Noch-RBB-Intendantin Vernau : Ohne Beitragserhöhung droht nächste Sparrunde
Am 14. September gibt Interimsintendantin Katrin Vernau die Verantwortung für den in die Krise Rundfunk Berlin-Brandenburg an Ulrike Demmer ab. Die Aussichten, die Vernau ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg gibt, fallen eher düster aus. Ohne Erhöhung des Rundfunkbeitrages stehe beim Rundfunk Berlin-Brandenburg die nächste Sparrunde an, attestiert Vernau der künftigen RBB-Chefin. Auch in Richtung der RBB-Mitarbeiter ist das Signal klar: Kommt es zu einer Nullrunde bei den Rundfunkbeiträgen, sieht es auch für die Tarifverhandlungen düster aus.
„Wenn wir in der nächsten Beitragsperiode erst mal auf eine Beitragsanpassung warten müssten, dann haben wir einen erheblichen Druck im Budget“, sagte die 50-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Dann müsste man demnach alle Preissteigerungen im Budget abfangen. „Das heißt, wir müssten unweigerlich die nächste Sparrunde einläuten.“
Bereits jetzt regiert der Rotstift die Unternehmensplanung im RBB. Der öffentlich-rechtliche Sender ist in der Amtszeit von Ex-Intendantin Patricia Schlesinger in starke Schieflage geraten. Der Ex-RBB-Chefin und Wolf-Dieter Wolf als ehemaligen Vorsitzenden des RBB-Rundfunkrates werden Verschwendungen und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Schlesinger und Wolf sowie drei weitere Personen aus der ehemaligen RBB-Führung.
Vernau kehrt Mitte September zum WDR zurück
Katrin Vernau hat nach der Übernahme der Interims-Leitung dem Sender einen rigorosen Sparplan auferlegt. Insgesamt müssen bis Ende 2024 etwas mehr als 49 Millionen Euro eingespart werden, was unter anderem zulasten des Programms geht. Vernau wird nach der Übergabe der Amtsgeschäfte an Ulrike Demmer wieder als Verwaltungsdirektorin zum WDR zurückkehren. Sie gilt als mögliche Nachfolgerin des derzeitigen WDR-Chefs Tom Buhrow.
Über die von den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD, ZDF und Deutschlandfunk geforderten Beitragserhöhungen muss zunächst die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) befinden, bevor die Bundesländer darüber endgültig entscheiden. Mehrere Bundesländer, darunter Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Niedersachsen und Bayern lehnen höhere Rundfunkgebühren ab. In weiteren Bundesländern wird eine Erhöhung der Gebühren ebenfalls skeptisch gesehen.
Es klafft eine Lücke von 150 Millionen Euro
„Zwischen der Bewilligung unseres bei der KEF angemeldeten Finanzbedarfs und der Fortschreibung der heutigen Beitragshöhe liegen für den RBB 150 Millionen Euro. Anders gesagt: Wenn wir den bei der KEF angemeldeten Betrag bekommen, dann haben wir als RBB 150 Millionen Euro mehr in der gesamten nächsten Beitragsperiode 2025-2028“, sagte Vernau im dpa-Interview. Die Gesamterträge des RBB lagen im Jahr 2022 bei rund 445 Millionen Euro.
Katrin Vernaus Abschied von Berlin ist nicht ganz freiwillig. Sie hatte sich zwar nicht ausdrücklich auf die Stelle der Intendantin beworben, wäre aber geblieben, wenn sie gefragt worden wäre, wie sie zuerst im Tagesspiegel-Interview gesagt hatte. „Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass man mich hätte fragen können, wenn man Interesse gehabt hätte, dass ich hier weitermache. Es ist sogar die Verantwortung einer Findungskommission, nicht nur eine Stellenanzeige zu schalten, sondern auch – wenn sie denkt, dass es geeignete andere Kandidaten gibt, die sich nicht formal sofort beworben haben – die dann auch anzusprechen“, gibt sie nun zu bedenken.
Während sie den Rundfunkrat und Verwaltungsrat zudem dafür kritisiert, dass diese Gremien die in der Krise ausgewechselte Geschäftsleitung nicht wieder schnellstmöglich vollständig funktionsfähig besetzt hätten, lobte sie den Umgang der Belegschaft mit den Herausforderungen nach der Schlesinger-Affäre. „Ich habe viele tolle, engagierte Menschen hier kennengelernt, die richtig gut mitgezogen haben, was die Gestaltung der Zukunft betrifft und die werde ich in jedem Fall vermissen.“