Eishockey in Berlin: Eisbären treffen auf kriselnde Adler

Dallas Eakins dürfte ziemlich gute Erinnerungen an seinen ersten und bislang einzigen Auftritt mit den Adler Mannheim in Berlin haben. Kurz vor Weihnachten hatten die Kurpfälzer mit 3:1 in der Mercedes-Benz-Arena gewonnen und ausgerechnet in diesem prestigeträchtigen Duell das Gefühl vermittelt, sich auf dem Weg der Besserung zu befinden.

Der US-Amerikaner, zuvor als Headcoach des NHL-Klubs Anaheim Ducks tätig, wirkte wie der Heilsbringer. Um in Personalunion von Trainer und Sportdirektor die Adler aus der Wankelmütigkeit zu führen.

An diesem 17. Dezember schien Eakins, der zuvor knapp zwei Jahrzehnte Jobs in der besten Liga der Welt hatte, fast noch mehr zu genießen, was Stimmung im deutschen Eishockey bedeutet. „Der Respekt, den die Fans den Spielern entgegenbringen und den die Spieler für die Fans haben, ist inspirierend“, sagte er damals. Nicht selten würde er nach einem Spiel noch diese besondere Atmosphäre einatmen. Die doch anders ist als in der NHL, wo die Fans vor allem als Kunden wahrgenommen werden.

Sein Erstaunen, „welche Wirkung die Fanbase nicht nur auf die Spieler, sondern auch auf das ganze Umfeld hat“, war natürlich verbunden mit dem Gefühl, dass seine Mannschaft von nun an wieder für Euphorie sorgt in der Quadratestadt. Die Mannheimer Verantwortlichen sprechen ja selbst gerne von Hockey Town.

Eisbären und Adler könnten in den Play-offs früh aufeinandertreffen

Allerdings ist es Eakins nicht wirklich gelungen, vor dem nächsten Duell an diesem Freitag in Berlin (19.30 Uhr, Magentasport) nachhaltig Aufbruchstimmung zu erzeugen. 14 Spiele haben die Adler seitdem absolviert, das Punktekonto ist von 41 auf 65 Punkte gewachsen. Die Eisbären hingegen haben in 15 Partien 31 Zähler sammeln können.

Und so ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass beide Teams sehr früh in den Play-offs aufeinandertreffen. Mannheim, derzeit Achter in der Tabelle, kämpft mit fünf anderen Teams um die Plätze vier bis neun. Auch ein Verpassen des Viertelfinales ist durchaus denkbar.

17

Spieler hatten die Adler Mannheim im Sommer verlassen.

Durchhalteparolen sind steter Begleiter in dieser Saison. Nachdem 17 Spieler den Verein im Sommer verlassen hatten, wollte man mit einem Umbruch wieder mal ein ernsthafter Anwärter auf den Titel werden. 2019 gelang das zuletzt, danach gaben Red Bull München und die Eisbären den Ton in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) an.

Während die Eisbären offenbar die richtigen Schlüsse aus einer verkorksten Saison 2022/23 gezogen und sich auf allen Positionen stark verbessert haben, konnten sich die Adler nach der Halbfinalteilnahme im Vorjahr nicht spürbar weiterentwickeln. Eher das Gegenteil ist der Fall.

David Wolf beklagt fehlende Emotionen

Immer dann, wenn es so aussieht, als könnte Eakins’ Team etwas Boden gut machen und einige Konkurrenten dominieren, erfolgt der nächste Rückschlag.

Zwischenzeitlich war Mannheim schwer von Verletzungen gebeutelt in dieser Saison. Insbesondere der lange Ausfall von Topstürmer Matthias Plachta, der bislang nur 26 Spiele bestreiten konnte, traf die Mannschaft. Allerdings fehlt es diesem Kader wohl an der entsprechenden Breite, um das zu kompensieren. Auch andere Teams müssen und mussten in dieser Saison gehörig improvisieren.

David Wolf stellt gegenüber dem „Mannheimer Morgen“ jüngst eine ziemlich ernüchternde Diagnose. Der frühere Nationalstürmer sagte hier: „Das hat etwas mit Emotionen zu tun. Man muss aktiver und selbstbewusster an die Sache herangehen und Emotionen zeigen. Wir als Mannschaft zeigen zu selten Emotionen. Es gibt immer wieder Spiele, in denen sie da sind, aber das passiert nicht konstant genug.“

Gerade für Trainer Eakins, der so viel Wert auf diese Emotionen und die besondere Bindung zwischen Publikum und Spielern legt, muss das eine ziemlich erschreckende Aussage gewesen sein. Da scheint der Funke nach anderthalb Monaten noch nicht so richtig übergesprungen zu sein.