Unterbrechungen, Schweigen und viel Frust: So protestieren Fans gegen den Investoren-Deal
Die Fans haben ihrem Ärger und Frust nach der Einigung für einen Investoren-Deal unverhohlen Luft gemacht. Vom Stimmungsboykott bis zu Tennisbällen und Schokoladentalern, die am Samstag aufs Feld geworfen wurden, dazu Schmähgesänge, Pyros und in allen Stadien der Bundesliga eine klare Botschaft per Banner an die Deutsche Fußball Liga: „Wir werden kein Teil eures Deals sein – Scheiß DFL!“.
Dass die 36 Profi-Clubs mit der nötigen Mehrheit am vergangenen Montag der DFL das Mandat erteilten, in konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Vermarktungspartner einzutreten, löste die erwartbaren und teilweise auch schon angekündigten Reaktionen vor allem in der organisierten Fanszene aus.
In Bochum musste die Partie des VfL gegen den 1. FC Union Berlin am Samstag unterbrochen werden. Fans der ohnehin äußerst traditionell eingestellten Eisernen aus dem Berliner Osten hatten nach zwölf Minuten Tennisbälle und – passend zur Vorweihnachtszeit – Schokoladentaler auf den Rasen geworfen. Während sich Bochums Offensivspieler Takuma Asano einen der süßen Taler schmecken ließ, unterbrach Schiedsrichter Sven Jablonski die Partie für vier Minuten, bis der Platz wieder von den Gegenständen befreit war.
Schokotaler flogen auf den Rasen
Auch beim Spiel des SV Darmstadt flogen Schokotaler auf den Rasen, unterbrochen wurde die Partie gegen den VfL Wolfsburg aber, weil im Gäste-Block Pyrotechnik gezündet worden war. Wie auch andernorts wurde aber nicht nur die DFL kritisiert. „Unsere Stimme hätte den DFL-Investor verhindern müssen“, hieß es auf einem Plakat der Darmstädter Fans.
Letztlich hatte es bei der Abstimmung die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit gegeben. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor bis zu einer Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben.
„Beides hat seine Berechtigung. Die Kunst liegt daran, beides zusammenzubringen“, hatte VfB Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß am Freitag betont. Einerseits gehe es darum, den Anschluss im internationalen Fußball nicht zu verlieren, aber „definitiv auch nicht den Kontakt“ den Fans, die „alles entscheidend“ seien. „Das ist ein schmaler Grat.“ Man müsse sehr genau hinhören, was die Sorgen der Fans seien.
Auch am Freitag gab es Protest
„Wir haben Fans in Leverkusen, aber auch in Spanien, Argentinien und in Japan. Wir müssen eine Perspektive haben, die Tradition zu halten, aber auch eine Vision zu entwickeln, weil wir in einem Fußball-Dschungel kämpfen, mit La Liga, Premier League, Liga A und der Serie A“, hatte Kollege Xabi Alonso von Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen betont. Beide Teams werden erst an diesem Sonntag die Reaktionen der Fans hautnah zu spüren bekommen, wenn der VfB beim FC Bayern antritt und Bayer Eintracht Frankfurt empfängt.
Zu Protesten war es auch schon am Freitag gekommen. Mit „Scheiß-DFL“-Rufen und dem Werfen von nachgemachtem Geld auf das Spielfeld hatten die Anhänger beim Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach nach zwölf Minuten ihr zuvor demonstratives Schweigen beendet. Die Partie gegen den SV Werder Bremen war auch für einige Minuten unterbrochen gewesen.
Das Zweitligaspiel zwischen dem SC Paderborn und Hansa Rostock musste sogar zweimal unterbrochen werden. Zudem kam es zu folgenreichen Fan-Ausschreitungen. Dabei soll es verletzte Hansa-Anhänger und Polizisten in bisher ungekannter Zahl gegeben haben. In den ersten zwölf Minuten in Anlehnung als die Fans als „zwölften Mann“ blieb es auch am Samstag in vielen Stadien der Bundesliga und 2. Liga leise.
Verständnis für die DFL-Entscheidung äußerte Sky-Experte Dietmar Hamann. „Wir haben uns das 50+1 über viele Jahre erhalten. Man muss schauen, was in England, Italien und Frankreich passiert. Da sind private Investoren drin. Irgendwann müssen wir uns auch öffnen in irgendeiner Art und Weise. Ich glaube, die Alternative wäre gewesen, wenn das nicht durchgegangen wäre, dass sich die erste von der zweiten Liga trennt“, sagte Hamann. Er erhofft sich vor allem mehr Professionalisierung, gerade mit Blick auf die Auslandsvermarktung. (dpa)