Der 1. FC Union beißt sich oben fest

Beim 1. FC Union wollte man am Sonnabend eher aufs Positive blicken. Die Blöcke hinter den beiden Toren blieben zwar leer und das Stadion damit deutlich ruhiger als sonst. Vor dem Spiel bedankte sich Stadionsprecher Christian Arbeit dennoch beim Land Berlin dafür, dass zumindest 3000 Zuschauer beim Spiel im Stadion an der Alten Försterei zugelassen wurden. Wie Arbeit bemerkte, war das immerhin die größte Zuschauerzahl der Bundesliga an diesem Wochenende.

Auch auf dem Platz ließ man sich von den Umständen nicht unterkriegen. Ja, Union hat während der Woche einen seiner besten Spieler an einen Bundesliga-Konkurrenten abgeben müssen. Ja, man lag nach einer Viertelstunde schon 0:1 hinten. Doch unter einem Himmel so grau wie die unbesetzten Ränge blieb Union positiv – und erkämpfte sich einen 2:1 (1:1)-Sieg gegen die TSG Hoffenheim, die bis dahin drittbeste Mannschaft der Liga.

„Es ist nicht alles optimal gelaufen heute, aber wir haben bis zum Schluss alles gegeben“, sagte Trainer Urs Fischer nach dem Spiel und bedankte sich bei den wenigen Köpenicker Fans: „Die Zuschauer haben uns zum Sieg getragen.“ Nach dem entscheidenden Tor von Grischa Prömel war ein Fan so positiv gestimmt, dass er vom Europapokal sang. Das bleibt ein ambitioniertes Ziel, aber Stand jetzt kein unrealistisches. Denn mit dem achten Saisonsieg kletterte Union zumindest bis zum 2:1-Sieg von Bayer Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach für etwa drei Stunden auf einen Champions-League-Platz.

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Davon wollte Trainer Urs Fischer aber natürlich nichts hören. Als sein Gegenüber Sebastian Hoeneß nach dem Spiel zu Unions Europapokal-Chancen gefragt wurde, warnte ihn Fischer lachend mit einer schnellen Handgeste, sich bei der Antwort zurückzuhalten. Auch Neuzugang Dominique Heintz wollte das Wort Europa nicht in den Mund nehmen. „Wir müssen gar nicht so auf die Tabelle schauen, sondern Punkte sammeln und einfach Spaß haben“, sagte er nach einem gelungenen Debüt für Union.

Nach einer ereignisreichen Woche musste Fischer vor allem in der Defensive umstellen. Bastian Oczipka ersetzte in der Linksverteidigerrolle Niko Gießelmann, der sich beim letzten Spiel in Leverkusen eine Verletzung zugezogen hatte und am Samstag nicht einmal im Kader stand. Die auffälligste Abwesenheit war aber jene von Abwehrchef Marvin Friedrich, der sich nach vier Jahren in Berlin unter der Woche Borussia Mönchengladbach angeschlossen hatte. Ihn ersetzte Neuzugang Dominique Heintz.

Andreas Voglsammer erzielte den Ausgleich mit ganz viel Gefühl im Kopf.Foto: imago images/Fotostand

Die Nach-Friedrich-Ära begann trotz aggressiv pressender Hoffenheimer solide. Als die Gäste aber in den Rhythmus kamen, fiel es Union immer schwerer, den formstarken Ihlas Bebou auf der rechten Seite in den Griff zu bekommen. Die erste Großchance konnte Torwart Andreas Luthe noch kurz vor der Linie wegkratzen, bei der zweiten war er chancenlos. Bebou tanzte wieder unaufhaltsam in den Strafraum und seine Flanke konnte Timo Baumgartl nur ins eigene Tor lenken.

Union blieb aber nach wie vor positiv und erarbeitete sich direkt nach dem Wiederanpfiff einige gute Chancen. Im Sturm spielte Andreas Voglsammer, der erst zum zweiten Mal in dieser Bundesliga-Saison in der Startelf stand, als ob er seine lang ersehnte Chance mit beiden Händen greifen wollte. Oder noch besser: mit dem Kopf. Nachdem er erst an Oliver Baumann und dann an der Abseitsfahne gescheitert war, erzielte Voglsammer nach 22 Minuten den Ausgleich. Sein exzellenter Kopfball klatschte ans Aluminium, von dort an Baumanns Schulter und ins Tor.

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Nach dem Seitenwechsel lieferten sich die beiden Mannschaften ein Katz-und-Maus-Spiel. Beide lauerten auf ihre Chancen, beide hatten auch welche. Mit dem Punkt wollte sich Urs Fischer allerdings nicht zufriedengeben. Nach etwas mehr als einer Stunde brachte er für Levin Öztunali den offensiveren Sheraldo Becker, der sich beinahe mit einem Kopfballtor eingeführt hätte. Er veränderte das Gleichgewicht des Spiels und nun roch es nach der Führung. „Wenn Sheraldo ins Laufen kommt, dann drehen hier die 3000 Fans komplett durch. Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmacht“, sagte Mittelfeldspieler Prömel.

Becker machte zwar den Unterschied, aber es war Prömel selbst, der das entscheidende Tor schoss. In der 72. Minute traf Max Kruse nach einem Pass von Becker die Latte und der Mittelfeldspieler drückte den Ball mit einem Flugkopfball über die Linie: sein drittes Tor in zwei Spielen. Dabei blieb es – und die Fans durften sich über den zwischenzeitlichen Sprung auf einen Champions-League-Platz freuen.