Noch bleiben viele Plätze in der Mercedes-Benz-Arena frei

Rund 15 Sekunden dauert eine Aufzugfahrt vom Erd- ins vierte Geschoss der Arena am Ostbahnhof. Und dieser Kurztrip offenbarte am Sonntagnachmittag, dass die neuen 2G-Regeln in der Heimspielstätte der Eisbären noch für Unsicherheit sorgen. Ratlose Blicke trafen sich dort, ob der Verzicht auf den Mund-Nasen-Schutz schon hier zulässig ist. Ist er, was gerade auch rund um die Verpflegungsstände für große Freude sorgte. Die gute Laune hatte natürlich auch damit zu tun, dass die Berliner den ERC Ingolstadt klar dominierten und mit 6:3 (3:0, 3:1, 0:2) den sechsten Pflichtspielsieg in Serie feierten.

Auch auf den Rängen feierten die Fans die Gewissheit, dass die anfängliche Heimschwäche endgültig abgelegt ist. Obwohl durch die Regelung, dass nur noch Genesene und Geimpfte Einlass in der Arena bekommen, theoretisch alle Plätze der Arena gefüllt werden dürfen, wurden dann doch nur 7181 Zuschauer gezählt, also 731 mehr als die 6450, die bis am vergangenen Sonntag zugelassen waren.

Und das, obwohl Frans Nielsen trotz eines gerade erst überstandenen Magen-Darm-Infekts sein Debüt im Eisbären-Trikot feierte, als Center in einer Reihe mit Kevin Clark und Parker Tuomie. Und als fleißiger Arbeiter in Über- und Unterzahl.

Es ist auch eher nicht davon auszugehen, dass die Arena mit ihren 14.200 Plätzen so bald wieder ausverkauft sein wird in nach wie vor unsicheren Pandemiezeiten. Zum letzten Mal gab es am 8. März 2020 ein volles Haus, als mit einem Sieg gegen Bremerhaven die damalige Saison endete, ehe die erste Coronawelle durch Deutschland schwappte. Seitdem gab es Eishockey in Berlin nur für eine begrenzte Zahl an Zuschauern zu bewundern.

Gewaltige Stimmung beim Trainingsauftakt

Auf den Tag genau vor einem Jahr empfingen die Eisbären im zweiten Spiel eines Test-Doppels den EHC Red Bull München vor 214 Zuschauern im Wellblechpalast. Danach folgte die sportlich erfolgreiche, aber emotional schwierige Meistersaison vor Geisterkulissen. Im August dieses Jahres herrschte dann eine gewaltige Stimmung beim Trainingsauftakt mit 1000 Fans im Sportforum, die gerade für die Profis, die noch nie unter normalen Bedingungen in Berlin gespielt hatten, einen Vorgeschmack lieferte, wie viel Energie die EHC-Fans versprühen können.

Auch wenn die Zahl der Anwesenden etwas unter dem lag, was man erwartet hatte, sorgten diese für eine achtbare Geräuschkulisse. Was am Sonntag auch an dem zwischenzeitlichen Spektakel im ersten Drittel lag, als die ersten drei Treffer innerhalb von 222 Sekunden fielen. Leo Pföderl (8.), Kevin Clark in Überzahl (10.) und Blaine Byron (12.) trafen für die Heimmannschaft.

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Auch auf den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch Brandon Defazio fanden die Eisbären eine schnelle Antwort durch Byron, der seinen zweiten Treffer des Tages erzielte, diesmal in Unterzahl. Beide Tore fielen in der 24. Minute. Und weil es kaum Gegenwehr gab, durften auch noch Matt White (30.) und Zach Boychuk (38.) den Puck ins Ingolstädter Tor schießen. Nach dem zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Vorsprung war im Schlussabschnitt etwas die Luft raus bei den Berlinern, so dass die Gäste noch zweimal jubeln durften.

Die Eisbären feierten gegen Ingolstadt mit 6:3 (3:0, 3:1, 0:2) den sechsten Pflichtspielsieg in Serie.Foto: imago images/Andreas Gora

Keine größeren Proteste gegen die 2G-Regel

„Wir haben unsere Chancen sehr gut genutzt heute“, sagte Trainer Serge Aubin. Insbesondere stellte er aber Torwart Mathias Niederberger heraus, der „einen großartigen Tag“ hatte und zur Stelle war, gerade auch in der etwas wilden Schlussphase.
Wenig erinnerte insgesamt aber an den letzten Vergleich der beiden Teams im Play-off-Halbfinale, als die Berliner alles aufbringen mussten, um ins Finale einzuziehen.

In dieser frühen Phase der Saison zeigt die Leistungskurve beider Mannschaften weit auseinander. So sehr dieser Fakt die Anwesenden erfreute, die eine immer besser harmonierende Berliner Mannschaft sahen, so groß dürfte der Frust bei jenen sein, die der Halle ferngeblieben sind aus Protest gegen die 2G-Regel oder nicht mehr zugelassen werden aufgrund des fehlenden Impfnachweises. Bis auf ein Plakat, auf dem „Wegen Profitgier bleibt die Jugend vor der Tür“ stand, waren anders als in den sozialen Netzwerken unter der Woche in der Halle keine größeren Proteste zu vernehmen.

Dass Zugang Nielsen, der bei einer Unterzahl nach knapp zwei Minuten seine ersten Einsatzsekunden hatte, noch nicht die ganz großen Glanzlichter setzte, war nicht wirklich überraschend. Der 949-fache NHL-Profi hatte schließlich nicht nur mit den Folgen eines Infekts zu kämpfen. Noch hatte er kaum Gelegenheiten, mit den neuen Kollegen zusammenzuspielen. „Es war ein sehr solider Auftakt von ihm“, sagte Aubin. „Und es war schön, wie er von der Mannschaft aufgenommen wurde.“