Die Füchse beenden die Saison mit einer Niederlage – und feiern trotzdem
Die Bilder waren sich ähnlich. Überall gingen die Spieler nach Abpfiff zu ihren Zuschauern und bedankten sich, überall wurde – ob Sieg oder Niederlage – das Ende einer zehrenden Saison gefeiert. Denn diese Spielzeit hatte es mehr denn je in sich. Die Olympischen Spiele im vergangenen Sommer in Tokio hatten dazu geführt, dass die letzten zwei Jahre besonders für die Nationalspieler zum Mammutprogramm wurden. So auch bei den Füchsen. Da plagte sich beispielsweise Lasse Andersson lange mit einer Schulterblessur und spielte trotzdem, während sein dänischer Nationalmannschaftskollege Jacob Holm seit einiger Zeit mit Knieproblemen kämpft und sich in der Spielpause operieren lassen muss.
Geschichten wie diese gibt es viele und in jedem Team. Doch am letzten Spieltag trat all dies noch einmal in den Hintergrund. Da wollten sich die Handballer noch einmal gebührend von ihren Fans verabschieden, die nach langer Coronaabstinenz wieder zahlreich in die Hallen zurückgekehrt waren und dem Sport das zurückgaben, was allseits so schmerzlich vermisst wurde.
Da wurde die sportliche Leistung einer Saison gefeiert, die wieder einmal ihre Überraschungen mit sich trug. Sei es die Niederlage des THW Kiel beim Auf- und nun wieder Absteiger TuS N-Lübbecke oder die Souveränität und Konstanz des frisch gekürten Meisters aus Magdeburg.
Die Liga hat wieder einmal gezeigt, dass hier nichts berechenbar ist. Dafür steht der Titel des SC Magdeburg. Dafür steht der sportliche Aufstieg des HSV Hamburg Handball, der nach dieser Spielzeit auf Platz zwölf rangiert. Dafür steht ebenso die teils enttäuschende Saison der Rhein-Neckar-Löwen, die im nächsten Jahr nicht am internationalen Wettbewerb teilnehmen werden und im Vergleich Göppingen, Lemgo, Melsungen und Wetzlar den Vortritt lassen mussten.
Am unteren Ende der Tabelle stehen derweil Balingen und Lübbecke, die sich aus dem Oberhaus verabschieden müssen, während neben dem ASV Hamm-Westfalen mit dem VfL Gummersbach wieder einer der großen Traditionsvereine den Aufstieg geschafft hat.
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All dies stand jedoch schon vor der letzten Begegnung fest, sodass die Ergebnisse des Tages etwas in den Hintergrund rückten. Es ging viel mehr um schöne Szenen, als um umkämpfte Partien. In der Deckung wurde nicht so aggressiv zugegriffen wie gewohnt, offensiv gab es hingegen den einen oder anderen waghalsigen Spielzug zu sehen, der sonst vielleicht nicht gezeigt worden wäre.
So auch in Berlin, wo der dritte Platz bereits durch das Remis in Balingen gesichert war, sodass das an sich erwartete Endspiel gegen den Konkurrenten aus Flensburg sportlich keine Brisanz mehr in sich trug. Es war eine besondere Art des Schaulaufens, bei dem beide Mannschaften den 8818 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle noch einmal etwas bieten wollten.
Besonders angespornt war dabei der dänische Ausnahmerechtsaußen Hans Lindberg. Nach einer sensationellen Saison erzielte der 40-Jährige die ersten drei Treffer für seine Mannschaft, steuerte insgesamt neun Tore bei. Das lag auch daran, dass seine Teamkameraden viel für ihren Rechtsaußen spielten, der im Fernduell mit Bjarki Mar Elisson und Omar Ingi Magnusson um die Auszeichnung zum besten Torschützen der Liga kämpfte – und mit 242 Toren auch gewann.
Trotz seiner Wurfeffektivität kamen die Berliner an diesem Sonntag aber nicht über eine 22:28 (14:17)-Niederlage hinaus. Nicht zuletzt weil Lindbergs Nationalmannschaftskollege Kevin Møller im Tor der Flensburger zu Höchstform auflief.
Trotzdem blieb nach der Spielzeit insgesamt ein positives Gefühl. Sicher, im deutschen und europäischen Pokal hatte man sich in Berlin doch etwas mehr erhofft, doch mit Rang drei wurde dennoch gezeigt, dass der Klub zur Spitze der Liga gehört. Nicht nur, dass sich die Mannschaft um Kapitän Paul Drux vor Flensburg platzieren konnte, mit 15 Minuspunkten schnitt das Team von Trainer Jaron Siewert zudem wesentlich besser ab als im Vorjahr.
Ein Ergebnis, auf das die Füchse in der kommenden Saison aufbauen wollen. Nicht dabei sein werden dann allerdings Fredrik Genz, Tim Matthes, Johan Koch, Marian Michalczik und Viran Morros, die ihren Weg bei anderen Klubs weitergehen.
Gänzlich verabschieden sich derweil unter anderem Rekordspieler Carsten Lichtlein, Lasse Svan und Alexander Petersson, während andere bekannte Gesichter der Liga wie der Ausnahmespieler Andy Schmid, Jannick Green und Bjarki Mar Elisson neue Herausforderungen im Ausland suchen. Sie waren es, die an diesem Wochenende noch einmal besonders gefeiert wurden, bevor sich die Handballer in alle Richtungen verabschiedeten.