Die besten Wasser-Comics aller Zeiten

Es ist das Element des Lebens, bringt aber auch den Tod. Es bietet Erfrischung und Entspannung, manchmal lauern in ihm unheimliche Bedrohungen. Und oft ist es eine künstlerisch reizvolle Kulisse. Wasser erfüllt im Comic die unterschiedlichsten dramaturgischen und zeichnerischen Funktionen.

Wir haben zum Sommerbeginn Comicschaffende und andere Fachleute nach Empfehlungen gefragt und sie durch Tipps aus der Redaktion ergänzt.

Die Idee stammt von Comic-Netzwerker Jakob Hoffmann, auf dessen Youtube-Kanal „Stories & Strips“ es demnächst auch ein Gespräch von ihm mit dem Zeichner Mikael Ross und dem Autor dieses Artikels zum Thema geben wird.

Hier eine Auswahl der vom Tagesspiegel gesammelten Titel.

Die Empfehlung von Comiczeichner Ingo Römling („Die Chroniken des Universums“):

• „Ein Ozean der Liebe“ von Wilfrid Lupano und Grégory Panaccione. An diesem Buch ist besonders, dass Lupano (u.a. „Die alten Knacker“) zuerst einmal ein ganz großer Autor ist, dessen Erzählungen und Abenteuer mit dem Tempo einer spritzigen Komödie als Film vor einem ablaufen, während man vor Vergnügen und Rührung lacht, weint … oder beides.

„Ein Ozean der Liebe“ wird komplett nonverbal erzählt, keine Sprechblasen, kein gesprochenes Wort. Es geht um ein Ehepaar, das in einem kleinen Dorf an der Küste lebt. Der Mann ist Fischer und fährt jeden Morgen vor dem Sonnenaufgang mit seinem winzigen Kutter raus aufs Meer. Allerdings hat er diesmal einen Unfall, sein Boot nimmt Schaden, er kann nicht zurück und muss auf See um sein Überleben kämpfen.

Der alte Mann und das Meer: Ein Panel aus “Ozean der Liebe”.Foto: Splitter

Die Ehefrau wartet zuhause voller Sorge auf ihn und beschließt dann, nach einigen Tagen des Bangens und Hoffens, auf eigene Faust nach ihm zu suchen. Es folgt eine Kaskade von unglücklichen und glücklichen Fügungen, beide müssen sich, durch Welten getrennt, in fernen Ländern durch haarsträubende Abenteuer und irrwitzige Situationen kämpfen, die letzten Endes Auswirkungen auf dem ganzen Planeten haben. Unter anderem sogar auf Karl Lagerfeld und Fidel Castro.

Die Zeichnungen, in diesem Fall Aquarelle, von Grégory Panaccione treffen den Nagel auf den Kopf, in seine cartoonigen Figuren verliebt man sich sofort, man jubelt und leidet mit ihnen und man fragt sich, wann dieses Abenteuer, das ohne Worte so viel erzählt, verfilmt wird. Aber vielleicht muss es das ja auch gar nicht. Es ist nämlich auch so schon ein echtes Erlebnis. Großes Kino. Auf Papier. Bei Splitter erschienen.

Die Empfehlungen von Comiczeichnerin Isabel Kreitz („Rohrkrepierer“):

• Auf Anhieb und als erstes fällt mir Martin tom Diecks „Der unschuldige Passagier“ ein, zusammen mit Anke Feuchtenberger hat er die Darstellung von Wasser, fließend, stehend und in Wellenform im Comic zeichnerisch neu erfunden!

Inzwischen entdecke ich in Comic und Illustration die speziellen Kreise und Linien fast so häufig, wie die berühmten „Tim-Burton-Bäume“.

• „Die Welt der Söhne“ von Gipi hat mich auch sehr beeindruckt, Familiendrama im/mit Sumpf… Überhaupt scheint es mir, als ließe sich etwas so „Unkonkretes“ wie Wasser am besten mit schwarz-weißem Tuschestrich einfangen.

