Hertha BSC tritt auf der Stelle: Die Leistung stimmt, der Ertrag nicht

Die Frage zauberte ein Lächeln auf das Gesicht von Dodi Lukebakio. Die Erinnerung brachte seine Augen zum Funkeln, Lukebakios Miene hellte sich auf. Bei der Frage ging es um eine Torchance, die er, Lukebakio, vergeben hatte.

In der vergangenen Woche war der Stürmer von Hertha BSC erstmals wieder für die belgische Fußball-Nationalmannschaft nominiert worden. Im Spiel gegen den Erzrivalen Holland hatte er buchstäblich in letzter Sekunde die Chance, aus dem 0:1 doch noch ein 1:1 zu machen. Und was für eine! Lukebakio lag waagerecht in der Luft und traf mit einem wuchtigen Fallrückzieher das Lattenkreuz. Danach war das Spiel zu Ende.

Diese Erfahrung ist Lukebakio aus dem Verein ebenfalls nicht fremd, auch wenn er Hertha am Sonntag gegen die TSG Hoffenheim mit seinem dritten Saisontor immerhin ein 1:1-Unentschieden bescherte. Es sieht alles ganz gut aus, nur kommt am Ende zu wenig dabei herum.

Seit dem Sommer ist Sandro Schwarz Trainer des Berliner Bundesligisten, und dass sein Wirken die erwünschte Wirkung zeitigt, das wird kaum jemand bestreiten. Im Duell mit den Hoffenheimern, die vor dem Spiel einen Champions-League-Platz belegten, erwies sich Hertha als gleichwertiger Gegner.

In der ersten Halbzeit hatten die Berliner zwar ein bisschen Glück; in der zweiten wiederum hätten sie auch den Sieg davontragen können. „Der Punkt fühlt sich für mich nicht genug an“, sagte Kapitän Marvin Plattenhardt.

Knapp ein Viertel der Saison ist schon wieder vorüber, und wenn man nun eine erste Bilanz zieht, dann fällt diese bei Hertha BSC, nun ja, ziemlich unentschieden aus. Einerseits hat die Mannschaft in den vergangenen fünf Spielen genau so viele Punkte geholt wie der FC Bayern München, sechs nämlich.

Andererseits ist Hertha in nun neun Pflichtspielen unter Schwarz nur ein einziger Sieg geglückt. Das ist nicht übermäßig viel und führt vor allem dazu, dass sich die Mannschaft fürs Erste mal wieder im unteren Drittel der Tabelle eingerichtet hat. Alles wie gehabt also?

Wilfried Kanga (rechts) ackert für die Mannschaft, ist nach acht Spieltagen noch immer ohne Tor im Trikot von Hertha BSC.
Wilfried Kanga (rechts) ackert für die Mannschaft, ist nach acht Spieltagen noch immer ohne Tor im Trikot von Hertha BSC.
© Foto: IMAGO/Matthias Koch

Nicht nur für die Tabelle, sondern auch für das eigene Selbstverständnis fehlt Hertha das süße Gefühl des Siegens. Nur in Augsburg hat die Mannschaft bisher gewinnen können.

Trotzdem sagte Trainer Schwarz: „Wir sollten nicht die Gefühlslage haben: Es ist schwierig, Spiele zu gewinnen. Das ist fehl am Platz. Klar macht es mehr Spaß, die Belohnung auch in Form von drei Punkten zu spüren. Aber die Gefühlslage ist, dass wir inhaltlich viele gute Dinge machen.“

Auch wenn Hertha sich in ähnlichen Sphären bewegt wie vor einem Jahr, sogar zwei Punkte weniger aufweist als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison und in der Tabelle einen Platz schlechter dasteht: Die Grundstimmung ist eine andere.

Hertha hat zu oft unentschieden gespielt

Das Team wirkt in sich gefestigter, die Abläufe sind klarer. „Mein Gefühl ist gut, weil wir als Mannschaft Schritte nach vorne machen“, sagte Dodi Lukebakio, der von allen Spielern bei Hertha die vermutlich größten Schritte nach vorne gemacht hat. „Es gibt keinen Grund, negativ zu sein.“

Seit nunmehr vier Spielen ist Hertha ungeschlagen, hat bisher ohnehin genauso viele (oder genauso wenige) Niederlagen kassiert wie Borussia Dortmund auf Platz vier der Tabelle. Doch während der BVB die übrigen fünf Spiele allesamt gewonnen hat, haben die Berliner viermal unentschieden gespielt.

„Besser als zu verlieren“, sagte Dodi Lukebakio. „Ich glaube, dass sich das am Ende auszahlen wird. Wir sind auf einem guten Weg. Ich glaube an diese Mannschaft.“

Rechnet man den aktuellen Punkteschnitt auf die gesamte Saison hoch, dürfte Hertha wieder bis zu deren Ende um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Aber das Gefühl auch innerhalb des Teams ist ein anderes. Dodi Lukebakio zieht aus den jüngsten Auftritten „viel Hoffnung“, und sieht viele positive Sachen. „Wir sind stabiler geworden“, sagte er. „Wir spielen immer besser.“

Dennoch gebe es noch einiges zu verbessern. Was genau er meine, wurde Herthas Stürmer gefragt. „Tore machen. Klar“, antwortete er.

Im Schnitt trifft Hertha lediglich einmal pro Spiel. Nur der Tabellenletzte, der VfL Bochum, hat bisher noch weniger Saisontore (fünf) erzielt. Herthas offensive Dreierreihe mit Lukebakio rechts, Chidera Ejuke links und Wilfried Kanga als Stoßstürmer zeigt mehr als gute Ansätze, aber der Ertrag – siehe oben – ist überschaubar.

Ejuke kommt nach seiner Vorlage zum 1:1 gegen Hoffenheim zwar auf drei Assists, hat selbst aber noch nicht getroffen. Und Kanga ist bei allem Fleiß nach acht Einsätzen weiterhin ohne jede Torbeteiligung.

Nach dem 1:1 gegen Hoffenheim bemängelte Trainer Schwarz vor allem die Entscheidungsfindung im und um den Strafraum herum. Das erklärte auch, warum Hoffenheim bei den Expected Goals, den zu erwartenden Toren, mit 1,6 zu 0,96 leicht vorne lag. Mit etwas mehr Klarheit hätte Hertha sich deutlich bessere Chancen herausspielen können. „Es fehlt ein bisschen Qualität in den letzten Momenten“, klagte Torhüter Oliver Christensen. „Aber wir arbeiten daran.“

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