Die U 17 von Hertha BSC scheitert im Halbfinale
Leid und Leid lagen bei den U-17-Junioren von Hertha BSC am Sonntagnachmittag nah beieinander. Auf der einen Seite landete der Ball, beim Stand von 0:0, am Pfosten des Stuttgarter Tores, und kaum war das Halbfinal-Rückspiel um die deutsche Meisterschaft nach der Chance von Herthas Offensivspieler Pepe Mendes unterbrochen, gab es die nächste Hiobsbotschaft für die Berliner.
In der eigenen Hälfte lag Noel Aseko Nkili auf dem Rasen. Er hatte sich am Sprunggelenk verletzt und konnte nicht weiterspielen.
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Aseko Nkili, 16 Jahre alt, verließ humpelnd das Feld. Er vergrub sein Gesicht in der Armbeuge und kämpfte gegen die Tränen. Nicht nur für ihn, für die gesamte Mannschaft war das alles ein bisschen zu viel. Herthas U 17, die in ihrer Staffel eine Klasse für sich, die ungeschlagen durch die Saison gekommen war und ihre Konkurrenz fast nach Belieben dominiert hatte, fand am Sonntag ihren Meister.
Nach dem 0:1 im Hinspiel unter der Woche musste sich das Team von Trainer Oliver Reiß dem VfB Stuttgart auch auf eigenem Platz geschlagen geben. Vor 1510 Zuschauern im Amateurstadion auf dem Olympiagelände hieß es am Ende 2:1 (0:0) für die Gäste. Während Hertha dadurch die erste Endspielteilnahme seit 2013 verpasst hat, trifft der VfB am kommenden Wochenende im Finale auf den FC Schalke 04, der sich seinerseits gegen Fortuna Düsseldorf durchgesetzt hat (3:0/3:1).
Hertha BSC hatte viel Pech
„Unter dem Strich ist es schon verdient“, sagte Reiß. Wobei für seine Mannschaft in beiden Begegnungen einiges zusammengekommen war. In Stuttgart sah Herthas Kapitän Pascal Klemens kurz vor Schluss die Rote Karte und fehlte dadurch im Rückspiel. In Berlin ging der VfB durch einen Elfmeter in Führung, nachdem Leander Popp seinen Gegenspieler Benjamin Boakye bei einem Eckball, der eigentlich gar keiner war, zu Boden gerungen hatte.
Vor allem aber fehlte Aseko Nkili, der Klemens in der Innenverteidigung vertrat und schon nach einer Viertelstunde vom Feld musste.
„Das hat fies mit reingespielt“, sagte Reiß. „Ich will nicht sagen, dass er unser wichtigster Spieler ist, aber er ist auf jeden Fall ein sehr wichtiger.“ So wichtig, dass zuletzt dem FC Bayern München ein gesteigertes Interesse an einer Verpflichtung des defensiven Mittelfeldspielers nachgesagt wurde, der über eine erstaunliche Spielintelligenz verfügt. „Er ist einer von vielen, die gejagt werden“, sagte Pablo Thiam, Herthas Nachwuchsdirektor. „Das ist das Geschäft heute.“
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Aus Herthas U 17 mit einer Fülle an Talenten ragt Aseko Nkili allerdings noch einmal heraus. Sein früher Ausfall habe der Mannschaft daher „sicher keinen Push gegeben, sondern sie noch einmal einen Tick verunsichert“, sagte Oliver Reiß.
So fand der VfB nach einer guten Anfangsphase der Berliner immer besser ins Spiel. „Die Stuttgarter haben es geschafft, ihre Idee vom Fußball mutig auf dem Platz zu bringen“, sagte Herthas Trainer. „Uns ist das nicht gelungen. Gerade in Ballbesitz hatten wir nicht die Selbstsicherheit wie sonst.“
Es gibt ja noch die U 19
Kurz nach der Pause entschied der VfB die Angelegenheit durch einen Doppelschlag von Laurin Ulrich für sich. Erst verwandelte der Stuttgarter Mittelfeldspieler den Foulelfmeter zum 1:0, dann staubte er nur vier Minuten später zum 2:0 ab, nachdem Herthas Torhüter Tim Goller noch gegen Boakye hatte klären können. Der Anschlusstreffer durch Ibrahim Maza in der letzten Minute der regulären Spielzeit kam für Hertha zu spät.
Stuttgarts Sieg und der Finaleinzug gerieten nie ernsthaft in Gefahr. Im Gegenteil: Der VfB hatte genügend Chancen, die Führung noch auszubauen.
„Du hast die Möglichkeiten gehabt“, sagte Oliver Reiß mit Blick auf die dominante Anfangsphase seiner Mannschaft. „Aber es lag nicht nur an uns, sondern auch an einem starken Gegner.“
Eine Chance bleibt dem Nachwuchs von Hertha trotzdem noch: mit der U 19, die sich am Wochenende ebenfalls für das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft qualifiziert hat. Am 6. und am 14. Mai trifft die Mannschaft des scheidenden Cheftrainers Michael Hartmann auf den FC Augsburg.