„Wir müssen loyal zusammenstehen“: DFB-Expertenrat nimmt bereits am Donnerstag die Arbeit auf

Nur zwei Tage nach der Gründung durch DFB-Präsident Bernd Neuendorf wird der mit langjährigen Bundesliga-Machern besetzte Expertenrat der Fußball-Nationalmannschaft seine Arbeit aufnehmen. „Das erste Treffen wird gleich am Donnerstag sein“, sagte Karl-Heinz Rummenigge am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der ersten Sitzung soll es nach Angaben des früheren Bayern-Chefs darum gehen, die Aufgaben rund um das DFB-Team, bei der Suche nach einem Nachfolger für Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff oder auch in der Nachwuchsförderung klar zu benennen. 

„Wir müssen eine Agenda aufstellen und dann die Dinge abarbeiten, die von der Task Force erwartet werden“, sagte der 67 Jahre alte Rummenigge, der sich in der WM-Finalwoche in Katar aufhält.

Der „primäre Beitrag“ müsse sein, „dass wir an den Stellschrauben so drehen, dass wir wieder erfolgreich sind. Wichtig ist ein Schulterschluss zwischen Bundesliga und Nationalmannschaft – und dem DFB. Wir müssen loyal zusammenstehen zum Wohle des deutschen Fußballs. Es ist keine Zeit mehr für Egoismen.“ 

Das nächste große Ziel sei die Heim-EM 2024. „Wir wollen einen Beitrag leisten, dass wir bei der Europameisterschaft in anderthalb Jahren wieder eine schlagkräftige Mannschaft haben, die die Menschen auch begeistern kann“, sagte Rummenigge.

Deutliche Kritik an der Zusammensetzung der Experten

Der Task Force gehören unter der Leitung von Neuendorf und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke neben Rummenigge der frühere DFB-Teamchef Rudi Völler, Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn, Ex-DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und der frühere langjährige RB-Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff an.

An der Zusammensetzung des Expertengremium gibt es teils deutliche Kritik. „Wenn der DFB in den letzten Jahren immer davon spricht, von Diversität, von Wandel, der stattfinden muss, dass man sich modern aufstellen muss. Und wenn es jetzt in die Krise geht, wirft man das alles über Bord. Jetzt hat man die Leute, die schon immer im Fußball waren, die die Geschicke in den letzten Jahren gelenkt haben. Die Diversität wird komplett auf Seite gestellt“, sagte Fußball-Nationaltorhüterin Almuth Schult.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte die Kritik zuvor zurückgewiesen. „Es war nicht unser erstes Kriterium, hier für Vielfalt und Diversität zu sorgen, das machen wir an anderer Stelle im Verband“, sagte Neuendorf: „Hier ist es einfach so, dass wir Menschen brauchen, die über eine Menge Erfahrung verfügen, die in der Männer-Nationalmannschaft gespielt haben, die für den DFB gearbeitet haben, die über einen reichen Erfahrungsschatz im Profigeschäft, die über eine Reihe von Kontakten verfügen.“

Wenn es nicht gut läuft, wird man von diesen fünf Herren nichts Negatives hören.

Nationaltorhüterin Almuth Schult

Schult glaubt, dass Taktik dahintersteckt. Man habe sich fünf Herren mit viel Einfluss im Männerfußball ins Haus geholt, die die größten Kritiker seien. „Wenn es nicht gut läuft, wird man von diesen fünf Herren nichts Negatives hören, weil sie ja am Entscheidungsprozess beteiligt waren. Eigentlich nimmt man sich selber nur in Schutz, weil man genau weiß: Jetzt können wir die Entscheidung abschieben und gucken, was passiert.“

Rummenigge empfiehlt, auch über die Grenzen zu schauen, auf Erfolge kleinerer Länder wie Kroatien und Portugal oder die Begeisterung um Teams wie Argentinien und Marokko. „Wir müssen wieder Herzblut reinbringen“, mahnt der frühere DFB-Kapitän Rummenigge mit Blick auf Team und Fans.

Rummenigge begrüßt, dass Hansi Flick eine zweite Chance als Bundestrainer erhält. „Ich halte Hansi nach wie vor für einen hoch qualifizierten Trainer, der auch der Richtige ist, diesen Neuanfang zu managen und zum Erfolg zu führen.“

Er würdigt auch Oliver Bierhoff, der mit seinem Rückzug als Direktor Nationalmannschaften nach 18 Jahren beim DFB „konsequent einen Schlussstrich gezogen“ habe. Bei der Nachfolge des 54-Jährigen in seiner Funktion als Flicks sportlicher Partner gehe es zunächst darum, „ein Jobprofil“ zu erarbeiten. Erst danach gehe es um Kandidaten. (dpa)

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