Tour de Ski im Langlauf: Katharina Hennig übertrifft sich selbst
Das verpasste Gesamtpodest war für Katharina Hennig ganz schnell abgehakt. Die 26 Jahre alte Olympiasiegerin schleppte sich mit allerletzter Kraft die steile Alpe Cermis hoch, dann war das beste Abschneiden einer deutschen Langläuferin in der Geschichte der Tour de Ski perfekt. „Das war ein toller Abschluss, eine tolle Zugabe: Mit einem fünften Gesamtplatz, den sie über die Ziellinie gerettet hat“, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder.
Hennig hatte beim finalen Anstieg mit Rampen von bis zu 28 Prozent Steigung zwar den Anschluss an die Weltspitze verloren und im abschließenden Tagesklassement in Val di Fiemme nur Rang 19 belegt. Doch der verblüffende und verdiente Massenstart-Sieg am herrlich sonnigen Samstag wirkte auch 24 Stunden später noch nach.
„Man hat gesehen, wie sie kämpfen muss. Es ist das beste Ergebnis, das die deutschen Damen je hier eingelaufen haben“, sagte Schlickenrieder, der wie Hennig zufrieden und stolz wirkte. Beide hatten schon vor dem traditionellen Finale mit Maximalschwierigkeit von „einer Zugabe“ gesprochen.
Der Gesamtsieg ging an die im Ziel schwer erschöpfte Schwedin Frida Karlsson vor der Finnin Kerttu Niskanen und der Norwegerin Tiril Udnes Weng. Karlsson brach direkt nach dem Zielstrich zusammen, blieb minutenlang liegen, ehe sich ein Ärzteteam um die 23-Jährige kümmerte. An der Siegerehrung konnte sie nicht teilnehmen. Den Tagessieg sicherte sich die Französin Delphine Claudel.
Die Amerikanerin Rosie Brennan zog am Sonntag noch an Hennig vorbei, doch Platz fünf war für die Peking-Goldgewinnerin von 2022 trotzdem mehr als ein Achtungserfolg. Die Oberwiesenthalerin ließ unter anderen die starke Norwegerin Heidi Weng hinter sich – und das, obwohl ihre Teilnahme vor dem Jahreswechsel wegen einer Erkältung lange fraglich war. „Das hat eine Riesenbedeutung für mich. Wenn mir das jemand gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt“, sagte Hennig, die sich an diesem Wochenende wieder krank fühlte.
Ich bin über, über, überglücklich. Dass das so am Ende ausgeht, hätte ich nicht zu träumen gewagt.
Katharina Hennig nach ihrem Sieg am Samstag im Sprint.
Wie sie am Samstag Karlsson, Niskanen und Brennan düpierte, erinnerte fast an die großen Momente bei Olympia im vergangenen Februar. Hennig gingen nach dem ersten Sieg im Weltcup selbst die Superlative aus. „Ich bin über, über, überglücklich. Dass das so am Ende ausgeht, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Ich hatte große Ziele. Ich bin einfach sprachlos und überglücklich. Besonders, weil meine Familie und mein Freund an der Strecke waren“, sagte Deutschlands beste Langläuferin. Ihr wichtigstes Ziel nach dem Triumph war es, „erst mal die Familie zu knuddeln“.
Auch Teamchef Schlickenrieder, der Deutschland im vergangenen Winter zu lange nicht mehr erlebten Erfolgen geführt hatte, war begeistert. „Was sie heute gezeigt hat, war schon einmalig. Dass sie hier ruhig geblieben ist und die Taktik der Trainer befolgt hat, klasse. Das ist ganz großartig, was sie da gemacht hat“, sagte der ehemalige Profi. Hinter Hennig in der Weltspitze zeigten auch Pia Fink und Laura Gimmler ordentliche Leistungen. Am Sonntag landete Fink sogar vor Hennig.
Bei den Männern hat sich der Norweger Johannes Hoesflot Klaebo zum dritten Mal den Tour-Sieg gesichert. Dafür reichte ihm im Tagesklassement am Sonntag ein sechster Platz, bei dem er hinter dem Deutschen Friedrich Moch (5.) landete. Mochs Abschneiden war ein Achtungserfolg, er beendete das Event als Achter und stach damit aus einem schwachen deutschen Männer-Team heraus. Klaebo hatte zuvor mit sechs gewonnenen Etappen einen Rekord aufgestellt. (dpa)
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