Hockey-EM in Mönchengladbach: Die deutschen Männer haben eine Serie zu verteidigen

„Vielen Dank für die Frage“, sagt Mats Grambusch, der Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft, als er nach seinen persönlichen Erinnerungen an die Europameisterschaft 2011 gefragt wird. „Ein bisschen Salz in die Wunde zu streuen, ist immer ganz gut.“

2011 war ein wichtiges Jahr in der Hockeykarriere von Mats Grambusch. Ende Juni, mit gerade 18, feierte er sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Doch als nicht einmal zwei Monate später die EM stattfand, noch dazu in seiner Heimatstadt Mönchengladbach, da zählte Grambusch nicht zum deutschen Aufgebot. „Die total falsche Entscheidung damals vom Trainer. Ganz, ganz schlimm“, sagt er.

Aber das ist nur ein Scherz. In Wirklichkeit sei er damals völlig verdient nicht dabei gewesen. „Wir hatten einfach einen zu guten Sturm“, erzählt Grambusch, „und ich habe noch nicht so performt, wie ich es in den letzten Jahren gemacht habe.“

Ab diesem Wochenende, wenn der Hockey-Park in Mönchengladbach zum dritten Mal Schauplatz eines großen internationalen Turniers ist, erhält der inzwischen 30-Jährige eine zweite Chance. Grambusch, der bei der WM 2006 Balljunge war und sich bei der EM 2011 unfreiwillig in der Zuschauerrolle wiederfand, soll diesmal auf dem Feld mithelfen, dass die Serie der Nationalmannschaft bestehen bleibt: Bei jedem großen Turnier in Mönchengladbach haben die deutschen Männer den Titel geholt.

„Wenn man als Weltmeister bei einer Heim-EM antritt, sollte man den Anspruch haben, Erster zu werden“, sagt Grambusch. Den EM-Titel hat sich die Mannschaft explizit zum Ziel gesetzt. Bundestrainer André Henning wusste davon Anfang der Woche zwar noch nichts, war aber auch nicht allzu überrascht. Vor der Weltmeisterschaft Anfang des Jahres hat sein Team es ähnlich gehalten.

„Finde ich super“, sagt Henning. „Das spricht für das Vertrauen in die eigenen Stärken und die eigenen Qualitäten. Die haben wir. Die haben wir auch unter Beweis gestellt.“

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Jahre warten die deutschen Männer bereits auf ihren neunten EM-Titel. Trotzdem sind sie Rekordeuropameister.

Zuletzt war das im Januar so, als die Deutschen erstmals seit 2006 in Mönchengladbach wieder den WM-Titel gewinnen konnten. Unter normalen Umständen – nur wenige Monate nach der Weltmeisterschaft und im Anlauf auf Olympia im kommenden Sommer – wäre eine EM von eher nachrangiger Bedeutung. Da das Turnier jedoch im eigenen Land stattfindet, ist das für die Deutschen diesmal anders. 15 der 18 Spieler aus dem WM-Kader sind auch in Mönchengladbach wieder am Start.

Dabei haben sich nicht alle Weltmeister gleich wieder auf das nächste große Ziel fokussieren können. „Es gab durchaus Spieler, die nicht sofort wieder fleißig durch den Wald gejoggt sind“, erzählt Henning. Dass einige eine gewisse Zeit gebraucht hätten, sei aber okay. Vor allem bei den Spielern, die dem großen Ziel WM-Titel so lange vergeblich hinterhergejagt seien.

Mats Grambusch ist gebürtiger Mönchengladbacher. Er führt das deutsche Team bei der EM in seiner Heimatstadt als Kapitän aufs Feld.
Mats Grambusch ist gebürtiger Mönchengladbacher. Er führt das deutsche Team bei der EM in seiner Heimatstadt als Kapitän aufs Feld.
© IMAGO/ANP

„Mir kommt es aber schon so vor, als würden wir rechtzeitig die Kurve kriegen“, sagt der Bundestrainer. „Die Motivation ist riesig. Die Trainingsbereitschaft ist wieder sehr groß. Die Laune super.“

Dass die EM trotz des anspruchsvollen internationalen Turnierkalenders bei ihm und seiner Mannschaft höchste Priorität genießt, liegt auch daran, dass es die erste in Deutschland seit eben 2011 ist. „Wir haben uns voll darauf ausgerichtet“, sagt Henning. „Ich will nicht verhehlen, dass es sich ein bisschen anders anfühlen würde, wenn das Turnier in Spanien stattfände.“

Trotzdem werden die Olympischen Spiele auch in Mönchengladbach zumindest indirekt eine Rolle spielen. Nur die Europameister bei den Männern und den Frauen qualifizieren sich direkt für Paris 2024. Für alle anderen Teams steht im Januar ein Qualifikationsturnier an, unter Umständen fernab der Heimat: Für die Frauen geht es entweder nach Spanien oder China, für die Männer nach Spanien oder Pakistan.

„Das ist aus vielerlei Hinsicht etwas, das alle gerne vermeiden würden. Ich als Trainer könnte den Winter sehr gut auch ohne Qualifikationsturnier gestalten“, sagt André Henning. „Ein Grund mehr, dieses Ding zu holen.“