Spielmachertalent von Alba Berlin: Ziga Samar gibt einen Vorgeschmack seiner Klasse

Raoul Korner saß zwei Meter neben Israel Gonzalez, als er von Ziga Samar schwärmte. Der 21 Jahre junge Slowene ist von Alba Berlin an die Hamburg Towers ausgeliehen und zeigte gleich in seinem ersten Spiel in der Basketball-Bundesliga, warum er als eines der größten europäischen Talente auf der Spielmacherposition gilt. Seinen Vortrag beendete der Hamburger Trainer mit einem Appell an seinen Berliner Kollegen, den er sicherheitshalber auf Englisch formulierte: „I wanna keep him!“ – Ich möchte ihn behalten.

Alba hat Samar im Juli vom spanischen Erstligisten Fuenlabrada CB verpflichtet. So präsent, wie er seitdem in Berlin ist, könnte man fast vergessen, dass ihn der Deutsche Meister für diese Saison gleich an die Hamburger weitergereicht hat. Vor zwei Wochen spielte Samar mit der slowenischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft, absolvierte in seiner künftigen sportlichen Heimat zwei Kurzeinsätze und schied im Viertelfinale überraschend gegen Polen aus. Am Mittwochabend debütierte er für die Towers in der BBL ausgerechnet in Berlin.

Dabei wurde trotz der knappen Hamburger Niederlage schnell klar, warum ihn Alba gleich mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet hat. Obwohl Samar erst wenige Trainingseinheiten mit seinen neuen Kollegen absolviert hat, überzeugte er mit einer für sein Alter unheimlichen Ruhe. In 23 Minuten unterlief ihm nur ein Ballverlust und das bei sieben Assists. Samar lenkte das Spiel seiner Mannschaft und stand das gesamte Schlussviertel auf dem Feld. Seine Wurfquoten waren zwar ausbaufähig, seine neun Punkte ließen aber ebenfalls erahnen, dass er auch als Scorer durchaus Potenzial mitbringt.

„Er spielt für sein Alter schon sehr reif Basketball und das mit der notwendigen Würze“, sagte der Österreicher Korner. Samar bringe Überraschungsmomente ins Spiel, verschaffe den Hamburgern eine neue Dimension und viel Kreativität. „Er ist der Typ Spieler, den ich extrem mag, weil er das gewisse Extra hat.“ Deshalb sei Korner sehr froh, dass es seinem neuen Klub gelungen ist, den Point Guard für eine Saison auszuleihen.

Seine Klasse hatte Samar in den vergangenen Jahren bereits in Spanien eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wie sein Landsmann und NBA-Superstar Luka Doncic wechselte er schon in jungen Jahren von Union Olimpija aus Ljubljana zu Real Madrid. Dort schaffte er zwar nicht den Sprung in das Euroleague-Team, etablierte sich aber nach einer Leihe in die dritte Liga in den vergangenen zwei Jahren beim Vorortklub Fuenlabrada in der ACB. In der Saison 2021/22 gehörte er mit 4,7 Assists pro Spiel zu den besten Vorbereitern der stärksten nationalen Liga Europas.

Mit 1,97 Meter ist Samar für einen Point Guard sehr groß. Er hat nicht die Spritzigkeit eines Maodo Lo, ist dafür bereits recht robust und hat ein überdurchschnittliches Spielverständnis. „Er ist ein sehr aufregender Spieler mit sehr viel Talent und einer guten Übersicht“, sagt Albas Kapitän Luke Sikma. „Ich bin nicht überrascht, dass Himar ihn verpflichtet hat.“

Himar, also Albas Sportdirektor Himar Ojeda, attestierte Samar schon bei seiner Verpflichtung enormes Potenzial. „Wir werden ihm die Möglichkeit geben, sich zu einem Spieler auf absolutem Topniveau zu entwickeln“, sagte der Spanier. Dafür braucht Samar aktuell vor allem Spielpraxis, die ihm Alba wegen der großen Konkurrenz sowie der Ausländerregel nicht im nötigen Ausmaß garantieren kann. In Hamburg genießt Samar Korners Vertrauen und soll mit viel Einsatzzeit in BBL und Eurocup weiter reifen.

Auf einen weiteren Verbleib über diese Saison hinaus sollten die Towers allerdings nicht unbedingt spekulieren. Die ersten Eindrücke Samars lassen erahnen, dass er wohl eher früher als später eine wichtige Rolle in Berlin übernehmen wird. Zumal seine Verpflichtung vor allem perspektivischer Natur war. Am Ende dieser Saison laufen bei Alba die Verträge mehrerer wichtiger Spieler aus, darunter auch die Spielmacher Lo und Tamir Blatt. Mit Ziga Samar steht ein Point Guard für die kommenden Jahre schon bereit.

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