„Natürlich ist die Sehnsucht groß“: Hertha BSC kämpft gegen die historisch schlechte Heimbilanz

Stefan Leitl war gerade neuer Trainer von Hertha BSC, da ist er gefragt worden, wie er denn gegen die Heimschwäche seiner Mannschaft angehen wolle. „Indem man nicht darüber redet“, antwortete er.

Tatsächlich ist das Thema zuletzt nicht mehr so präsent gewesen wie in den Wochen zuvor. Allerdings lag das nicht daran, dass das Problem obsolet geworden war. Es lag daran, dass bei Hertha andere Themen für den Moment relevanter waren. Der Abstiegskampf zum Beispiel.

„Natürlich ist die Sehnsucht groß“, hat Stefan Leitl vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC an diesem Samstag (13 Uhr, live bei Sky) gesagt. Die Sehnsucht nach dem dritten Heimsieg der Saison. Herthas Trainer glaubt, „dass wir in einer guten Verfassung sein und ein gutes Spiel zeigen werden“. Dass es also endlich mal wieder auch zu Hause klappen könnte.

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von 12 Heimspielen hat Hertha in dieser Saison schon verloren. In allen anderen Zweitliga-Spielzeiten waren es zum gleichen Zeitpunkt höchstens 4.

Denn die Schwäche im eigenen Stadion ist bei Hertha nach wie vor ein Problem, auch unter dem neuen Trainer. Zweimal sind die Berliner seit dem Trainerwechsel im Olympiastadion angetreten. Von sechs möglichen Punkten holten sie einen.

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Leitl hat bereits mehrfach darauf verwiesen, dass bei den Begegnungen mit dem 1. FC Nürnberg (0:0) und dem FC Schalke 04 (1:2) deutlich mehr hätte herausspringen können. Sogar sechs Punkte wären möglich gewesen, findet Leitl, der seine Mannschaft in beiden Spielen klar besser gesehen hatte als den Gegner.

Und die größeren Chancen hatte Hertha auch, wie die Expected-Goals-Werte zeigen: Gegen Nürnberg lagen die Berliner 1,76 zu 0,91 vorne, gegen Schalke 1,74 zu 1,17.

Das macht die Sache allerdings nur bedingt besser – weil es ein Hinweis darauf sein könnte, dass es in dieser Angelegenheit grundsätzlich nicht mit rechten Dingen zugeht. Ist das mit der Heimschwäche vielleicht schon pathologisch?

Toni Leistner, Herthas Kapitän, hat in der Hinrunde mal den Gedanken geäußert, dass es durchaus Kopfsache sein könne. Vielleicht verspüre der eine oder andere von den jungen Spielern zu Hause ein bisschen mehr Druck, „irgendwas Besonderes zeigen zu müssen“.

Natürlich ist die Sehnsucht groß.

Herthas Trainer Stefan Leitl über den Wunsch nach einem Heimsieg

Eine komplette Halbserie wartet der Berliner Fußball-Zweitligist inzwischen schon auf einen Erfolg im Olympiastadion. Der letzte Heimsieg war am 18. Oktober, als sich Hertha mit 3:1 gegen Eintracht Braunschweig durchsetzte. Gegen Braunschweig haben die Berliner auch das letzte Spiel vor der Länderspielpause bestritten und ihren beängstigenden Abwärtstrend durch den 5:1-Erfolg erst einmal gestoppt.

Auswärts läuft es eben besser als zu Hause. In der Heimtabelle der Zweiten Liga ist Hertha mit nur zwei Siegen aus zwölf Spielen und gerade mal acht Punkten Letzter. In der Auswärtstabelle hingegen liegen die Berliner punktgleich mit dem Hamburger SV, dem Spitzenreiter der Liga, auf Platz sechs.

Wenn man sich die jüngste Entwicklung der Bundesliga anschaut, könnte man fast auf die Idee kommen, dass Hertha ein Trendsetter ist. Eine Klasse höher gab es an den Spieltagen 24 und 25 zu Beginn dieses Monats in 18 Spielen keinen einzigen Heimsieg, 13-mal siegte das Auswärtsteam.

Auswärts tun sich viele Teams leichter

Offensichtlich ist es ein Vorteil, das Spiel nicht selbst machen zu müssen, sondern sich aufs Umschalten verlegen zu können. Das hat auch Hertha BSC in einigen Heimspielen bereits feststellen müssen. Die Mannschaft hat generell den Anspruch, aktiv zu sein. Unter Leitls Vorgänger Cristian Fiél, einem Anhänger des Ballbesitzfußballs, war dies das erklärte Ziel. Die Umsetzung allerdings fiel oft mangelhaft aus.

Herthas aktuelle Heimbilanz ist sogar historisch schlecht. Insgesamt 15 Spielzeiten hat der Klub bisher in der Zweiten Liga verbracht. Nie war der Ertrag nach zwölf Heimspielen so dürftig wie in dieser Saison. Selbst in der Saison 1985/86, an deren Ende der Abstieg aus der Zweiten Liga stand, hatten die Berliner zum gleichen Zeitraum bereits ein Heimspiel mehr gewonnen als im Moment.

Nur in vier der 15 Zweitligaspielzeiten hatte Hertha nach zwölf Heimspielen mehr als zwei Niederlagen kassiert, und nie waren es mehr als vier. In dieser Saison hat Hertha bereits achtmal zu Hause verloren.

An diesem Samstag wird die Stimmung im Olympiastadion auch deshalb außergewöhnlich sein, weil die Anhänger der Berliner und der Karlsruher einander freundschaftlich verbunden sind und sich bei solchen Gelegenheiten gerne gegenseitig feiern. Er sei gespannt, „wie die Atmosphäre im Stadion sein wird“, sagt Stefan Leitl, für den es das erste Freundschaftsspiel mit und gegen den KSC sein wird.

Aber wie auch immer die Stimmung auf den Rängen sein wird: „Der Fokus sollte schon darauf liegen, dass wir unser Heimspiel gewinnen.“