FC Bayern gerät zwischen die Nahost-Fronten: Daniel Peretz braucht Solidarität – und Schutz
So nah kann der Nahe Osten kommen, so nah wie beim FC Bayern München. Ob die Offiziellen es geahnt haben oder nicht, jetzt wissen sie es. Und sind gefordert. Der Verein hat viel zu verlieren.
23 Jahre jung, ein großes Torhütertalent: U17, U18, U19 – U21, jetzt in der A-Nationalmannschaft angekommen – Daniel Peretz, Israeli.
Stephan-Andreas Casdorff ist Herausgeber des Tagesspiegels. Er wünscht vom FC Bayern: Haltung zeigen!
25 Jahre jung, ein begabter Defensivspieler: U20, jetzt arriviert in der A-Nationalmannschaft – Noussair Mazraoui, Marokkaner.
Der eine erklärt, „ich stehe zu Israel“ und verbreitet das in den sozialen Netzwerken, der andere wünscht den „unterdrückten Brüdern in Palästina den Sieg“. Beide sind in einem Team, dem des Deutschen Meisters. Der äußert sich quälend lange nicht.
Die Herren Hoeneß und andere sollten bedenken, was sie ihrem Verein schuldig sind. Ihr Verein, das war einmal der „Juden-Club“, so genannt, so geschmäht von den Nazis. Damals, als Kurt Landauer Präsident war. Er blieb es bis 1951.
Geschichte verpflichtet. Und sie wussten, was sie taten, als sie Daniel Peretz verpflichteten. Sportlich, aber auch politisch.
Sogar die Regierung nahm Anteil
Denn das war etwas, das nicht alle Tage passiert. Fast ganz Israel nahm Anteil an Peretz’ Transfer von Maccabi Tel Aviv zum FC Bayern. Bis hinein in die israelische Regierung wünschten sie ihm Glück und, nicht zuletzt, Erfolg.
Daraus folgt zweierlei: eine Verpflichtung zum sportlichen Erfolg, indem sich Peretz weiterentwickelt, so weit, dass er den bundesdeutschen Nationaltorhüter Manuel Neuer im Verein ersetzen kann. Und die Verantwortung, Peretz bei alledem zu schützen.
Jetzt gilt’s. Nicht, dass Zweifel an beidem wachsen. Den Sportler Peretz fördern sie ja schon mal nicht so, wie es gut für ihn wäre.
Der FC Bayern als selbsternannter Weltklub und Klub in der Welt muss Vorbild sein. Umso mehr, als Mazraoui ja schon vor Peretz da war. Die Münchner müssen sich verhalten, dazu auch noch mit klarer Haltung.
Gerade der Deutsche Meister, noch dazu der FC Bayern, hat die Chance, das „Nie wieder“ in viele Kreise tragen zu helfen. Seine Spieler müssen sich der Geschichte verpflichtet fühlen. Wer das nicht tut, hat dort nichts verloren. Sonst verliert der ganze Verein.