Die Kinostarts der Woche: Warum der neue „Joker“ als Musical enttäuscht
Warum Lady-Gaga-Fans im neuen „Joker“ nicht auf ihre Kosten kommen? Ein Berg im Harz ein Grab für Tausende wurde? Und ein Film, der im Andalusien der Siebziger spielt, heute relevanter denn je ist? Das erfahren Sie in den Filmen, die diese Woche neu in die Kinos kommen.
1 Memory
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Der Typ hört nicht auf, Sylvia (Jessica Chastain) durch die Nacht zu folgen. Selbst am Morgen lungert er noch vor ihrem Haus herum. Regisseur Michel Franco platziert diese Szene in „Memory“ nach einer Viertelstunde. Ein Fall von Stalking? Der Film schlägt eine andere Richtung ein: Saul (Peter Sarsgaard) hat Demenz im Frühstadium.
Während er im Labyrinth seiner Erinnerung verloren geht, wird Sylvia von ihren Erinnerungen gefangen gehalten: Als Kind wurde sie Opfer sexuellen Missbrauchs. Diese Erfahrungen bestimmen ihr Leben. Chastain spielt sie wunderbar nuanciert. Unter Sylvias spröder Oberfläche scheint ein Sturm zu toben. Beide nähern sich an. Sylvia wird sogar seine Betreuerin.
Der Regisseur setzt ihr Leiden und Sauls Erkrankung klischeefrei in Szene. Doch der quasidokumentarischen Anmutung zum Trotz will er eine Geschichte mit dramatischem „Wumms“ erzählen.
Franco türmt derart viele Konflikte auf, dass er keinem vollauf gerecht wird. Dennoch gelingen dem Regisseur Momente aufrichtiger Wärme. Sie lassen den Film allen Schwächen zum Trotz zu einer bleibenden Erinnerung werden. Simon Rayß
2 Cranko
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Stuttgart, 1961. Es ist der Beginn einer Revolution, der Beginn der Ära John Cranko. Als erfolgreicher wie eigenwilliger Choreograf kommt Cranko (Sam Riley) ans Stuttgarter Ballett, krempelt den Laden um und führt das Haus durch seine innovativen Ideen zu Weltruhm. Gar in der New Yorker Met darf das Ensemble um den homosexuellen Mann gastieren – mit großem Erfolg, aber auch großen Opfern.
Joachim Lang („Führer und Verführer“) gibt Einblicke in die intime Gefühlswelt Crankos, eines Ausländers, der in der Nachkriegsgesellschaft Deutschlands auch seine Probleme hat. Von der Presse zermürbt, treiben ihn seine Selbstzweifel in den Alkoholismus. Sam Riley schafft dabei den Spagat zwischen Crankos Sentimentalität und knallhartem Ego. Fabian Kurtz
3 Zone
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„Zone“ ist ein ungewöhnlicher Film. Es geht um die DDR, um den Berg Kohnstein im Harz, um eine junge Frau. Ansonsten ist wenig sicher: Die Geschichte wird in Bildfragmenten erzählt. Dialog gibt es kaum.
Regisseurin Christina Friedrich will das gesellschaftliche Schweigen während ihres Aufwachsens in der DDR thematisieren. Sie kommt aus Nordhausen, wo alles gedreht wurde, auch in den Stollen des Berges, in dem die Nazis Zwangsarbeiter in den Tod schickten.
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Der Tod im Berg ist Thema. Am Ende bleibt das Gefühl der Verunsicherung: Hat man die Bausteine richtig interpretiert? Sind die beiden Hauptdarstellerinnen, eine junge Frau und ein älteres Mädchen, wirklich die gleiche Person in unterschiedlichem Alter? Ist die Frau mit dem roten Hut eine ältere Version der in eine Psychiatrie eingewiesenen Mutter?
