Die Ostersamstagbotschaft: Ich wollt’, ich wär ein Huhn
Eier sind jetzt auch nicht mehr okay. Legebatterien, geschredderte Küken, schrecklich, es stimmt ja. Aber dann flattert einem auch noch Verlagswerbung für die erste vegane Osterhasengeschichte für Kinder ins Redaktionspostfach, in der die Sache mit den die Hasen versorgenden, von Legeleistungsstress gequälten Hühnern aufgeklärt wird. Also nicht mal mehr Ostereier sind noch politisch korrekt, weder freilaufend und bio, noch mit Pflanzenfarben bemalt?
Die Menschheit in der Krise, eine klimazerstörende Lebensmittelindustrie, die grausame Ausbeutung der Tierwelt: Ob die christliche Osterbotschaft von der Erlösung allen Übels auch den Stress jener Aktivistinnen und Aktivisten lindern möchte, die unermüdlich die Gefährdung des Planeten bekämpfen? Die Work-Life-Balance, wie die Bibel sie propagiert, spricht jedenfalls dafür.
Ich mag den Ostersamstag. Nicht nur wegen der Jugenderinnerung an die Osterfeuer in der „Nacht der Nächte“ zum Sonntag vor der Trierer Abteikirche St. Matthias – und an den jungen Abt, der beim nur mit Kerzen erleuchteten Einzug in die Kirche mit seiner schönen Tenorstimme das „Lumen Christi“ anstimmte (wir Nonnenschülerinnen fanden ihn auch sonst ausgesprochen attraktiv). Sondern vor allem wegen besagter Work-Life-Balance.
Christiane Peitz tut wenig an Ostersamstag. Außer Osterlämmer aus Biskuitteig zu backen. Eins mit Eiern, eins vegan.
Da lässt sich Gottes Sohn grausam foltern und hinrichten, wartet mit der Auferstehung, sprich: dem Happy-End besagter Menschheitserlösung, aber erst mal und nimmt sich einen Tag Zeit. Hält Sabbat, ruht sich aus, tut nichts, 24 Stunden lang.
Der Karsamstag, in manchen Regionen auch „stiller Samstag“ genannt, mag der Tag der Schockstarre nach der Katastrophe sein. Womöglich trieb sich der gemarterte Gott auch in der Unterwelt herum. Aber als Kind war ich fest davon überzeugt, dass er sich dem Diesseits wie dem Jenseits entzog, einfach nur chillte und sich den Tod aus den Knochen schlief. Ein Langschläfer, so wie ich.
Mach mal langsam, das ist die Ostersamstagsbotschaft: dass wir uns ab und zu zwischen die Zeiten begeben, eine Pause einlegen und die nicht gleich wieder verplanen, mit Erledigungen, Freizeitstress, Bio-Eier färben. Ich wollt’, ich wär ein Huhn: So ein Federvieh steckt in jedem von uns. Morgen retten wir wieder den Planeten.
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