Nach der Apokalypse: Eine Seite aus „Die Welt der Söhne“.Foto: Avant

• Hugo Pratts Flauten mit einer bis drei waagerechten Tusche-Linien sind mir dabei auch vor Augen.

• Schwer auszuhalten finde ich die „Watchmen“-Szenen, der Comic im Comic, in dem ein Schiffbrüchiger auf einem Floss aus Leichen auf dem Meer treibt…

• In Bastien Vives „Der Geschmack von Chlor“ endet der Tuschestrich an der Wasseroberfläche, das ist auch wunderschön… Aber das Wasser ist hier ein „sicherer Ort“ und hat nichts Natürliches, keinen eigenen Character.

Die Empfehlungen von Comiczeichner Mikael Ross („Goldjunge“):

• „Version“ von Hisashi Sakaguchi, ein für die Neunziger erstaunlich weitsichtiger Unterwasser-Artificial- Intelligence-Thriller. Eine der tollsten Comicdarstellungen des klassischen Themas: Was lauert da unter der Oberfläche?

• „Tropic of the Sea“ von Satoshi Kon. Die etwas andere Arielle! Eine spannende Meerjungfrau-Geschichte, die einem auch das traditionelle Shintodenken Japans näher bringt.

[Zahlreiche weitere Tipps von Comicfans gibt es auf der Facebook-Seite von Tagesspiegel Comics sowie auf Twitter.]

Die Empfehlungen von Andrea Heinze, Kulturredakteurin („rbbkultur“, „Deutschlandfunk“) und Mitglied der Jury des Max-und-Moritz-Preises

• „Ein Sommer am See“: Ich kenne wirklich keinen anderen Comic, in dem so sinnlich das sommerliche eintauchen in einen See inszeniert wird.

• Ebenso sinnlich und ganz erwachsen erotisch: eine Episode Kan Takahamas „Stille Wasser“, in der sich eine Frau mit ihrem Liebhaber im Badehaus trifft.

Sein Element: Eines der spektakuläreren Meerbilder Lepages aus „Reise zum Kerguelen-Archipel“.Foto: Splitter

• Gewalt und Schönheit der Antarktischen Wellen und stillen Wasser zeichnet Emmanuel Lepage („Reise zum Kerguelen-Archipel“) sehr schön.

Die Empfehlungen von Comiczeichnerin Olivia Vieweg („Endzeit“, „Schwere See, mein Herz“)

• „Naru Taru“ – Erschien vor vielen Jahren bei Ehapa und hat sich nicht gut verkauft. Für mich war der Manga der Schlüssel zu dem, wie ich heute Comics mache. Band 1 kann ich allen empfehlen, danach ist die Reihe mit großer Vorsicht zu genießen und teilweise ziemlich problematisch. Der erste Band begleitet unsere 12-jährige Heldin Shiina auf eine kleine japanische Insel, wo sie bei ihren Großelten den Sommer verbringen wird. Selten habe ich den Sommer am Meer so sehr gespürt wie auf diesen Manga-Seiten. Als Stadt-Kind Shiina ein Wettschwimmen macht, um alle einheimischen Kids zu besiegen, halte ich immer noch die Luft an. Auch, als sie dann beim Tauchen eine besondere Entdeckung macht, kurz bevor sie das Bewusstsein verliert und beinahe ertrinkt.

[Weiße Pracht – hier gibt es die schönsten Schnee-Comics der Welt.]

• „After the Rain“ – Erschienen bei Altraverse. Eine Liebesgeschichte zwischen einer 17jährigen und einem über 40jährigen? Das kann nur ein unguter Manga werden. In „After the Rain“ hat es mich aber sehr berührt weil der Manga so vieles richtig macht. In der Geschichte regnet es verdammt oft, vor allem dann, wenn Heldin Akira auftaucht, der wir meistens mit Regenschirm begegnen. Und wenn in Japan zwei Leute unter dem selben Regenschirm laufen, bedeutet das, dass sie ein Paar sind. Deshalb wird man manchmal lieber nass, als Gerüchte aufkommen zu lassen…

Die Empfehlung von Comiczeichner Flix („Spirou in Berlin“):

• „Isaak, der Pirat“ von Christophe Blain. Dort ist auf so vielfältige Art und Weise das Meer gezeichnet, in den unterschiedlichsten Stimmungen, immer simpel, immer auf den Punkt. Wenn ich mal eine Ozeanvorlage brauche, dann blättere ich in diesen Alben.

