Spannend wie im Vorjahr: Alba Berlin gewinnt Pokalkrimi gegen Bonn
Bei allen Titeln und Erfolgen, die Alba in der jüngeren Vergangenheit gefeiert hat, ist eine Statistik besonders eindrucksvoll. Seit dem Beginn des spanischen Trainerzyklus mit Aito Garcia Reneses und Israel Gonzalez im Sommer 2017 haben die Berliner alle nationalen Endspiele erreicht. In der vergangenen Saison wäre diese Serie im Pokal gegen Bonn beinahe gerissen und auch am Montagabend war es das frühere Spitzenteam aus dem Westen, das Alba fast aus dem Wettbewerb kegelte.
Doch in der ersten Runde entschied der Titelverteidiger einen echten Pokalkrimi mit dem Herzen eines Champions doch noch für sich. Vor 5345 Zuschauern gewann Alba 98:95 (24:27, 21:22, 30:20, 23:26). „Uns haben wichtige Spieler gefehlt, aber wir haben vor allem defensiv die Energie aufs Feld gebracht und sind sehr stolz heute“, sagte der starke Louis Olinde. Im Pokalviertelfinale trifft Alba auswärts auf die BG Göttingen. Doch erst mal warten in einer sehr intensiven Woche Panathinaikos Athen am Mittwoch, Anadolu Istanbul am Freitag und Heidelberg am Sonntag.
Die Berliner gingen mit dem Selbstvertrauen von fünf Siegen aus den ersten fünf Saisonspielen in die Begegnung, allerdings auch mit einer ordentlichen Portion Müdigkeit. Am Freitag hatte Alba beim Euroleague-Spitzenteam in Mailand gewonnen, in einem echten Krimi mit Verlängerung aber viele Kräfte gelassen. Das zeigte sich nicht nur anhand der langen Verletztenliste, auf der mit Maodo Lo (Sprunggelenk), Johannes Thiemann (Knie), Jaleen Smith (Wade), Ben Lammers (krank) und dem Langzeitpatienten Marcus Eriksson (Fuß) allerlei Hochkaräter zu finden sind.
Der Titelverteidiger hatte mit ziemlichen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Nach zwei Minuten standen bereits vier Ballverluste, allerdings noch keine Punkte in der Statistik, Bonn führte mit 9:0. Nachdem Christ Koumadje endlich den ersten Feldkorb erzielt hatte, fand Alba langsam ins Spiel, und profitierte dabei von einer großen Rebound-Überlegenheit.
Tamir Blatt musste als einziger gesunder Point Guard viel Verantwortung übernehmen und tat dies mit zwei Dreiern. Yanni Wetzell brachte von der Bank viel Schwung und agierte unter dem Korb extrem effektiv. So kämpfte sich Alba langsam wieder heran und ging durch Yovel Zoosman Ende des ersten Viertels erstmals in Führung.
Diese hielt jedoch nicht lange. Das hatte zum einen mit den vielen Berliner Ballverlusten zu tun, zum anderen mit den großen Unterschieden bei der Dreierquote. Während Bonn, allen voran der flinke Spielmacher TJ Shorts, aus der Distanz exzellent traf, fehlt Alba das richtige Händchen. Mitte des zweiten Viertels führten die Gäste mit 43:33 und Trainer Gonzalez sah sich zu einer Auszeit gezwungen. Bis zur Halbzeit kam Alba wieder etwas näher heran, war in der Offensive aber weiter auf der Suche nach dem Rhythmus.
Das ließ sich von Shorts keinesfalls sagen. Der nur 1,75 Meter kleine Spielmacher stellte die Berliner vor unlösbare Herausforderungen und kam am Ende auf überragende 36 Punkte. Bei Alba hielten vor allem Blatt und Wetzell (je 23) dagegen. Der Abstand schwankte die meiste Zeit zwischen vier und acht Punkten, Bonn wirkte sehr gefestigt.
Doch die Berliner stemmten sich gegen das drohende Aus. Besonders Louis Olinde ackerte unter dem Korb unermüdlich und belohnte sich dann von der Dreierlinie. Als wenig später auch Blatt aus der Distanz traf und Alba zum ersten Mal seit langer Zeit in Führung brachte, war in der Halle endlich Pokalatmosphäre ausgebrochen.
Das verstärkte sich noch, nachdem Bonns Center Leon Kratzer ein umstrittenes Foul kassierte, es war bereits sein viertes. Gästetrainer Tuomas Iisalo protestierte heftig und stand dabei schon fast im Mittelkreis. Ein technisches Foul für den Finnen war unausweichlich, und das Spiel mit einem Berliner 15:0-Lauf gekippt. Die Bonner richteten sich nach diesem Tiefschlag allerdings schnell wieder auf und lieferten Alba einen großen Kampf, mit dem besseren Ende für Alba.
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