Barfuß im Lichtermeer von Superbloom
Wenn man etwas zum ersten Mal macht, läuft selten alles nach Plan. Auf das Münchner Festival Superbloom trifft das jedoch nur bedingt zu. Denn die Macherin des zweitägigen Events im Olympiapark München ist niemand geringeres als Fruzsina Szép. Sie leitete bereits etablierte Marken wie Sziget in Budapest und Lollapalooza in Berlin. Jetzt ist sie Programmdirektorin beim Superbloom, dem ersten großen Open-Air-Festival im Olympiapark seit 2016.
„Ich bin gerade auf dem Gelände unterwegs gewesen“, sagt Szép am Sonntagnachmittag auf der Pressekonferenz. „Ich habe gespürt wie der Park vibriert.“ Sie und das Veranstaltungsteam seien unfassbar dankbar, dass das Festival, nachdem es coronabedingt zweimal verschoben wurde, nun endlich stattfinden konnte.
Nicht alle Fans konnten die Show von Calvin Harris sehen
Auf sechs Bühnen gab es 60 Konzerte, rund 50 000 Menschen sollen zu Gast gewesen sein – für Szép Grund genug zu verkünden: „Wir werden Superbloom auch nächstes Jahr machen.“ Als Termin ist erneut das erste Septemberwochenende angedacht. Bis dahin würde sich das Veranstaltungsteam überlegen, wie sich die Fehler aus diesem Jahr bestmöglich vermeiden lassen. „Wir hören zu und stellen uns den Kritiken“, sagte Szép mit Blick auf den ersten Veranstaltungstag.
Am Samstagabend hatten sich Besucher:innen beschwert, weil sie trotz Tickets den Auftritt von Calvin Harris, einem der Hauptacts, nicht sehen konnten. „Die haben die Leute vorne am Stehbereich erst ewig warten lassen und dann auf die Ränge verwiesen“, berichtete eine Besucherin auf TikTok. Die vorderen Ränge aber seien komplett überfüllt gewesen, weswegen die Zugänge zur Olympic Stage bald geschlossen wurden.
„Ich kann es total nachvollziehen, dass das Publikum sauer ist, das wäre ich auch“, sagte Szép. Jedoch trügen sie und das Veranstaltungsteam die Verantwortung für die Sicherheit der Besucher:innen – und um diese gewährleisten zu können, mussten sie den Einlass am Samstagabend stoppen.
Auch habe der eineinhalbstündige Regen am ersten Tag die Fortführung des Programms erschwert. Viele Acts konnten erst später beginnen, die Show von Years & Years fiel sogar ganz aus. In den sozialen Netzwerken wurde intensiv darüber diskutiert und Kritik am Festival geübt. Doch die Stimmung auf dem Gelände ist an keinem der beiden Tage gekippt.
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Im Gegenteil: Wer früh genug da war, erlebte bereits am Samstagnachmittag eine motivierte Crowd vor der Super Stage. „Ich weiß, es ist noch früh, München. Aber ich will den größten Moshpit sehen, den es je gegeben hat“, ruft Monk ins Publikum. Der Rapper ist Teil der Hip-Hop-Crew BHZ aus Berlin-Schöneberg. Bekannt für Tracks wie „Powerade“ und „Atzenmodus“, gehört die Gruppe derzeit zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Rap-Acts.
Ruhiger, aber mit ebenso motiviertem Publikum, läuft der Aufritt von AnnenMayKantereit auf der Olympic Stage am Samstagabend. „Also ich hab schon sehr viele Konzerte in meinem Leben gespielt, aber so viele Lichter hatte ich noch nie“, sagte Sänger Henning May mit Blick auf das Lichtermeer beim Song „Barfuß am Klavier“. Die einstige Kölner Straßenmusik-Band ist mittlerweile Dauergast auf großen deutschen Bühnen – und deshalb auch bei Superbloom gesetzt.
Zum Festival gehören neben den Konzerten auch eine Vielzahl von nicht-musikalischen Programmpunkten. In elf so genannten Experience-Bereichen treten Akrobat:innen auf, werden Podcasts live aufgenommen, es gibt Comedy von Kurt Krömer und Kaya Yanar sowie Zauberei, Yoga, Kunst und Vorträge.
Beim Booking hatten die Veranstalter:innen viel Wert auf Diversität gelegt. Neben Stars wie Megan Thee Stallion, Rita Ora und Willow treten auch andere, weniger bekannte, internationale Musikerinnen auf – etwa die ukrainische Rapperin Alyona Alyona und die ungarische Sängerin Deva. Aus Deutschland sind unter anderem die Chartstürmerinnen Lea und Nina Chuba vertreten, aus Bayern das Münchner Electro-Duo Umme Block und die Singer-Songwriterin Cosma Joy.
Während das Line-Up insgesamt verhältnismäßig viele Frauen aufweist, spielen die Headliner-Shows in den späten Abendstunden dann aber doch wieder Männer. Am Samstag feiert das Publikum zu Calvin Harris „Summer“ und „One Kiss“. Am Sonntag steht der US-amerikanischen Rapper Macklemore im Zentrum, der Hits wie „And We Danced“ performt und die Menge mit einem Dance-Battle zwischen Zuschauer:innen unterhält. Parallel dazu spielt der belgische Musiker Stromae seinen letzten Festival-Auftritt für diesen Sommer.
Sieben Jahre lang war es still gewesen um den Sänger, bevor er mit einem Auftritt im französischen Fernsehen im Januar dieses Jahres eine Erklärung lieferte: Als die Moderatorin fragte, ob ihm die Musik geholfen hatte, sich von der Einsamkeit zu befreien, über die er in seinen Liedern singe, stimmte Stromae seine neue Single „L’enfer“ an und erzählte live und zur Prime-Time von seiner persönlichen Hölle, der Depression.
Der Song ist auch Teil seines Auftritts in München, bei dem Stromae neben einer außergewöhnlichen musikalischen Performance auch mit einer cineastischen Bühnenshow glänzt. Zum Abschluss spielt er seinen größten Hit „Alors On Danse“ – und hat anschließend noch eine Überraschung parat: Für die A cappella-Nummer „Mon Amour“ kehrt er noch einmal zurück auf die Bühne. Das Publikum, das gerade noch singend und springend unterwegs gewesen war, dankt es ihm mit gespannter Stille.
Zum Superbloom-Finale muss es aber nochmal knallen. Das übernimmt der französische DJ David Guetta im Olympiastadion – inklusive Feuerwerk.