Am Mittwoch wollen wir Meister werden
Rund um die Mercedes-Benz-Arena war es am frühen Montagabend voll wie seit zwei Jahren nicht mehr vor einem Eishockeyspiel. Erwachsene Menschen in Trikots und Schals gewandet, dazu ein deftiger Biergeruch in der Luft und wer Flaschen sammeln wollte, war nun auch wieder am richtigen Ort. Ist ja auch nicht jeden Tag ein Finale um die deutsche Eishockeymeisterschaft im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain.
Und als vergangene Saison eins war, da durfte – abgesehen von ein paar in der Arena arbeitenden Leutchen – keiner zusehen, wie die Eisbären ihren achten Titel holten. Auf dem gut möglichen Weg zu ihrer neunten Meisterschaft ist das anders. 14.200 kamen am Montag in die erstmals seit zwei Jahren ausverkaufte Arena und freuten sich am Ende – abgesehen von einer handvoll Gästefans – dann über einen verdienten Erfolg der Eisbären. Nach dem 2:1 (1:1, 1:0, 0:0) sind die Berliner nur noch einen Sieg vom Titel entfernt.
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Bereits am Mittwoch in Spiel vier der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Finalserie der Deutschen Eishockey-Liga haben die Eisbären nun ihren ersten Meisterschaftsball – sie führen mit 2:1-Siegen.
Nur wenige Stunden nach dem Verlängerungsspiel von München am Sonntag, das die Eisbären 3:2 gewonnen hatten, ging es also am Montag weiter in Berlin. Für die Eisbären war es das vierte Spiel innerhalb von fünf Tagen. Sie hatten ja auch noch fünf Halbfinalspiele gegen Mannheim in den Knochen, die Gäste aus München hatten ihre Halbfinalserie gegen Wolfsburg dagegen im Schnelldurchgang in drei Spielen gewonnen. Und der Sportdirektor des Klubs aus München hatte da vor dem dritten Finalspiel so eine Vorahnung, was die Kraftreserven beider Teams anging. „Auch wenn die Berliner am Sonntag gewonnen haben – die Verlängerung wird ihnen mehr weh getan haben als uns“, hatte Christian Winkler in der Sendung „Blickpunkt Sport“ im „Bayrischen Rundfunk“ gesagt.
Tatsächlich war die Situation für die Eisbären recht sportlich. Aber zum Glück gingen sie ja schon am Stock aufs Eis. Und das mit Spielbeginn in einem ordentlichen Tempo. Die Berliner hauten erst einmal alles raus, was ging. Nach wenigen Sekunden schon hämmerte Zach Boychuk den Puck gegen den Pfosten des Tores der Bayern. Der Kanadier in Diensten der Berliner war der Hauptdarsteller der ersten Minuten, denn als die Berliner dann erstmals in Überzahl waren, traf Boychuk zum 1:0 für die Eisbären – unbehelligt aus dem Slot. So hätte es dann weitergehen können aus Sicht des Teams von Serge Aubin, ging es aber natürlich nicht. Von wegen Kraftreserven, denn nach etwa fünf Minuten spielten dann erst mal nur die Gäste, die zunächst frischer wirkten. Zach Redmond traf zum verdienten Ausgleich für München.
Mit dem Stand von 1:1 schunkelten sich beide Mannschaften ein auf ein wieder ganz enges Spiel, in dem auf beiden Seiten auch mal die Kraft zu fehlen schien, bei einem Konter etwa noch mal richtig Tempo zu gehen. Es wurde dafür erstaunlich oft aufs Tor gezimmert, nach dem ersten Drittel schon lautete das Schussverhältnis 11:25 – aus Sicht der Eisbären. Das Highlight des ersten Abschnitts war allerdings eine Szene, in der Frans Nielsen einem München Gegenspieler dann den Konter doch noch mit einer gekonnten Bewegung verwehrte.
Überhaupt war der erfahrene Däne bei den Eisbären einer der besten Spieler am Montagabend, zum Ende seiner Karriere legt ich Nielsen noch mal so richtig ins Zeug – gibt ja auch was zu gewinnen. Aber auch ein Spieler, der in den Play-offs bisher – trotz eines Treffers – eher unauffällig unterwegs war und von seinem Trainer bisweilen mit wenig Eiszeit bedacht wurde, hatte dann seinen großen Moment in Finale Nummer drei: Dominik Bokk fälschte kurz vor Ende des zweiten Drittels eine Schuss von Kai Wissmann geschickt ins Münchner Tor ab – die Eisbären gingen also mit einer 2:1-Führung ins dritte Drittel, das Boychuk wegen einer Verletzung nur in der Kabine erlebte. Sie kontrollierten dann das Spiel, von München kam nicht mehr viel. Es fiel kein Tor mehr.
Den Sieg hatten sich die Eisbären verdient, zumal sie von der Spielanlage doch weiter wirkten als ihr Gegner, der zwar mit viel Körpereinsatz, aber nicht immer guten Ideen agierte. Es gab schon stärkere Mannschaften, die Don Jackson als Trainer von RB München aufs Eis geschickt hat – als Trainer der Eisbären sowieso, mit denen er ja immerhin fünf Mal Meister wurde. Allerdings waren das auch noch andere Zeiten, das Eishockey erfindet sich ja inzwischen immer schneller neu. Und ganz klar, da haben die Eisbären unter Serge Aubin in den jüngsten Jahren wohl vieles richtig gemacht, womit sie jetzt auch verdientermaßen am Mittwoch den Titel in München perfekt machen können, was für den Anhang den Nachteil hat, das es eben nicht in der Berliner Arena geschieht. Was ja immer noch in Spiel fünf am Donnerstag möglich wäre – aber so weit wollen es die Eisbären sicher nicht kommen lassen.