Die Empfehlungen von Comiczeichnerin Elizabeth Piech („War & Peas“):

In meinem Bücherregal fallen mir die folgenden Titel auf:
• „Vater und Sohn“, e.o. plauen (Angeln, Am Meer sein, Brunnen, Wasser als Ort des Spiels)
• „Calvin und Hobbes“ natürlich wieder (Angeln mit dem Vater, Im Wasser landen mit dem Bollerwagen, Wasserpistolenspiele)
• „Lucille“ von Ludovic Deberme (das Meer als Gewalt, aber auch als Versteck, wenn sich Lucille beim Baden traut, sich zu entkleiden, aber auch im Wasser verbergen kann)
• „Die Leichtigkeit“ von Catherine Meurisse (Wasser als Gewalt, als Albtraumszenario)

Die Empfehlungen von Comiczeichnerin Elke Steiner („Love Migration“):

• Meine liebsten Comics zum Thema Wasser sind: „Der unschuldige Passagier“, „Hundert Ansichten der Speicherstadt“ und „Noch ein Wort…“ von Martin tom Dieck. Martin ist ein unheimlich wichtiger Zeichner und ein Vorbild für mich. Diese Publikationen habe ich in meiner Anfangszeit als Comiczeichnerin kennengelernt und auch in Ausstellungen gesehen, sie sind stark verbunden mit Hamburg, Hafen, Comicsalon, und der Entdeckung des Arbeitsfeldes und wichtiger Einflüsse. (“Einflüsse” passt ja auch zu Wasser – ich war, anders als der unschuldige Passagier, glücklich, gleichwohl regelrecht weggeschwemmt von meinen Entdeckungen im Comic. Und ich liebe Martins entschiedenen, reduzierten und für mich auch emotionalen Stil. Immer noch ein Inbegriff von Comic für mich bis heute.

• Ich mag auch sehr „Kreidestriche“ von Miguelanxo Prado. Die ganze Geschichte spielt auf einer Insel, ist etwas gruselig, mystisch, ein Krimi auch gewissermaßen, mit undurchsichtigen Charakteren, Und ich bin immer noch nicht sicher, ob ich „die Geschichte hinter der Geschichte“ schon entdeckt habe, die der Miguelanxo Prado mir gegenüber mal angedeutet hat.

Bei beiden Künstlern hatte ich damals das Glück, an Seminaren teilzunehmen, von denen ich sehr profitiert habe und an die ich gerne denke.

Die Empfehlungen von Katinka Kornacker, Comic-Fachhändlerin („Comix Hannover“) und Mitglied der Jury des Max- und-Moritz-Preises:

• Mein Lieblingstitel: „Rein in die Fluten!“. Der Band versetzt mich in alte Zeiten zu den Reisen mit meinen Eltern an die französische Küste, es war genauso! Die vielen verschiedenen Menschen, völlig überfüllte Strände, der Geruch von gegrilltem Fisch. Wie eine kleine Zeitreise. Und immer dieses Gefühl, dass sich die Einheimischen die ganze Zeit über uns lustig machen. David Prudhomme und Pascal Rabaté bringen mich mit dem Band direkt an den Strand!

Am schönsten finde ich die Panel auf Seite 25. Ein Junge der ins Wasser läuft und laut lacht, nur bis zum Knöchel. Um lachend wieder rauszulaufen und allen mitzuteilen, dass das Wasser spitze ist. So schön aufregend ist es immer wenn man am Strand ankommt.

