BR Volleys vor dem zweiten Finalspiel: Geblendet vom Lichtermeer
Es gibt einen Song der Band Coldplay, darin singt Chris Martin von einem „Sky Full of Stars“, also einem Himmel voller Sterne. Erinnerungen an diesen Song wecken die BR Volleys, wenn sie über die Halle in Friedrichshafen sprechen. Nur, dass der Sternhimmel dort nicht „den Weg erhellt“ wie bei Coldplay, sondern vielmehr als Hürde auf dem Weg zum Meistertitel wahrgenommen wird. Die Rede ist von den vielen Lichtern an der Decke der Halle am Bodensee, wo am Donnerstagabend das zweite Finalspiel in der Serie „Best of Five“ ausgetragen wird (20 Uhr/ Spontent).
„Die Halle ist ganz komisch“, sagt Mittelblocker Anton Brehme. „Sie haben eine neue Volleyball-Halle hingebaut und an der Decke 2000 Lichter befestigt. Aufschläge dort sind schwierig und die Fans sitzen – anders als bei uns– nicht ringsherum.“ Zudem bietet die Tribüne Platz für gerade einmal 900 Fans. Zum Vergleich: Bei den Spielen der Volleys sind zum Teil bis zu 7000 Zuschauende dabei und feuern die Mannschaft an. „Man kriegt in Friedrichshafen von der Stimmung her wenig mit“, sagt Brehme. „Das wird ein schweres Spiel.“ Auch Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand bezeichnete die Halle als „gewöhnungsbedürftig und provisorisch“.
Noch in der vergangenen Saison musste der VfB auf eine Halle in Ulm, ausweichen, die knapp anderthalb Stunden entfernt von Friedrichshafen lag, da die ZF-Arena wegen Baumängeln nicht mehr zur Verfügung stand. Da der Verein woanders trainierte, konnte man kaum von einem Heimvorteil sprechen. In dieser Saison aber wurde der Umbau der Hangar-Halle am Flughafen endlich abgeschlossen, sodass der VfB seit Beginn dieses Jahres wieder über eine Heimhalle verfügt. Die Beleuchtung in der umgebauten Messehalle sei sehr schwierig, sagt Niroomand. „Jeder Spieler sagt, dass er beim Aufschlag lauter kleine Lampen sieht. Das ist keine ideale Volleyballhalle. Aber da hilft kein Lamentieren.“
Die strukturellen Probleme des Bundesligisten vom Bodensee spiegelten sich auch auf sportlicher Ebene wider. Der VfB startete zwar gut in die Saison, hatte aber mit Verletzungen zu kämpfen und befand sich schließlich in einem vorübergehenden Tief. Die Zwischenrunde schloss die Mannschaft deshalb nur auf Platz ab ab, hinter Berlin, Lüneburg und Düren, mit einer herausfordernden Ausgangsposition für die Play-offs.
Im Viertelfinale mussten sie sich erst gegen stark aufspielende Giesener durchsetzen und anschließend gegen Lüneburg antreten, die eine herausragende Saison spielten. „Sie haben jetzt als Team zusammengefunden und sind eingespielt“, sagt Brehme über den Dauerrivalen. „Sie haben nicht erwartet, im Finale zu stehen und nehmen das jetzt als Motivation.“
Das erste Finalspiel konnten die Volleys am Montag mit 3:1 für sich entscheiden. Friedrichshafen startete zwar stark und zeigte Kampfgeist, nach einem spannungsreichen Duell auf Augenhöhe hatten aber die Volleys die Nase vorn. Das lag nicht zuletzt an den knapp 7000 Fans, die Stimmung machten und die Mannschaft durch das Match trugen. Niroomand zeigte sich zufrieden mit der Leistung seines Teams und konnte sogar dem dritten Satz etwas Positives abgewinnen, in dem die Volleys nach mehreren abgewehrten Satzbällen schließlich unterlagen. „Mittelfristig war es gut, dass wir den verloren haben. Je mehr wir spielen, desto besser.“
Während des Spiels kam es immer wieder zu längeren Ballwechseln. Solche „Battles“ wünscht Brehme sich auch im zweiten Finalspiel. „Wir waren auf 95 Prozent, aber jetzt müssen wir auf 100 Prozent kommen und noch besser performen.“ Doch auch die Friedrichshafener, die in der vergangenen Saison die ersten beiden Finalspiele gewannen, wollen im Kampf um den Titel noch ein Wörtchen mitreden – und unterm Sternhimmel den Ausgleich schaffen.