Was sicher ist: das Klima der Repression und der Gewalt. Befehle, mit einer Rasierklinge Fliesen schrubben, Haft und Mord. Gefühle werden unterdrückt. Wenn sie dann doch herauskommen, bei einem vor Wut zerdrückten Eis zum Beispiel, ist das subtil und zugleich rührend. Cristina Plett
4 Joker 2: Folie à deux
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Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) wartet zwei Jahre nach dem Riot in Gotham City, den sein Amoklauf am Ende des ersten Films ausgelöst hat, in der psychiatrischen Anstalt Arkham Asylum auf seinen Gerichtsprozess. Vor den Toren protestieren seine Anhänger gegen seine Verurteilung. Als größter Fan erweist sich jedoch die Insassin Harleen ,Lee’ Quinzel, die nur auf einen ebenbürtigen Irren gewartet hat.
Eine „Joker“-Fortsetzung hätte der Frage nachgehen können, warum ein gescheiterter Stand-up-Comedian und Partyclown eine solche Anziehungskraft auf den Mob von Gotham ausübt. In einem amerikanischen Wahljahr nicht der abwegigste Gedanke. Stattdessen verliert sich „Joker: Folie à deux“ in Arthurs Wahnvorstellungen, in denen er sich und Lee auf glamourösen Showbühnen imaginiert.
Songs beschreiben seine Metamorphose zum Showstar, die Arthur schließlich im Gerichtssaal vollzieht, als er – Lees Ratschlag folgend – seine Verteidigerin (Catherine Keener) feuert und dem Publikum gibt, was es verlangt.
Doch weil die Songs als Dialogersatz in einer Liebesgeschichte zwischen zwei Vorzeige-Irren herhalten müssen, enttäuscht die altbackene Musical-Inszenierung. Lee bleibt im Hintergrund, womit auch Lady Gaga nur zur Beobachterin degradiert wird. Andreas Busche
5 Love & Revolution
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Einen besseren Zeitpunkt für den Filmstart hätte Regisseur Alejandro Marín kaum erwischen können – kurz nach den Wahlen in Bra-Thü-Sa wirkt diese mit leichter Hand erzählte Geschichte über den Kampf für LGBTQ-Rechte im Spanien der 1970er aufrüttelnd aktuell. Im Zentrum steht Miguel (Omar Banana), den seine Mutter allein großzieht.
Sie tut alles, um ihm eine Laufbahn als Anwalt zu ermöglichen. Der zarte 17-Jährige träumt dagegen vom Auftritt bei einem Gesangswettbewerb; als er in eine Bar stolpert und den schönen Dani (La Dani) im Kleid auf der Bühne sieht, heftet er sich wie ein Küken an dessen Fersen. Darüber gerät er an einen sympathisch-chaotischen Haufen queerer Menschen, der sich für das Ende der rechtlichen Verfolgung einsetzt.
Als dann Miguel verhaftet wird, ist seine Mutter Reme (Ana Wagener) fassungslos. Nur langsam rückt die Schneiderin ihr Weltbild neu zurecht und beginnt, für ihren schwulen Sohn – und immer mehr auch für sich selbst – einzustehen. Erzählt wird keine große Heldengeschichte, es geht um diese verflixt schwierige, aber machbare Portion Mut im Alltag. Antje Scherer
6 Jenseits der blauen Grenze
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Zwei Gestalten liegen nachts an einem Strand. Im Stakkato eines Scheinwerfers, der von einem Wachturm seine verräterischen Kreise zieht, präparieren sich die beiden Taucher für ihren Weg in die Freiheit. Aus der DDR in die Bundesrepublik. Es ist die angehende Profi-Schwimmerin Hanna Klein (Lena Urzendowsky), die mit ihrem Schulfreund Andreas die Flucht über die Ostsee antritt.
Während einer Pause des suchenden Lichts stürmen die beiden in die Wellen, tauchen ins kalte Wasser, als ein Boot der Küstenwache sich nähert. Die Bilder, die Regisseurin Sarah Neumann und Kameramann Nikolaus Schreiber hier kreieren, machen die Schrecken solch einer Flucht im Ansatz erfahrbar.
Leider werden diese starken Bilder immer wieder mit dem Leben davor, der Schule in der DDR, Hannas Schwimmunterricht und ihrer Familiensituation, unterbrochen.
Trist, lieblos mag es vielleicht gewesen sein, doch wirkt auch das Schauspiel hier bedauerlicherweise so aufgesetzt und erzwungen, dass der Appell des Films, auf die Flucht über die Ostsee aufmerksam zu machen, dadurch immens an Kraft verliert. Fabian Kurtz