Schwitzen, Schweigen, Starren: Eine Seite aus „Rein in die Fluten!“.Foto: Reprodukt

• Und spontan würden mir noch diese Titel einfallen, die ich sehr schön finde: „Der Geschmack von Chlor“. Bastien Vivès lässt mich mit durchs Schwimmbecken gleiten. Die Bewegungen der Körper mit fehlenden Outlines, sobald sie sich unter Wasser befinden, lässt mich staunen. Eine wirklich beeindruckende anatomische Studie. Und eine wunderbar zarte und romantische Geschichte.

• „Marsch der Krabben“. Die ersten Erinnerungen an Strand und Meer beinhalten bei mir auch meine noch immer anhaltende Faszination für Krabben. Stundenlang kann ich Krebse in ihren mit Meerwasser gefüllten Tümpeln beobachten!

In der Trilogie „Marsch der Krabben“ bekomme ich nun auch meine Geschichte dazu. Revolution, Anarchie und perfekte Punkernamen machen diese Krabben aus. Ganz ehrlich, mit einer Krabbe namens Gitarre würde ich auch die Kurve kriegen, bis zum Sonnenuntergang am Strand sitzen wollen und philosophieren.

• „Ein Ozean der Liebe“. Wenn ich an Meer denke, denke ich auch an Fischerkutter und das laute Gekreisch von Möwen. Die vollständig ohne Text funktionierende Geschichte erzählt von einem dieser Fischer und der Unendlichkeit des Ozeans, der Freundschaft zu einer Möwe und von Liebe, und zwar der beständigen, der ewigen! Das was uns zum Träumen bringt, wenn wir auf die Horizontkrümmung schauen, die wir nur am Meer sehen.

In „Ein Ozean der Liebe“ wird zudem auch auf die prekäre Lage unserer vermüllten Ozean hingewiesen. Und das nicht mit der erhobenen Zeigefingerart, sondern von der traurigen, reellen. Meine absolute Wasserszene beginnt ab Seite 96, als der Fischer mit seiner Möwe und seinem Kutter in ein starkes Gewitter in Seenot gerät.

• „Mondgesicht“. Keiner kann beeindruckendere Bilder von Wasser zeichnen als Francois Boucq. Die Welle die sich Mondgesichts Bewegungen anpasst und sich in allen Blau und Türkisfärbungen bricht. Über ganze Seiten hinweg rollt die Wasserwelle auf die heilige Eierrepublik zu. Der bewegendste Moment ist natürlich im ersten Band auf Seite 135, in der Mondgesicht über zwei seitenfüllende Panel die Säulen einer Kathedrale mit Wasser formt.

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Die Empfehlungen von Comiczeichnerin Naomi Fearn, die u.a. für den Tagesspiegel den täglichen Comic „Berliner Schnuppen“ zeichnet:

• Auf jeden Fall Mawils „Strandsafari“.
• Hellboy „The Third Wish“.
• Reinhard Kleists „Der Traum von Olympia“ hat nicht Wasser als Hauptthema, aber sehr eindrücklich.

Die Empfehlungen von Klaus Schikowski, Autor von Standardwerken wie „Der Comic – Geschichte, Stile, Künstler“ sowie Programmleiter beim Hamburger Carlsen-Verlag:

• Die Wellen und das Meer sind ein vielfältiges Thema in Comics, doch wohl kaum ein Comiczeichner konnte schöner Wellen (und den Seegang) zeichnen als Hugo Pratt mit seinem „Corto Maltese“. Der Beginn der „Südseeballade“ wo Corto auf einem Holzgestell gefesselt auf den Wellen liegt, ist ein ikonischer Moment der Comics.

• Dann die zerstörerische Wucht der Wellen in „Valerian und Veronique“ Band 1 („Die Stadt der tosenden Wasser“), wo die Freiheitstatue umgerissen wird und New York unter Wasser steht in üppiger Vegetation. Ein Vorbote des Klimawandels.

