Jahresrückblick mit den Leitern der Akademie der Künste: „Nur wenn die Kunst nicht verzweckt wird, kann sie politisch sein“

Herr Tsangaris, Herr Ngo, beim Rückblick auf das Jahr hat man den Eindruck, dass die Kultur von allen Seiten bedrängt wird. Es begann mit den Antisemitismus-Vorwürfen nach der Berlinale-Gala, es folgten Antidiskriminierungsklausel-Debatten, zuletzt der Eklat bei der Eröffnung der Berliner Nan-Goldin-Ausstellung und die Kürzungen des hiesigen Kulturetats. Wie fällt Ihre Jahresbilanz aus?
Anh-Linh Ngo: Wir sind im Mai ins Amt gekommen, es ist eine herausfordernde Zeit. Auch die Kulturszene hat sich ja nicht eben mit Ruhm bekleckert, den Erregungsmechanismen ist sie häufig erlegen. Parolen zu rufen, ist ein falsches Verständnis des Politischseins von Kunst. Wir als Akademie dürfen das Ballett der Ausgrenzungen nicht mittanzen: „Wenn die kommen, kommen wir nicht!“ Wir haben uns dem verweigert, denn es ist unsere Aufgabe, herauszufinden, wie wir anders mit Streit umgehen können.