„Die Ente bleibt draußen!“: Loriots große Trickfilmrevue kommt ins Kino
Die Ursprünge von Loriot sind im Print zu finden, richtig berühmt machte ihn erst das Fernsehen. Kult-Status erreichte der Künstler dort etwa mit seinen gezeichneten Sketchen.
Regisseur Peter Geyer („Jesus Christus Erlöser“) hat einige der bekanntesten dieser kleinen Geschichten mit den großen Knollennasen vom Staub befreit, die blassen Farben mächtig aufgefrischt und einen Film für die große Leinwand daraus gemacht. „Loriots große Trickfilmrevue“ startet am 20. April in mehr als 180 Kinos.
Auch dort war der vor knapp zwölf Jahren gestorbene Bernhard-Viktor Christoph-Carl „Vicco“ von Bülow schon erfolgreich. 1988 drehte Loriot als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller die Komödie „Ödipussi“, drei Jahre später erreichte auch „Pappa ante portas“ ein Millionenpublikum.
Mit Blick auf den 100. Geburtstag des am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geborenen Loriotsollen nun auch die Trickfilme das Kino erobern.
Er zeichnete für „Quick“, „Stern“ und „Weltbild“
Der studierte Maler und Grafiker arbeitete zunächst als Werbegrafiker, dann auch als Karikaturist und Cartoonist. Seine Arbeiten fanden sich in Magazinen wie „Quick“, „Stern“ oder „Weltbild“. Später wirkte Loriot auch als Kolumnist und übernahm kleinere Rolle als Schauspieler, etwa 1959 in Bernhard Wickis Anti-Kriegs-Klassiker „Die Brücke“.
Mit dem Fernsehen wurde er als Akteur richtig präsent, etwa auf dem berühmten grünen Sofa mit oder ohne TV-Partnerin Evelyn Hamann. Ausschnitte wie „Bitte sagen Sie jetzt nichts!“ oder „Früher war mehr Lametta!“ gehören heute zum Zitatenschatz.
„Ich bade immer mit dieser Ente!“
Auch gezeichnete und vertonte Sketche wie der 1978 entstandene Klassiker „Herren im Bad“ mit den Herren Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner sowie einer Quietscheente („Ich bade immer mit dieser Ente!“ – „Nicht mit mir!“) produzierte Loriot für die sechsteilige Fernsehserie „Loriot“. In der Produktion von Radio Bremen wechselten sich gespielte und gezeichnete Einlagen des Humoristen ab.
„Wir haben nur versucht, Loriots Trickfilme – wie wir glauben, in seinem Sinne – in einen harmonischen Reigen zu fügen, zu restaurieren, zu modernisieren für die große Leinwand“, beschrieb Regisseur Geyer während der Premiere von „Loriots große Trickfilmrevue“ im Rahmen der Berlinale seine Arbeit am Film. Die Produktion entstand in Zusammenarbeit mit den Loriot-Töchtern Bettina und Susanne von Bülow.
„Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-Vorbeireden“, beschrieb Loriot selbst einmal die Basis seiner Komik.
Mit dem Film verändert haben sich vor allem die Farben, die nun kräftiger wirken als in den TV-Vorlagen. 31 der beliebten Trickfilme wurden „behutsam“ neu gezeichnet und zum Teil auch erstmals koloriert.
Aufgelockert wird die Aufreihung der Sketche durch Loriots gezeichnete Musiknummern, bei denen er immer wieder auch Lieder der Comedian Harmonists umsetzte. Das Berliner Vokalensemble war in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts berühmt geworden.
Bestandteil der Sprachkultur
Der knapp 80 Minuten währende Zusammenschnitt sorgt für ein Wiedersehen mit zahlreichen von Loriots Figuren. Zu sehen sind „Die Volksdroge“ und „Postleitzahlen“ ebenso wie „Der sprechende Hund“ oder „Fernsehabend“. Die Texte der knollennasigen Akteure sind über die Jahrzehnte mitunter zum Bestandteil der Sprachkultur geworden.
Da ist etwa der eheliche Streit über „Das Frühstücksei“: „Wenn ein Ei nach Gefühl kocht, dann kocht es eben nur zufällig genau viereinhalb Minuten“. Klassiker sind auch der Besuch „Auf der Rennbahn“ („Mein Gott, wo laufen sie denn?“) oder die Eheleute Hermann und Berta in „Feierabend“ („Ich will hier nur sitzen“).
Und natürlich darf „Advent“ nicht fehlen. Loriots weihnachtliche Schilderung einer überaus blutigen Straftat im romantisierten Wald ist Splatter fürs Kopfkino in sanftester Reimform: „Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer / die Försterin im Herrenzimmer. / In dieser wunderschönen Nacht / hat sie den Förster umgebracht.“ (dpa)