Große Version des genialen Dennis Bergkamp: Der fulminante Aufstieg des Nick Woltemade

Unter Fans des VfB Stuttgart im Speziellen sowie Anhängern des Fußballs im Allgemeinen wird seit gestern in verschiedenen Foren diskutiert, welcher Clip im Internet die Spielszenen mit Nick Woltemade besser dokumentiert. Ist es jener auf ran.de oder doch der auf der Webseite des Deutschen Fußball-Bundes? Oder vielleicht der auf einem Portal namens „The Future Scout“ mit dem englischen Kommentar?
Darhin heißt es nach dem ersten Tor von Nick Woltemade im Spiel der deutschen U-21-Nationalmannschaft gegen Spanien: „A moment of magic!“ Wie wahr! Wie Woltemade noch vor der eigenen Hälfte mit dem Rücken zum Tor den Ball abschirmt, wie er sich geschickt um den Gegner dreht und dann den öffnenden Pass in die Tiefe spielt, nachrückt, den Ball im Sechzehner bekommt, ihn seinem Gegner durch die Beine spielt und dann elegant über den Torhüter hebt. Ein Meisterstück, ein magischer Moment!
Ganz nebenbei: Es sollte nicht bei diesem einen Tor von Woltemade gegen Spanien bleiben, er erzielte auch die beiden weiteren für die deutsche Mannschaft beim 3:1-Erfolg und beide (trockener Abschluss aus der Drehung sowie knallharter Kopfball) waren ebenso schön anzusehen und wären größere Erwähnung wert gewesen, wenn Woltemade nicht schon seit Wochen etliche magische Momente fabriziert hätte. „Ein perfekter Abend für uns“, sagte er in der „Sportschau“. „Jeder hatte Bock.“ Allen voran er selbst.
Der Aufstieg des fast zwei Meter großen Spielers ist ohne Übertreibung phänomenal. Beim VfB Stuttgart hat es vor der Saison nicht wenige gegeben, die nach der Sinnhaftigkeit des Transfers fragten.
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Zwei-Meter-Messi.
Stuttgarts Kapitän Atakan Karazor über seinen Mitspieler Nick Woltemade
Da war eine Mannschaft, die sich soeben als Tabellenzweiter für die Champions League qualifiziert hatte und im Angriff für beispiellos viel Geld in der Klubhistorie Spieler fest verpflichtet hatte. Allein für Deniz Undav und Ermedin Demirovic gab der Traditionsklub knapp 50 Millionen Euro aus.
Außerdem wurde in El Bilal Touré ein Angreifer aus der italienischen Serie A ausgeliehen, dem zugetraut worden war, mit seiner fulminanten Dynamik auch die besten Teams in der Champions League vor Probleme zu stellten.
Woltemade galt als Talent, das schon. Aber er hatte für Werder in der Liga kaum Tore erzielt, und trotz seiner Größe war er erstaunlich schwach im Kopfball. Wie sollte der Mann bei dieser Konkurrenz einen Platz im Sturm finden?
Richtig, zunächst gar nicht. Für den Kader in der Champions League war er von Trainer Sebastian Hoeneß gar nicht erst nominiert worden. Seine Spielzeiten zu Beginn der Saison hielten sich in Grenzen. Und in den wenigen Minuten wirkte sein Spiel mitunter etwas unbeholfen.
Für Außenstehende, aber vor allem für Trainer Sebastian Hoeneß war trotz des holprigen Starts eine Sache nicht zu übersehen: Selbst wenn ein unbeholfener Nick Woltemade auf dem Platz steht, hat er Einfluss auf das Spiel.
Beim VfB ist er nicht mehr wegzudenken
Hinzu kam, dass die millionenschweren VfB-Stümer Undav und Demirovic kleinere oder – im Falle von Undav – größere Formschwankungen hatten und der dynamische Touré sich im November 2024 einen Mittelfußbruch zuzog. Die Chance auf mehr Spielminuten für Nick Woltemade.
Und was soll man sagen: Seitdem er beim 3:2-Erfolg gegen den 1. FC Union im Dezember vergangenen Jahres zur zweiten Hälfte eingewechselt worden war und zwei Treffer erzielte, ist er aus dem Spiel des VfB nicht mehr wegzudenken. Woltemade macht die Bälle fest, leitet sie weiter und immer häufiger schießt er sie auch ins Tor.
Das eigentlich Faszinierende an dem Spieler ist, mit welcher feinmotorischer Gabe er ausgestattet ist. Der Ball scheint an seinen Füßen zu kleben, hinzu kommt sein Einfallsreichtum. Er erinnert ein wenig an eine große Version des genialen Holländers Dennis Bergkamp. Sein Mitspieler Atakan Karazor nannte ihn jüngst „Zwei-Meter-Messi“. Kurz gesagt: Es macht großen Spaß, Nick Woltemade beim Fußballspielen zuzusehen.
Sein Vertrag hat keine Ausstiegsklausel
Es versteht sich von selbst, dass derlei Auftritte das Interesse von großen Klubs nach sich ziehen. Einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge hat sich der FC Bayern schon mal umgehört.
Woltemades Vertrag beim VfB läuft noch bis Juni 2028, offenbar ohne Ausstiegsklausel. Außerdem ist bei den Münchnern wohl auch in der nächsten Saison der treffsichere Harry Kane gesetzt. Die Chancen für die Anhänger des VfB sind daher groß, dass sie ihren Nick auch noch eine weitere Saison bewundern können.
In Fankreisen ist er ohnehin beliebt wie kaum ein anderer. Woltemade wirkt bei Interviews immer noch wie jemand, der gar nicht richtig glauben kann, dass er vor vielen Tausend Menschen Fußball spielen darf und sein Traum vom Profi wahr geworden ist.
Zudem nimmt man ihm ab, wenn er empathisch über die Krise seines Mannschaftskollegen Deniz Undav spricht – von der er selbst profitiert hat. Undav sei ein Spieler mit einer enormen Gabe, findet Woltemade trotz dessen anhaltender Torflaute.
Das mag stimmen. Für den Moment aber ist es doch eher so: Der besonders begabte Spieler beim VfB Stuttgart ist der große Stürmer mit den feinmotorischen Füßen, Nick Woltemade.