Die Zukunft der Kinemathek und der Arsenal-Kinos: Ein neues Berliner Filmhaus

Die Tage des Berliner Filmhauses am Potsdamer Platz sind gezählt. Der Mietvertrag für die jetzigen Nutzer läuft im Februar 2025 aus, ein neuer Vertrag wäre zu teuer. 2025 ist zwar noch eine Weile hin, aber für die Stiftung Deutsche Kinemathek mit dem Film- und Fernsehmuseum, die Arsenal-Kinos und die Deutsche Film- und Fernseh-Akademie (DFFB) wird es höchste Zeit, ihre Zukunft zu organisieren.

Bei der vom Land Berlin getragenen DFFB ist schon seit dem Sommer bekannt, dass sie voraussichtlich nach Moabit umziehen wird. Ein Industriegelände nahe dem Friedrich-Krause-Ufer soll in einen Forschungs- und Mediencampus umgewandelt werden, das Projekt ist in der Planungsphase.

Am Freitag gab nun das „Arsenal – Institut für Film und Videokunst“ bekannt, dass es 2025 neue Räumlichkeiten im Weddinger Kulturquartier Silent Green bezieht, wo bereits seit 2015 das Arsenal-Archiv untergebracht ist. Unter anderem soll dort ein neuer Kinosaal mit rund 180 Plätzen entstehen. Verleih, Archiv, Kino, Campus, und auch das von den Arsenal-Betreiberinnen verantwortete Berlinale-Forum mit dem Forum Expanded, erstmals wäre dort alles unter einem Dach. Zusätzliche Tagungs- oder Ausstellungsräume können projektbezogen angemietet werden, teilt das Arsenal-Institut unter Leitung von Anna Mallmann und Stefanie Schulte Strathaus mit.

Zwar ist noch nicht ganz klar, ob die Räumlichkeiten rechtzeitig fertig werden, aber das Arsenal geht davon aus, dass es sich nur um eine Lücke von wenigen Monaten handeln wird – wenn überhaupt.

Das Arsenal im Wedding? Warum nicht. Anders als der jetzige Standort im Untergeschoss des Sony-Centers, einem Touristen-Hotspot, bietet das Silent Green  eine „einzigartige Infrastruktur und Synergiemöglichkeiten mit Akteuren aus den Bereichen Bewegtbild, Bildende Kunst und Musik“, wie das Arsenal mitteilt. Das auf Filmkunst und Klassiker spezialisierte Kino hätte dann wieder einen lebendigen Kiez drumherum, mit Kneipen, Ausgehmöglichkeiten und bestimmt auch filminteressierten Anwohner:innen in der Nachbarschaft – ähnlich wie in seinen Anfangsjahren in der Schöneberger Welserstraße.

Das Arsenal wird vom Bund finanziert, ebenso der größte Mieter im jetzigen Filmhaus, die Stiftung Deutsche Kinemathek mit dem Museum. Da die Unterbringung im Sony-Center nie optimal war, wird seit 2016 über den Bau eines neuen Filmhauses nachgedacht, in das auch die Berlinale einziehen könnte, jedenfalls ihr Personal. Seit einem Grundstücktausch zwischen Berlin und dem Bund wird dafür das Parkplatz-Areal neben dem Gropius Bau avisiert.

Die Überlegungen zu einem neuen Filmhaus werden von der Behörde der Kulturstaatsministerin seit langer Zeit unterstützt.

Rainer Rother, Direktor der Deutschen Kinemathek

Eine Idee, die länger auf Eis lag, nun aber allmählich Formen annimmt. Auf Nachfrage teilt die Behörde von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (die „Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien, kurz: BKM) mit, dass im Mittelpunkt der Planungen zum „Neuen Filmhaus“ die Kinemathek, die Berlinale und die Vision Kino GmbH stehen, die unter anderem die Schulkinowochen veranstaltet und die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen fördert.

Ein neues Gebäude, für das es der Abstimmung mit dem Land Berlin, der Kinemathek und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bedarf, biete „die Chance, ein national agierendes und international ausstrahlendes Kompetenzzentrum einzurichten“, so die BKM. Auch das Filmmuseum soll dort Platz finden.

Kinematheks-Direktor Rainer Rother ist zuversichtlich, denn „die Überlegungen werden von der BKM seit langem unterstützt“. Dabei verstehe sich von selbst, dass die Planungen „einen realistischen Rahmen wahren und Aspekte wie Klimaneutralität berücksichtigen werden“. Derzeit stellt die Kinemathek als größter und damit federführender künftiger Nutzer Informationen zum  Raumbedarf im neuen Filmhaus zusammen. Erst dann kann konkret geplant werden, bis schließlich die Mittel vom Finanzministerium freigegeben werden können.

Allerdings wird bis 2025 gewiss kein neues Gebäude stehen, selbst wenn es schnell geht. Eine genaue Zeit-Prognose kann erst nach genauer Prüfung von Raum- und Kostenbedarf gegeben werden, so Roths Behörde. Realistisch für den Einzug ist wohl eher das Ende des Jahrzehnts. Die Kinemathek, so die BKM, müsse eine Übergangslösung erarbeiten.

In der Übergangszeit ohne Filmmuseum soll es Pop-up-Ausstellungen geben

Rainer Rother ist auch hier zuversichtlich. Für die Zwischenzeit ermittelt die Kinemathek derzeit ebenfalls den Raumbedarf, der Bund würde dann entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen oder anmieten.

Die Deutsche Kinemathek, sagte Rother dem Tagesspiegel, kann dann jedenfalls ihre satzungsgemäßen Aufgaben auch ab 2025 erfüllen. „Wir werden weiterhin Filme restaurieren und digitalisieren, Filme verleihen, Sammlungen erschließen, Bildungs- und Vermittlungsangebote entwickeln, die Retrospektive der Berlinale kuratieren und Publikationen herausbringen.“ Auch die Bibliotheksnutzung sowie Sichtungsmöglichkeiten sollen in der Übergangsphase gewährleistet bleiben.

Nur mit größeren Ausstellungen wird es in der Interimszeit erstmal nichts. Bevor im neuen Filmhaus auch das Filmmuseum seine Pforten öffnen kann, plant die Kinemathek deshalb Pop-up-Ausstellungen mit verschiedenen Partnern, „wir wollen national wie international präsent bleiben“. Was die Schätze der Sammlung und die Museums-Exponate betrifft, ist es ein bisschen wie bei Privathaushalten. Sie werden gelagert, im bereits jetzt genutzten Magazingebäude in Marienfelde.

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