Heimspiel gegen Mannheim: Die Eisbären und die schwierige Suche nach dem Selbstvertrauen
Am späten Abend des 28. April begegnete man in der Mercedes-Benz-Arena Berliner Eishockeyprofis, die nur so strotzten vor Selbstvertrauen. Gerade erst hatten sie die Adler Mannheim im entscheidenden Play-off-Halbfinale besiegt und niemand hier vermittelte Zweifel, sich trotz zahlreicher Verletzungen und eines unwürdigen Spielplans auf dem Weg zum Titel aufhalten zu lassen. Wie sich später herausstellte, war Red Bull München auch kein wirklicher Stolperstein.
In diesen Tagen bekommen es die Berliner kurz hintereinander wieder mit diesen beiden Kontrahenten zu tun, in anderer Reihenfolge. Am Mittwoch musste die Mannschaft von Serge Aubin in München antreten und verließ das Eis mit einer 1:4-Niederlage. Am Freitagabend (19.30 Uhr, Magentasport) sind die Adler zu Gast in der Berliner Arena. Gut möglich, dass die Eisbären auch nach diesem Auftritt ihr Selbstvertrauen gefunden haben. Nach den ersten vier Partien in dieser Saison ist vom meisterlichen Selbstverständnis allerdings nicht viel übriggeblieben.
„Wir sind zurzeit nicht gut genug und müssen viel besser werden“, sagte Trainer Serge Aubin auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in München. „Im Moment gelingen uns viele einfache Dinge nicht, von denen ich weiß, dass wir sie beherrschen.“ Es ist nicht neu, dass der Kanadier einen enttäuschenden Auftritt genervt umschreibt. Auch in den vergangenen Spielzeiten wich sein Ensemble immer mal wieder vom Matchplan ab. Allerdings ist seine Mannschaft noch nie so schwer in eine Saison gekommen, seitdem er 2019 als Chefcoach übernommen hat.
Niederlagen gegen München sind in der Anfangsphase einer Saison mittlerweile fast schon die Regel, das an sich sollte keinen größeren Anlass zur Sorge bereiten. Die zahlreichen Puckverluste gerade in der Anfangsphase mit teils doch großen Abstimmungsproblemen in der Defensive machten deutlich, dass es noch viel Arbeit für ein stabiles Fundament braucht. „Wir müssen hinten auch mal einen Mann an die Bande nageln“, hatte Verteidiger Jonas Müller bei „Magentasport“ ganz Grundsätzliches moniert.
Die Eisbären kassierten bislang 14 Gegentreffer
Erst am Sonntag hatte sich ja bereits gezeigt, wie anfällig die Eisbären in dieser Phase sind. Trotz des ersten Saisonsiegs hatte sich das 5:4 nach Verlängerung gegen Aufsteiger Frankfurt keinesfalls wie ein Aufbruch angefühlt, nachdem die Berliner bereits mit 4:0 geführt hatten.
Bei 14 Gegentreffern nach vier Auftritten richtet sich der Fokus auch auf die Torhüterleistung. Entsprechend richtete ein Reporter in München die Frage an Aubin, wie frustrierend es für ihn sei, dass der vielleicht wichtigste Spieler der letzten Saison, Torwart Mathias Niederberger, nun das Münchner Tor hütet. Seine Antwort lautete: „Das gehört zu unserem Geschäft dazu. Er hat seine Entscheidung getroffen, nach München zu gehen, wir respektieren das. Wir sind zufrieden mit unseren beiden Torhütern.“
Das gehört zum Geschäft. Mathias hat seine Entscheidung getroffen.
Trainer Serge Aubin über seinen ehemaligen Torwart
Das junge Duo um Tobias Ancicka, 21, und Juho Markkanen, 20, konnte bislang nicht herausstechen als die entscheidende Instanz, die dem eigenen Team den Sieg festhalten kann. Was in einer so frühen Phase der Saison vielleicht aber auch zu viel verlangt wäre. Fast alle Gegentreffer resultierten allerdings nicht aus ihren Fehlern, sondern aus den teils katastrophalen Patzern der Kollegen.
Aber auch auf der anderen Seit des Eises, vor dem gegnerischen Tor, wirken die Eisbären ungewohnt schwerfällig. Gegen einen aggressiv verteidigenden, gut sortierten Gegner gelingt es bislang noch zu selten, dauerhaft Alarm auszulösen.
Dass die Partie gegen Mannheim nach aktuellem Tabellenstand nicht wirklich ein Spitzenspiel ist, weil der 13. den 10. empfängt, zeigt, dass auch die Adler ihre liebe Mühe haben, Konstanz in ihr Spiel zu bringen. Nach drei Niederlagen zum Auftakt waren sie zuletzt zwar zweimal siegreich, zeigten dabei aber auch keine Konstanz über die gesamte Spieldauer.
Ganz anders als noch vor gut fünf Monaten geht es am Freitag nicht um das große Ganze. Aber beide Teams sehnen sich nach Signalen, dass sie sich auf dem richtigen Weg befinden. Für die Eisbären geht es gar darum, nicht in eine echte Sinnkrise zu verfallen.
Zur Startseite