• Und zuletzt in dem Band „Tödliche Flut“ der Reihe „Jeff Jordan“ von Maurice Tillieux, wo das Auto der Helden auf dem weg mitten durch das Meer stehen bleibt und das lange, quälende Warten auf die Flut beginnt, es gibt keinen Weg vor und keinen zurück. Und das Meer steigt unerbittlich …

Die Empfehlungen von Comic-Fachhändler Micha Wießler („Modern Graphics“):

Es gibt da einerseits die Klassiker, die ich schon als Kind gelesen habe und bei denen die Wasserszenen immer ein Zugang zur großen weiten und fremden Welt waren.

• Zum Beispiel bei Tim und Struppi. In verschiedenen Abenteuern gibt es einprägsame Szenen auf dem Meer, besonders seit Kapitän Haddock als ständige Begleitperson in den Comics dabei ist. In der zweibändigen Geschichte „Das Geheimnis der Einhorn“ und „Der Schatz Rackhams des Roten“ ist das zum Beispiel der Fall. Oder auch in „Kohle an Bord“.

• Unbedingt wichtig war das Wasser auch immer in den Abenteuern von Prinz Eisenherz, der ja ständig auf Reisen ist. Ob in Booten auf Flüssen zum Jagen oder Fischen, oder mit den Wikingern auf deren Langbooten auf dem Weg nach Afrika oder in die neue Welt. Und später dann, als er Aleta, die Königin der Nebelinseln heiratet, reist die größer werdende Familie ständig auf irgendwelchen Gewässern zwischen Mittelmeer und Skandinavien hin und her. Besonders toll fand ich das natürlich weil Hal Foster ein genialer Zeichner ist. Seine Naturbilder sind immer beeindruckend.

• Und in den Donald-Duck-Geschichten von Carl Barks gibt es jede Menge herrlicher Szenen oder Stories, die am oder im oder unter Wasser spielen. Ob beim Strandgutsammelwettbewerb mit Vetter Gustav Gans, beim Tiefseetauchen, beim Wasserskifahren oder beim Angeln, bei Barks ist die komplette Bandbreite an Wasseraktivitäten vertreten.

Bewegungsstudie. Eine Seite aus „Der Geschmack von Chlor“.Illustration: Vivès/Reprodukt

• Abseits der Klassiker, im Bereich der moderneren Comics, fällt mir zuerst Bastian Vivés‘ „Der Geschmack von Chlor“ ein, der im Hallenbad spielt, oder „Rein in die Fluten!“. von David Prudhomme und Pascal Rabaté in dem sie augenzwinkernd die Sommerfreuden der Städter aufs Korn nehmen. Und für Jugendliche empfehle ich „Ein Sommer am See“ von Mariko und Jillian Tamaki, obwohl der See in dieser in den Ferien spielenden Geschichte gar keine so große Rolle spielt. Und für Kinder natürlich „Jim Curious“, wo man mit 3-D Brille in Unterwasserwelten abtauchen kann.

[Zahlreiche weitere Tipps von Comicfans gibt es auf der Facebook-Seite von Tagesspiegel Comics sowie auf Twitter.]

Die Empfehlungen von Comic-Netzwerker Jakob Hoffmann, Organisator des Kindercomicfestivals „Yippie!“, Herausgeber der Kindercomiczeitschrift „Polle“ und Kurator des Comicprogramms bei „Open Books“:

• Leanne Shapton setzt sich in ihrem Buch „Bahnen ziehen“ mit ihrer Zeit als Leistungsschwimmerin auseinander – in Text und Bild. Kein klassischer Comic sondern eine eigener Zugange, der Erinnerung und Sammeln in eine serielle Form bringt. Kann man gewinnbringend mit „Der Geschmack von Chlor“ zusammenbringen und lesen.

• „Wundervolle Sommer“: Zidrou und Jordi Lafebre inszenieren Wasser und insbesondere das Mittelmeer perfekt als den Sehnsuchtsort des Familienurlaubs zu einer Zeit, als man noch zu fünft in einem Renault 4 verreist ist. Bittersüß.

