Die British Open im Golf locken mit traumhaften Aussichten

Bernhard Langer ist derzeit vielbeschäftigt. Am vergangenen Wochenende belegte er bei der U.S. Senior Open in Nebraska, dem vierten von fünf Major-Turnieren der über 50 Jahre alten Golfprofis, den geteilten fünften Rang. Seit Ende Mai hat der Deutsche bis auf eine Ausnahme jede Woche irgendwo ein Turnier gespielt. Und die Saison ist noch lange nicht vorbei. Ab dem 22. Juli will der mittlerweile 63-Jährige seinen Titel bei der British Open der Senioren in England verteidigen.

Dazwischen hätte Langer noch einen Abstecher an die Südostküste der britischen Insel unternehmen können, doch schweren Herzens verzichtet er in diesem Jahr auf eine Teilnahme bei „The Open“, wie das einzige Major-Turnier der Profis in Europa nur kurz genannt wird. Als derzeit noch amtierender Senior-Champion hätte er hierfür ein Startrecht gehabt. Termin- und Reisestress sind ihm in Pandemiezeiten zu groß. Dabei ist der Royal St. George’s Golfclub in Sandwich einer, mit dem Langer viele Erinnerungen verbindet.

So sind es nun vier Deutsche, die von Donnerstag bis Sonntag um den Claret Jug spielen (täglich live bei Sky), den berühmten Siegerpokal des ältesten Golfturniers der Welt: Martin Kaymer, Marcel Siem, Matthias Schmid und Marcel Schneider. Kaymer ist als Nachrücker ins Feld gerutscht, er spielte schon 2011 bei der letzten Austragung auf dem historischen Platz, auf dem die British Open 1894 erstmals überhaupt in England stattfanden. Vor zehn Jahren wurde Kaymer Zwölfter, diesmal zählt er nicht zu den Mitfavoriten.

Wobei das nicht viel heißen muss, mit den beiden letzten Siegern im Royal St. George’s hatte vorher auch kaum jemand gerechnet. Darren Clarkes Karriere war 2011 schon auf der Zielgeraden, als der Nordire fast aus dem Nichts doch noch zu seinem Major-Sieg kam. Und 2003 siegte mit Ben Curtis ein US-Amerikaner, der als Weltranglisten-396. zuvor noch nie bei einem der vier wichtigsten Turniere abgeschlagen hatte.

Auf der vierten Spielplan befindet sich einer der größten Sandbunker im Golfsport

Wie auf allen British-Open-Plätzen spielt auch im Royal St. George’s die Tradition eine große Rolle. Der Dünenplatz hat nicht viel gemein mit den fein säuberlich in die Landschaft gebauten Golf-Anlagen in den Vereinigten Staaten. Stattdessen prägt eine wilde Landschaft mit hohem Rough und gewaltigen Sandbunkern das Design des königlichen Golfclubs.

Auf der vierten Spielplan des klassischen Linkskurses gibt es mit dem sogenannten „Himalaya“-Bunker eines der größten und tiefsten Sandhindernisse auf einem Meisterschaftsplatz weltweit. Und was mit hohem Gras gemeint ist, erfuhr 1993 auch Tiger Woods, als sein Ball auf Nimmerwiedersehen im Dickicht der sich im Wind wiegenden Halme verschwand.

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„Man hat mehr Abwechslung beim Golf auf solchen Plätzen. Es ist der sich ständig ändernde Wind, die Wetterbedingungen, der sich ständig ändernde Zustand des Golfplatzes“, sagte Jon Rahm auf einer Pressekonferenz vor dem Turnier. Der Spanier hatte kürzlich erst die US Open gewonnen.

Bernhard Langer spielte insgesamt fünfmal im Royal St. George’s, einmal als Zweiter und zweimal als Dritter kam er dem Sieg sehr nahe. 1985 verschenkte er den Triumph als frischgebackener Masters-Champion durch eine schwache Schlussrunde und ärgert sich noch heute: „Das war eine der größten Enttäuschungen, die ich im Golf je erlebt habe“, sagte er kürzlich dem englischen Golfmagazin „National Golfer Club“.

Langer konnte „The Open“ der Profis nie gewinnen. Bei den Senioren hingegen siegte er gleich viermal – vielleicht legt er seinen Fokus auch deshalb auf die realistischere Möglichkeit in der kommenden Woche noch einen weiteren großen Titel zu holen.