Körpernah: Die Kunst von Caterina Renaux Hering

Manchmal passt einfach alles zusammen: der Raum, die Kunst und die Zeit. Im Fall von Caterina Renaux Hering war es 2023 der Rundgang zum Abschluss ihres Studiums an der Berliner Universität der Künste. Eine Schau sämtlicher Absolventen und Absolventinnen, die ihre Arbeiten präsentieren – womit sie Anna-Rosa Thomae auffiel.

Thomae hat nahe dem Ku’damm einen Ausstellungsraum, in dem sie temporäre Projekte umsetzt. Modernistisches Vintage-Design trifft auf zeitgenössische Kunst. Oder eine vielversprechende Künstlerin wie Caterina Renaux Hering auf ein offenes, gewogenes Publikum. Die gebürtige Brasilianerin konfrontiert es aktuell mit einem derart breit gefächerten Werk, dass man sich kurz in einer Gruppenschau wähnt: Es gibt schneeweiße Brüste aus Keramik, zarte Grafitzeichnungen, Bilder aus Silikon und eine skulpturale Corsage aus ebenfalls gebranntem, leuchtend rot glasierten Ton.

Und doch verbindet ein Element alles hier Ausgestellte. Hering, Jahrgang 1985, befasst sich durchweg mit dem Körper, seiner Haut, den Nerven- und Blutbahnen, seinen Organen. Fast zärtlich legt sie in ihren Bildern Schicht um Schicht frei, umschließt diese schützend mit transparentem Silikon und verbindet so scheinbar Gegensätzliches miteinander. Kontrastreich sind auch ihre Aktstudien, die nichts verbergen, aber auch nichts ostentativ zeigen: Mit schnellen, expressiven Gesten bannt die Künstlerin Körper in durchaus erotischen Posen.

Ähnlich wie bei Herings keramischer Phänomenologie der weiblichen Brust geht es allerdings mehr um Selbstvergewisserung als ums Exponieren. Ihr Blickwinkel ist ebenso sinnlich wie kraftvoll, nie jedoch exibitionistisch. Eher führt sie das Potenzial eines Themas vor, das so alt wie die Kunst ist..