Malle statt Mainz

In Sachen Marketing ist die Primera División der deutschen Bundesliga schon lange weit voraus. Der spanische Supercup wurde in den vergangenen Jahren bereits in Marokko und Saudi-Arabien ausgetragen, 2019 sollte das katalanische Duell zwischen dem FC Barcelona und Girona (Luftlinie zwischen den beiden Stadien 88,78 Kilometer) in Florida stattfinden und die neun Ligaspiele beginnen über das gesamte Wochenende verteilt zu neun unterschiedlichen Anstoßzeiten. Ein Paradies für jeden TV-Partner.

Auch die neueste Idee von Javier Tebas hat wohl eher nicht die Belange der Fans im Fokus. Der streitbare Liga-Chef will den traditionellen Modus mit Hin- und Rückspiel abschaffen. Es soll weniger Spiele geben, die dann aber nicht mehr alle in Madrid, Sevilla oder Bilbao, sondern auch in Miami oder sonstigen interessanten (und lukrativen) Märkten stattfinden sollen.

Klingt erst einmal absurd, aber irgendwas muss man sich ja einfallen lassen, um seine hoch überschuldeten Vereine zu retten. Das Experiment Superleague ist schließlich krachend gescheitert und der finanzielle Druck durch die anhaltende Pandemie sicher nicht geringer geworden. Vor allem, wenn man wie der FC Barcelona gerade den Vertrag mit Lionel Messi verlängern will. Da wird man mit dem Wanderzirkus Fußball doch wohl ein bisschen quer um den Globus fliegen dürfen – wie gut das funktioniert, hat die gerade beendete EM gezeigt.

Für die deutschen Klubs ergibt sich dadurch ebenfalls eine interessante Perspektive. Wenn die spanischen Stadien bald kaum noch genutzt werden, könnte die Bundesliga nach Süden expandieren. Die Hälfte der Klubs ist im Winter eh in Spanien unterwegs, da könnte man gleich noch ein paar Ligaspiele dranhängen. Bei angenehmen 20 Grad auf Mallorca lässt sich selbst ein biederes Abstiegsduell ganz gut aushalten. Und neue Fans müsste man dort erst gar nicht überzeugen, die sind eh schon da.