Eure Anti-Haltung kann nerven, liebe Ultras!
Wie lässt sich der gemeine „Ultra“ am besten beschreiben? Er trägt manchmal eine aggressive Grundhaltung zur Schau, er hat keinen Bock auf Konventionen, er empfindet Regeln generell als Gängelung und er beansprucht natürlich seinen Platz in der Kurve. Letzteres verargumentiert er damit, dass es ohne ihn keine Stimmung in den Fußballstadien gebe. Deshalb war das vergangene Wochenende kein gutes für ihn.
Wie zu hören war, herrschte allerorten in den Bundesligastadien eine recht ausgelassene Atmosphäre – und das, obwohl die meisten Ultra-Gruppierungen wegen ihrer Vorbehalte gegen die Corona-Maßnahmen gar nicht in der Kurve standen. Anstelle der sonst dominierenden und schwer redundanten Ultragesänge, fast immer initiiert von einem mit dem Rücken zum Spielfeld stehenden „Capo“, fanden mal all die anderen Fans mehr Widerhall in ihren Anfeuerungs- oder Verzweiflungsrufen.
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Vermutlich wird das auch in den kommenden Wochen noch in so manchen Stadien der Fall sein. In Frankfurt etwa wollen die Ultras das nächste Heimspiel wegen der Maskenpflicht in ihrem Block boykottieren. Dabei hatte Eintracht Frankfurt alle Anstrengungen unternommen, damit der ganze Stehplatzbereich geöffnet werden kann.
Sicher, die Ultras waren und sind immer noch eine Stimme gegen die denkwürdigen Auswüchse des Kapitalismus im Profifußball. Auch deshalb hat man ihnen in der Vergangenheit so manche peinliche Ausschweifung verziehen. In der Corona-Pandemie gehen sie mit ihren Aktionen aber zunehmend auf die Nerven. Es spricht bestimmt nichts dagegen, gegen den gesellschaftlichen Konsens aufzubegehren. Wird die Anti-Haltung zum Prinzip, ist sie ermüdend. So ermüdend wie die immergleichen Gesänge vom Capo.