislav Pesic (links) und Superstar Nikola Jokic ist das Turnier überraschend früh beendet.
Für Trainerlegende Svetislav Pesic (links) und Superstar Nikola Jokic ist das Turnier überraschend früh beendet.
© REUTERS / Reuters/ANNEGRET HILSE

Nach der Pause wurde Pozzecco für sein zweites technisches Foul disqualifiziert und redete beim Verlassen des Innenraums noch mal energisch auf seine Spieler ein. Bei Marco Spissu zeigte das offenbar Wirkung, denn plötzlich traf der kleine Point Guard Dreier um Dreier und brachte sein Team in Führung. Die Zuschauer rieben sich ungläubig die Augen, die Italiener spielten sich in einen Rausch und die Serben wirkten geschockt.

Auch Jokic gelang nun nicht mehr viel und so brachte Italien die Führung erstaunlich souverän über die Zeit. In den Katakomben sprang Pozzecco sprang dem völlig überraschten griechischen Superstar Giannis Antetokounmpo, der sich gerade auf sein Achtelfinale vorbereitete, in die Arme und musste von seinen Spielern daran gehindert werden, den Innenraum wieder zu betreten. „Wir kennen ihn“, sagte Melli lachend über seinen Trainer. „Nächstes Mal müssen wir ihm vorher einen Kamillentee geben.“

Im Viertelfinale treffen die Italiener am Mittwoch (17.15 Uhr) auf Frankreich. Die weiteren Partien bestreiten Slowenien gegen Polen (Mittwoch, 20.30 Uhr), Finnland gegen Spanien (Dienstag, 17.15 Uhr) und Deutschland (Dienstag, 20.30 Uhr) gegen den Sieger des letzten Achtelfinals zwischen Griechenland und Tschechien .

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