Alexander Schwolow ist bei Hertha BSC alternativlos
Wenn Alexander Schwolow, der Torhüter von Hertha BSC, ein besonders gefühliger Mensch ist, dann dürfte er Mitte dieser Woche ganz schön ins Grübeln gekommen sein. In einem Trainingsspiel des Berliner Fußball-Bundesligisten hatte Marco Richter aus fast unmöglichem Winkel aufs Tor geschossen. Der Ball flog an Schwolow vorbei, er klatschte an den Innenpfosten, sauste die Linie entlang und prallte an den anderen Innenpfosten.
Schwolow rappelte sich auf, drehte sich um – dann flog ihm der Ball ans Schienbein und von dort ins Tor.
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Die Szene passt ins Bild. Alexander Schwolow, Herthas Stammtorhüter, gibt gerade nicht unbedingt die glücklichste Figur ab. Im Heimspiel gegen die Bayern spielte er Leroy Sané den Ball vor dem zwischenzeitlichen 0:3 genau in den Fuß, und vor einer Woche gegen Bochum patzte er bei einem nicht besonders platzierten Schuss und ermöglichte damit das Tor zum 1:1-Endstand.
„Da sah er nicht glücklich aus. Das weiß er selber“, sagte Herthas Trainer Tayfun Korkut über den folgenschweren Fehler seines Torhüters. „Wir müssen schauen, dass es besser wird. Das ist unsere Aufgabe. Und auch seine Aufgabe.“
Dies gilt vor allem mit Blick auf Herthas Auswärtsspiel an diesem Samstag bei der Spielvereinigung Greuther Fürth (15.30 Uhr, live bei Sky). Die Begegnung mit dem Tabellenletzten besitzt für die Berliner durchaus wegweisende Bedeutung. Eine Niederlage jedenfalls sollte sich Hertha nicht erlauben, wenn es nicht noch richtig ungemütlich werden soll.
Gerade im Abstiegskampf ist ein starker Torhüter von unschätzbarem Wert. Genau dieser Torhüter aber, der ein wichtiges Spiel auch mal ganz alleine gewinnt, fehlt Hertha in dieser Saison. Und den Fürthern fehlt er noch viel mehr. Selbst wenn es dafür keine offizielle Bestätigung gibt, so gilt es doch als ausgemacht, dass Fürths Trainer Stefan Leitl gegen Hertha BSC erneut den Torhüter austauscht – zum dritten Mal bereits in dieser Spielzeit.
Sascha Burchert, ausgebildet in Herthas Jugend, ist als Nummer eins in die Saison gegangen, musste nach einigen Wacklern dann allerdings seinen Platz räumen. Aber auch sein Nachfolger Marius Funk strahlte nie die erhoffte Souveränität aus, und weil er sich Anfang Dezember schwer verletzt hat, kehrte Burchert notgedrungen zwischen die Pfosten zurück. Zugleich verpflichteten die Fürther den Schweden Andreas Linde, 28. Dass er mit Beginn der Rückrunde die neue Nummer eins sein würde, galt so gut wie sicher.
In Fürth wechselt der Torhüter ständig
Doch weil Fürth rund um den Jahreswechsel vergleichsweise erfolgreich war und Burchert sich zudem nichts Gravierendes mehr zuschulden kommen ließ, blieb er im Tor. Bis zum vergangenen Sonntag. Da begünstigte er bei der 1:4-Niederlage in Wolfsburg mit einem krassen Fehler den Treffer zum vorentscheidenden 2:1 für den VfL. Dass er nun ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub wieder auf die Bank muss, scheint alternativlos.
Unter den Fans von Hertha BSC gibt es nicht wenige, die sich einen ähnlichen Schritt auch für ihren Klub wünschen – zumal es mit Oliver Christensen inzwischen einen Vertreter mit Perspektive in Herthas Kader gibt. Anders als in Fürth ist jedoch nicht der Wechsel auf der Torhüterposition alternativlos; Alexander Schwolow ist es. Seine drei potenziellen Vertreter – Christensen, Rune Jarstein und Nils Körber – sind allesamt verletzt.
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So bleibt dem 29-Jährigen fürs Erste eine Erfahrung erspart, die er in der Vorsaison hat machen müssen. Da verlor er tatsächlich seinen Stammplatz, als Pal Dardai neuer Trainer wurde. Bei seinem Debüt setzte Dardai Schwolow auf die Bank. Und das nicht etwa, weil ihm gravierende Fehler unterlaufen wäre. Dardai begründete seine Entscheidung mit dem fehlenden Spielglück Schwolows.
Auch in dieser Saison kann man nicht behaupten, dass Schwolow vom Spielglück gestalkt wird. Bezeichnend war in dieser Hinsicht sein Auftritt gegen die Bayern. Da wehrte er 14 Schüsse ab, vereitelte vier Großchancen – was nicht gereicht hätte, um die Niederlage abzuwenden. Trotzdem wurde am Ende vor allem über seinen missglückten Fehlpass vor dem 0:3 geredet – obwohl der für die Niederlage letztlich nicht entscheidend war.
Vorige Saison musste Schwolow auf die Bank
Trainer Korkut hat den umlaufenden Gerüchten um einen bevorstehenden Torwartwechsel stets entschieden widersprochen und sich klar pro Schwolow positioniert. Ähnlich tut es Arne Friedrich: „Er ist die Nummer eins, aber er muss sich da auch selber wieder rausziehen“, sagt Herthas Sportdirektor. „Dass er ein sehr guter Torwart ist, das hat er schon bewiesen.“
Vorige Saison kehrte Schwolow nach acht Spielen ins Tor zurück und trug mit soliden bis guten Leistungen zum Klassenerhalt bei. Genauso, nur ohne die zwischenzeitliche Verbannung auf die Bank, darf es auch jetzt wieder kommen. Trainer Korkut hat den Fehler aus dem Spiel gegen Bochum nicht mehr thematisiert. Schwolow sei sehr selbstkritisch, deshalb müsse man nicht ständig mit ihm über seine Leistungen oder seine Fehler reden.
Korkut weiß, dass Schwolow weiß, was von ihm erwartet wird. Er sagt: „Ich bin sicher, dass wir am Wochenende ein gutes Spiel von Alex sehen werden.“