Corona trägt nicht alle Schuld am Niedergang der Krefeld Pinguine
Seit dem Mittwochabend steht fest, dass die Krefeld Pinguine die erste Mannschaft seit 16 Jahren sein werden, die die Deutsche Eishockey Liga (DEL) nach einem Abstieg verlassen müssen. Dass die Meinungsäußerungen der Betroffenen emotional ausfallen, ist verständlich. Gerade nach einer Saison, die aufgrund zahlreicher und teils massiver Coronaausbrüche als wettbewerbsverzerrend gilt.
„In dieser Saison hätte es nie einen Absteiger geben dürfen“, polterte Co-Trainer Boris Blank bei Magentasport. „Das ist der unsportlichste Abstieg in der Geschichte der DEL“, schimpfte Geschäftsführer Sergej Saweljew.
Wenn eine Mannschaft durch einen Krankheitsausbruch ohne eigene Schuld die Klasse verliert, wirft das natürlich einen dunklen Schatten auf die Rückkehr der Abstiegsregelung, die vor einem Jahr noch ausgesetzt wurde, obwohl der Spielbetrieb geregelter über die Bühne gehen konnte als in dieser Spielzeit. Der Verein hat bereits angekündigt vors DEL- Schiedsgericht zu ziehen, um den Abstieg anzufechten.
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Ein Blick auf die – nach wie vor verzerrte Tabelle – macht aber deutlich, dass der Abstand zu den Konkurrenten erheblich ist. Die Schwenninger Wild Wings, gegen die Krefeld Pinguine am Dienstag noch mit 3:2 nach Verlängerung gewinnen konnten, haben bei einer Partie weniger sechs Punkte mehr geholt. Und bei allem berechtigtem Ärger über eine Saison im Schatten von Corona erlebte der Eishockey-Standort Krefeld zuletzt einen steten Niedergang.
Chaotische Zustände prägen das Bild
2013 duellierten sich die Rheinländer im Play-off-Halbfinale mit den Eisbären, die anschließend den Titel gewannen. Auf dem Bahnhofsvorplatz wehten Fahnen mit dem Wappen des Vereins, die Busse waren lackiert in der Farben der Pinguine – schwarz und gelb. Es war zu spüren, wie eine ganze Stadt hinter dem Eishockeyklub stand, der mit ruhiger Hand geführt wurde.
In den vergangenen Jahren hingegen prägten vor allem chaotische Zustände den Verein. Der russische Investor Michail Ponomarjow, der auch beim Fußballklub KFC Uerdingen sein Unwesen trieb, trennte sich im Streit – nachdem er seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen sein soll. Trainer und Spieler kamen und gingen, dass einem schwindelig werden konnte. Auch der erst 25 Jahre alte Geschäftsführer Sergej Saweljew gilt nicht als unumstritten.
Der Abstieg dieses Traditionsvereins schmerzt über die Stadtgrenze hinaus. Alleine die Ursache in der Coronapandemie zu suchen, würde aber wahrlich zu kurz greifen.