Die wichtigsten Kinostarts der Woche: Die Invasion der Mütter, Superman und eine Apokalypse
Was würden Sie tun, wenn Sie in ihrem Wohnzimmer plötzlich von vier charismatischen, wenn auch völlig unbekannten älteren Damen überrascht würden?
Oder wenn ihre Heimat von einer Atombombe in Schutt und Asche gelegt wird? Oder wenn Superhelden und -schurken in ihrer Stadt ihr Unwesen treiben?
Für jene, in Schweregrad und Wahrscheinlichkeit variierenden Szenarien bieten die aktuelle Kinowoche mit „Vier Mütter für Edward“, „Homestead“ und „Superman“ eine filmische Vorlage zur Krisenbewältigung.
Etwas ruhiger geht es bei „Der Fleck“ zu. Ein sensibles Coming of Age-Portrait, das einen zielsicher in die eigene Teenagerzeit zurückversetzt.
Was es diese Woche sonst noch zu sehen gibt, lesen Sie hier.
1 Superman
Mit seiner neuen Superman-Adaption unternimmt James Gunn ein schwieriges Unterfangen: Obwohl Richard Donners „Superman“ 1978 die Ära des modernen Superheldenfilms einläutete, und zahlreiche Nachfolger, mit zunehmend besserer Tricktechnik ausgestattet, inspirierte, konnte keine der bisherigen Leinwandadaptionen die Faszination des wohl berühmtesten Comic-Superhelden vollumfänglich fürs Kino einfangen.
Eigentlich sind alle Voraussetzungen für einen gelungenen Neustart vorhanden: Ein Regisseur, der die Balance aus Drama und Humor beherrscht.
Ein erfrischender Cast mit sympathischem Titelhelden (David Corenswet), glaubwürdigem Widersacher (Nicholas Hoult), überzeugendem Love Interest (Rachel Brosnahan) und vielen James-Gunn-Buddies (Nathan Fillion, John Cena etc.) in Nebenrollen.
Eine (natürlich hanebüchene) Story mit viel Comic-Appeal, Riesendrachen, sinistren Intrigen, einstürzenden Wolkenkratzern, Taschenuniversen und Rettung in letzter Sekunde. Was soll also schiefgehen?
So ziemlich alles. James Gunn scheint nicht zu wissen, was er mit dem Vermächtnis der Comic-Ikone anfangen soll, ob er sie zur typischen Gunn-Witzfigur machen oder auf den Superheldensockel stellen soll. Beides hätte funktionieren können.
Aber „Superman“ ist weder so witzig wie die „Guardians“ noch so tragisch wie Snyders „Man of Steel“, dessen Qualitäten rückblickend heller strahlen.
So ist „Superman“, nach dem tollen Trailer von Fans herbeigesehnt, ein heilloses Chaos einander widersprechender Elemente, immerhin bonbonbunt und mit Remmidemmi-Rumms inszeniert (auch wenn die Special Effects teils hinter „Man of Steel“ zurückbleiben).
Und wir haben noch gar nicht vom niedlich-nervigen Superhund Krypto geredet. Die Rechnung des Stählernen mit dem Kino bleibt vorerst offen. (Jörg Wunder)
2 The Ballad Of Wallis Island
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Eine jugendliche Verweigerungshaltung ohne Protestnote. Der 17-jährige Simon (Leo Konrad Kuhn) bleibt mit der Wasserflasche in der Hand vor der Sporthalle seiner Schule stehen und macht auf dem Absatz kehrt – ohne Ziel.
In seiner Nachbarschaft trifft er auf Enes, der ihn mit an den Fluss nimmt, wo sich eine Gruppe von Freunden die Zeit vertreibt. Simon schließt sich ihnen an, lauscht den Gesprächen, spaziert durch den Wald, geht schwimmen.
Ein Zugehörigkeitsgefühl entsteht dabei nicht, aber der Hamburger Regisseur Willi Hans beobachtet geduldig die Jugendlichen in ihrer phlegmatischen Ratlosigkeit, die sich auf die tastenden Kamerabewegungen durch das Unterholz überträgt.
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Das Auftauchen von Marie (Alva Schäfer) ist schon die größte Disruption in der Undramatik dieser sommerlichen Idylle, die beiden ziehen gemeinsam ab, holen sich Pommes, sammeln Steine.
In der konsequenten Ereignislosigkeit, in die sich Melancholie mischt, entwirft Hans ein sensibles Generationenporträt, das allein über die Sinneseindrücke, das Licht und die haptische Qualität des 16-mm-Materials an Konturen gewinnt. (Andreas Busche)
4 Vier Mütter für Edward
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Was wäre der Apokalypse-Thriller und die menschliche Gemeinschaft ohne Katastrophen und die Abwehr gegen Angriffe von außen?
Ob Zombies wie in „28 Years Later“, toxische Vorfälle wie in „Weißes Rauschen“ oder in „Homestead“ eine Atombombe, die in L.A. explodiert.
Diese lässt eine Bergfestung des schwerreichen Edel-Preppers Ian Ross mit Unmengen an Lebensmitteln, Wasser, Obst- und Gemüseanbau zum sicheren Hort für Familie, Freunde und Wachpersonal werden.
Sicher? Nichts ist sicher. Gefahr droht von außen und innen. Regisseur Ben Smallbone arbeitet sich leidlich spannend an der genretypischen Eskalationsschraube ab, wobei die Männer, die die Anlage schützen, die Waffe stets sehr griffbereit haben.
Dazu gefühlvolle Frauen, die ihre Erfüllung darin sehen, voll und ganz für die Familie da zu sein, eine Polizei, die zu den Bösen gehört und inbrünstige Gebete im Notfall – das ist der passende, krude Film zu Trumps MAGA-Bewegung.
Am Ende mit diversen offenen Fragen, offenbar der Pilot einer kommenden TV-Serie. (Markus Ehrenberg)
6 Sep Ruf – Architekt der Moderne
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Superman in der Krise Wenn der Held Eichhörnchen vor einstürzenden Wolkenkratzern rettet Alex Ross Perrys Film „Pavements“ Ironie und Hoffnung Dave Gibbons über den Comic-Klassiker „Watchmen“ „Ich bin sehr traurig, dass das vorbei ist“
Leider macht Johann Betz wenig aus dem Thema, lässt Kameramann Mathias Pilmes schöne Bilder ausgewählter Bauten filmen und diese von einer zufällig wirkenden Auswahl an Zeitzeugen, Experten und Nutzern kommentieren.
Unterlegt mit enervierender Fahrstuhlmusik, werden die anderthalb Stunden selbst für Architekturfans zu einer erstaunlich zähen Angelegenheit. (Jörg Wunder)