• Das Meer in „Die große Überfahrt“ von Goscinny & Uderzo lohnt einen genauen Blick, auf den mich Ferdinand Lutz gebracht hat. Meer von Hokusai bis Pop Art, von Naturgewalt bis zu Funbad auf drei Seiten, unglaublich toll.

Die Empfehlung von Tagesspiegel-Redakteur Moritz Honert:

• „The Wake“: Um das Jahr 2200 herum ist Land unter auf dem Planeten Erde. Die Pole sind geschmolzen, nur die Ruinen von Amerika ragen noch aus den Wassern. In seinem Thriller „The Wake“ erzählt Scott Snyder, wie es soweit kommen konnte. Dafür verquirlt er U-Boot-Survival-Horror und Endzeit-Sci-Fi, verrührt Seemannsgarn wie die Legende von den Meerjungfrauen mit Verschwörungstheorien um den „Bloob“, jenem mysteriösen Geräusch, das Wissenschaftler in den tiefen des Meeres aufgezeichnet haben.

Mit Tiefgang: Eine Doppelseite aus “The Wake”.Foto: Panini

Dass Snyder in dem Wust aus Action-Blockbuster-Plot, Kulturgeschichte, Pseudowissenschaft und Evolutionsbiologie nicht untergehen, untermauert seinen Könnerschaft als Autor. 2014 gab es für „The Wake“ konsequenterweise den Eisner-Award für die beste Miniserie.

Die Empfehlungen von Tagesspiegel-Redakteur Lars von Törne

• „Der Schatz Rackhams des Roten“: Ein gesunkenes Piratenschiff, eine Schatzsuche, ein futuristisches Ein-Mann-U-Boot in Form eines Haifisches: Das sind die Zutaten dieses klassischen Tim-und- Struppi-Abenteuers, das nicht nur wegen seiner im zeitlos wirkenden Ligne- Claire-Stil gezeichneten Unterwasserszenen auch heute noch vor allem jüngere Leserinnen und Leser begeistern kann.

• „Strandsafari“: Charmantes Frühwerk des späteren Tagesspiegel-Zeichners Mawil („Kinderland“) von 2002. Vor Kulissen, die an japanische Holzschnitte wie Hokusais „Die große Welle vor Kanagawa“ erinnern, hat der Anti- Held namens Supa-Hasi romantisch-verwirrende Begegnungen mit weiblichen Strandschönheiten und stellt sich den Herausforderungen des Meeres – mit durchwachsenem Erfolg.

• „Der Unterwasserschweißer“: In schwarz-weißen Aquarellbildern erzählt der Kanadier Jeff Lemire von den Ängsten und Traumata eines Profi-Tauchers und werdenden Vaters. Mehr und mehr wird das Meer in diesem 2012 veröffentlichten Buch für ihn ein Ort der Realitätsflucht und zum Tor in eine andere Welt, in der er nach seinem verschwundenen Vater sucht – mit unheimlichen Folgen, die an die Fernsehserie „Twilight Zone“ denken lassen.

Geister der Vergangenheit: Eine Doppelseite aus „Der Unterwasserschweißer“.Foto: Hinstorff

• „Dept.H“: Der kratzige, skizzenhafte Strich und die zum Thema passende Aquarellkolorierung geben der ab 2016 veröffentlichten Unterwasser-Thriller-Reihe von Matt Kindt eine handgemachte, persönliche Anmutung. Zwar ist die Story um den Mord auf einer Forschungsstation eher Genre-Mainstream, aber die düsteren, mit engen Ausschnitten arbeitenden Bilder des US-Zeichners passen perfekt zum klaustrophobischen Plot.

• „Wasserschlangen“: Surrealistisches, von Horrorelementen durchzogenes Märchen, in dem das Meer und seine Bewohner eine zentrale Rolle spielen. Gerade eben ist es auf Deutsch bei Cross Cult erschienen. In teils drastischen Bildern erzählt der Mexikaner Tony Sandoval von der erotischen Beziehung einer jungen Frau zu einer Magierin in Mädchengestalt, an deren Seite sie in einen Kampf auf Leben und Tod hineingezogen wird.