Musikgenie und Schlüsselfigur: Komponist Wolfgang Rihm ist tot
Wolfgang Rihm, einer der meistgespielten, produktivsten und prägendsten zeitgenössischen Komponisten, ist tot. Wie sein österreichischer Musikverlag in Wien mitteilte, starb Rihm in der Nacht zum Samstag im Alter von 72 Jahren.
Rihm wurde am 13. März 1952 in Karlsruhe geboren. Seiner Heimatstadt blieb er zeitlebens treu. Bereits als Elfjähriger begann er mit dem Komponieren. Er studierte – zunächst parallel zur Schule – Komposition in Karlsruhe bei Eugen Werner Velte, wechselte später nach Köln zu Karlheinz Stockhausen und anschließend nach Freiburg.
Durchbruch gelang Rihm bei Donaueschinger Musiktagen
Seinen künstlerischen Durchbruch hatte Rihm 1974 bei den Donaueschinger Musiktagen. 1985 wurde er als Nachfolger seines Lehrers Velte Professor für Komposition an der Karlsruher Musikhochschule.
Rihm schrieb für unterschiedliche Formate und Besetzungen: Kammermusik, Lieder, Solokonzerte, großformatige Orchesterwerke und Musiktheater. Zu den bekannten Werken zählen etwa „Die Hamletmaschine“, „Jakob Lenz“, „Dionysos“, „Sub-Kontur“ oder „Jagden und Formen“ sowie zahlreiche Lieder für Gesang und Klavier. Für die Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie 2017 schrieb Rihm eine Auftragskomposition.
Wir verlieren eine wahre Institution der Musikwelt.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Tod von Wolfgang Rihm
Zu den zahlreichen Ehrungen, die Rihm im Laufe seines Lebens erhielt, gehörte die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin (1998) sowie der französische Orden „Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres“ (2001). Außerdem zählten unter anderem dazu: der Rolf-Liebermann-Preis, der Preis der Europäischen Kirchenmusik und der Stiftungspreis der ökumenischen Stiftung Bibel und Kultur. Die Berliner Philharmoniker wollen Rihm und seine Werken mit einer sogenannten Composer-in-Residency in der bevorstehenden Saison 2024/25 ehren.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte, Rihm habe von Widerständen und Kritik unbeeindruckt eine eigene Ästhetik entwickelt und über Jahrzehnte hinweg ein ebenso umfangreiches wie vielseitiges Werk geschaffen. „Wir verlieren eine wahre Institution der Musikwelt“, so die Grünen-Politikerin.
Die Vorstandsvorsitzende der Universal Edition, Astrid Koblanck, bezeichnete Rihm als „wichtige Schlüsselfigur“ der zeitgenössischen Musikwelt. „Persönlich berührten mich insbesondere die wunderbaren und von Humor geprägten Gespräche mit diesem eloquenten Universalgelehrten, der bis zuletzt ein tiefes Interesse an seinen Mitmenschen zeigte und sich stets der eigenen Vorbildwirkung sowie der kulturpolitischen Verantwortung bewusst war“, sagte sie. (KNA)