Zwei Pässe, drei Tore : Der Ronning Gag der Eisbären
Ty Ronning ist Doppelstaatsbürger. Wenn es nach US-Präsident Donald Trump geht, dann hat der Topscorer der Eisbären Berlin bald nur noch einen Ausweis, den der USA. Wie fühlt sich das an zurzeit angesichts der Spannungen zwischen beiden nordamerikanischen Staaten, Bürger der USA und Kanada zu sein? Ronning antwortet prompt: „Also, das ist so …“ Und dann bricht der drahtige Mann ab. „Das ist doch eine politische Frage? Kein Kommentar.“
Klar, Ty Ronning ist Eishockeyprofi und äußert sich offiziell nur zu seinem Beruf, in dem er in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu einem herausragenden Vertreter gehört. In 19 Spielen in Folge hat der Angreifer gepunktet. Beim 4:1 gegen die Straubing Tigers am Dienstag gelang ihm sogar ein Hattrick, und damit ebnete er den Eisbären in Viertelfinalspiel fünf den Weg ins Halbfinale. Jetzt können sich die Berliner etwas zurücklehnen, erst am Freitag trainieren die Spieler von Trainer Serge Aubin wieder. Ihr Gegner für das Halbfinale steht noch nicht fest, nur der Termin: Am Dienstag kommender Woche geht es um 19.30 Uhr weiter für die Berliner in der Serie „Best-of-seven“.
Ty Ronning, das ist der Mann mit der eingebauten Torgarantie. Zwei Spiele mit Punkten fehlen ihm noch, dann hat er den 20 Jahre alten DEL-Rekord von Peter Draisaitl egalisiert, der punktete einst für Köln 21 Spiele hintereinander. Ronning sagt: „In Berlin fühle ich mich mit meiner Familie sehr wohl.“ Auch das trägt wohl entscheidend zu den guten Auftritten bei, die er sich einst wohl so nicht in Deutschland erträumt hat. Inzwischen ist er 27 Jahre alt und mit seinem Talent sowie seiner Vita war der Weg in die National Hockey League (NHL) eigentlich vorgezeichnet.
Bestimmt wird mein Vater mir sagen, dass ich noch ein viertes Tor hätte schießen müssen.
Ty Ronning nach seinen drei Toren gegen Straubing
Vater Cliff war in der NHL bis zum Jahr 2004 ein Starstürmer, kam in fast zwei Jahrzehnten auf 1263 Einsätze und war wie sein Sohn ein Wirbelwind auf dem Eis. Cliff Ronning war mit 1,73 Metern doch eher klein für die NHL, aber er setzte sich trotzdem durch. Sohn Ty (1,75 Meter) ist ebenfalls nicht gerade ein Kraftpaket, aber dafür gedanklich schnell.
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Ein Schlüsselbeinbruch verhinderte womöglich eine Karriere in der NHL. In der Saison 2022/2023 ging er zum ERC Ingolstadt und ein Jahr später dann zu den Eisbären. Dort kämpfte er aber wieder mit Verletzungen, war dann aber auf dem Weg zum Titel und in den Play-offs einer der Besten bei den Berlinern. In der Finalserie gegen Bremerhaven legte er auch schon einen Hattrick hin.

© dpa/Andreas Gora
Warum es so fluffig läuft bei ihm in dieser Saion? Klar, Talent. Aber auch Vorbereitung, besonders mit dem Torwarttrainer der Eisbären, Sebastian Elwing, sagt Ronning. „Der war ja selbst Torhüter und mit ihm bespreche ich immer ganz genau, wo ich bei welchem Torwart hin schießen muss.“ Das helfe extrem und zudem habe er ja noch andere „Berater“. Vater Cliff zum Beispiel, der schaut sich die Spiele des Sohns natürlich an und war vergangene Saison auch in der Finalserie in den Stadien. Was Cliff Ronning wohl zu den drei Toren vom Dienstag sagen wird? „Bestimmt wird er mir sagen, dass ich noch ein viertes Tor hätte schießen müssen“, sagt der Sohn und lacht.
Ty Ronning kam übrigens nach Europa, um für den HC Bozen zu spielen. Seine Mutter ist Italienerin, und wenn er einen italienischen Pass bekommen hätte, dann hätte der im US-Bundesstaat Arizona geborene Mann bei den Olympischen Spielen in Mailand 2026 für Italien auflaufen können – als Triple-Staatsbürger. Aber nun wird es damit nichts, und er kann sich eher auf den nächsten Titel mit den Eisbären konzentrieren.
In keiner anderen Sportart spielen so viele US-Amerikaner und Kanadier in den Profiteams
Dass es übrigens in den Eishockey-Kabinen in Europa und Übersee ganz unpolitisch zugeht, davon ist nicht auszugehen. In keiner anderen Sportart wie im Eishockey so viele Kanadier und US-Amerikaner gemeinsam in den Teams. Mit der NHL haben die beiden Staaten ja sogar eine gemeinsame Liga, und auch in der DEL dürfte das ein Thema sein. Beim Eisbären-Gegner Straubing zum Beispiel spielen vier US-Amerikaner und sieben Kanadier in einem Team.
In der Heimat von Ronnings Vater haben sie zuletzt die Eishockey-Ikone Wayne Gretzky fallen lassen, was sein Heimatland gegen sich aufbringt. Gretzkys Nähe zu Donald Trump ist für vielen Kanadier ein Problem, der US-Präsident hatte die Situation zudem in gewohnter Manier eskalieren lassen. „Wayne ist mein Freund, und er möchte mich glücklich machen und ist deshalb etwas zurückhaltend, wenn es darum geht, dass Kanada ein eigenständiges Land bleibt, anstatt ein geschätzter und schöner 51. Staat zu werden.“ In Edmonton forderten einige Fans daraufhin unter anderem, dass eine nach dem Idol benannte Autobahn („Wayne Gretzky Drive“) umbenannt wird.
Manchmal ist es vielleicht doch schöner, in Deutschland Eishockey zu spielen, und die Gefahr, dass in Berlin eine Autobahn nach Ty Ronning benannt wird, ist ja auch gering. Und das liegt nicht daran, dass sie dazu ja erst mal repariert werden müsste.