Der 1. FC Union rutscht im Olympiastadion aus
Andreas Luthe deutete mit beiden Händen hilflos auf den Rasen. Nach einem Rückpass war der Torwart des 1. FC Union auf dem nassen und ziemlich ramponierten Geläuf des Berliner Olympiastadions ausgerutscht und hatte Cyriel Dessers so das sehr schmeichelhafte 2:1 für Feyenoord Rotterdam ermöglicht. Seine Mitspieler liefen sofort auf ihn zu und sprachen ihm Mut zu, auch die Zuschauer stärkten ihm mit „Luthe, Luthe“-Rufen den Rücken. Am Ende half das aber alles nichts. Gegen Feyenoord verlor Union vor 30 000 Zuschauern am Donnerstagabend 1:2 (1:1).
Da Slavia Prag im Parallelspiel gegen Maccabi Haifa gewann, haben die Berliner nach vier von sechs Spieltagen aber immer noch realistische Chancen auf Platz zwei, der für die Zwischenrunde der Conference League reichen würde. Nach den Vorkommnissen am Mittwoch und der Vorgeschichte aus Rotterdam blieb es im und um das Stadion bis Spielschluss glücklicherweise recht ruhig.
Unions Trainer Urs Fischer musste erneut auf den verletzten Max Kruse verzichten und verordnete Taiwo Awoniyi eine kleine Pause. Für ihn begann Kevin Behrens. Außerdem setzte der Schweizer im Vergleich zum 2:5 gegen den FC Bayern am Samstag auf den aus der Quarantäne zurückgekehrten Marvin Friedrich, Tymoteusz Puchacz und Levin Öztunali anstelle von Timo Baumgartl, Niko Gießelmann und Grischa Prömel.
Anders als gegen die Münchner und beim Hinspiel gegen Feyenoord fand Union etwas besser ins Spiel. Zwar hatten die Niederländer optische Vorteile, doch die erste große Chance gehörte den Berlinern. Nach einem langen Ball lief Sheraldo Becker seinem Gegenspieler davon und kam erstaunlich frei vor Justin Bijlow zum Abschluss. Seinem Schuss fehlte aber die nötige Präzision und so konnte der Rotterdamer Torwart parieren.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]
Beide Mannschaften hatten ziemliche Probleme mit dem schwierigen Untergrund. In beiden Fünfmeterräumen sowie auf einem langen Streifen auf der Seite der Haupttribüne war mehr Matsch als Rasen zu erkennen. Doch nicht nur dort blieb der Ball stellenweise fast liegen. Die erste konstruktive Aktion gelang dann den Gästen, allerdings konnten sie auch erstaunlich unbedrängt agieren, weil die Berliner überhaupt nicht in die Zweikämpfe kamen. Über mehrere Stationen kam der Ball im Strafraum zu Bryan Linssen. Sein Schuss klatschte gegen den Innenpfosten, doch Luis Sinisterra reagierte am schnellsten und staubte ab.
Fischer hatte vor dem Spiel bekräftigt, dass sich seine Mannschaft über die Bedeutung des Spiels bewusst sei – und so spielte sie nach dem Rückstand auch. Eine erste Chance auf den Ausgleich vergab Puchacz, als sein Schuss aus spitzem Winkel am langen Eck vorbeiflog. Genki Haraguchi traf zwar das Tor, doch seinen Flachschuss entschärfte Bijlow.
In der Schlussphase flogen Trimmel und Teuchert bei Union noch vom Platz
Von den Gästen kam in dieser Phase weder von den Rängen noch auf dem Rasen viel Gegenwehr. Die Niederländer hatten im Hinspiel gezeigt, dass sie auch ohne die großen Stars vergangener Jahre durchaus ansehnlichen Fußball spielen können, im Berliner Dauerregen wirkten sie aber sehr lustlos.
So nahm Unions Druck weiter zu und Ende der ersten Hälfte lag der Ausgleich eindeutig in der Luft. Bei einem Schuss von Behrens konnte Marcos Senesi gerade noch das Bein dazwischen bringen, doch in der 41. Minute war es so weit – und das auf ziemlich ungewöhnliche Art und Weise. Rechtsverteidiger Christopher Trimmel tauchte nach einer Reihe Berliner Flankenversuche auf der halblinken Seite auf und schlenzte den Ball aus 20 Metern sehenswert ins lange Eck.
Nach der Pause blieb Union spielbestimmend und hatte gleich die nächste Chance durch Haraguchi. Feyenoord schien mit dem Punktgewinn gut leben zu können und stellte die Offensivbemühungen nahezu komplett ein. Dennoch hatten sie nach einem kapitalen Fehlpass von Puchacz die größte Chance. Unions Torwart Andreas Luthe bewahrte seine Mannschaft gegen den freistehenden Linssen jedoch vor dem Rückstand.
In der Folge wurde das Spiel wilder. Es ging hin und her, klare Strukturen waren kaum noch zu erkennen. Nach Luthes Ausrutscher versuchte Union noch mal alles, doch auch der eingewechselte Awoniyi konnte das Spiel nicht mehr drehen. Dass kurz vor Schluss Trimmel mit Gelb-Rot und der ebenfalls eingewechselte Cedric Teuchert mit Rot vorzeitig vom Platz mussten, ließ die Stimmung auf Berliner Seite noch mal hochkochen, doch dann war Schluss.